„Unnütze“ Zauberkraft der Seele
Vernissage der Ausstellung „Einheimische Künstler in Mechernich“ – Etwa 30 Künstler aus der Region zeigen in den Weihnachtsferien ihre Werke – Bilder und Skulpturen zeigen Gesellschaftskritik, Faszination für Licht und Möglichkeiten von Beton – Künstler Paul Weiermann organisiert die Schau seit 25 Jahren
Mechernich – Auf dem Tisch sitzt ein Funkemariechen, von der Seite blickt ein Löwe durch das Dickicht des Dschungels, leuchtende Mohnblüten und pastellfarbene Schmetterlinge zieren die Landschaft, eine Menschenmasse hat sich auf den Weg gemacht und steuert auf einen feuerspeienden Vulkan am Horizont zu. Mit so vielfältigen Bildern und Skulpturen präsentieren sich die „Einheimischen Künstler in Mechernich“ bei ihrer Ausstellung im Gymnasium „Am Turmhof“.
Gerhard Lenz hat seine Bilder schräg gegenüber vom Eingang aufgehängt. Die Besucher laufen so auf sein aktuellstes Werk „Paris“ zu. Dunkelheit, eine durchschossene Glasscheibe, Blut. Ein anderes Bild ist zwar schon älter, hat aber einen Bezug zu den Anschlägen von Paris. „Die Torheit der Massen“ zeigt eine entpersonalisierte Menschenmenge, die auf einen durch Mauern geschmälerten Horizont mit einem ausbrechenden Vulkan zulaufen.
„Mir ist es gar nicht so wichtig, dass die Leute meine Bilder kaufen, Hauptsache sie schauen sie sich an und befassen sich damit“, so Gerhard Lenz. Der Künstler aus Kommern nimmt bereits zum 16. Mal an der Ausstellung in Mechernich teil. „Wenn man den Künstlern in Mechernich so eine Gelegenheit gibt, dann sollte man das auch honorieren und daran teilnehmen“, erklärte er. Er hat Spaß am Austausch mit den Besuchern: „Viele Leute sehen in meinen Bildern ganz andere Dinge, als ich es mir gedacht habe. Sie zeigen mir neue Aspekte meiner Kunstwerke.“
Auch Petra Hansen schätzt die Unterhaltungen mit den Gästen und ihren Künstlerkollegen. Seit etwa fünf Jahren ist die Mechernicherin bei den „Einheimischen Künstlern“ dabei. „Ich fühle mich hier wohl, wie in einer großen Familie.“ Ihre Bilder zeigen die Faszination von Licht: Sonnenuntergänge, bunte Wolkenformationen durch die das Licht hindurch bricht, abstrakte Bilder, die aus sich heraus zu leuchten scheinen. „Das ist einfach in mir. Wenn ich vor einer leeren Leinwand stehe fasziniert es mich, den Effekt hinzubekommen und das Bild zum Leuchten zu kriegen“, so Petra Hansen.
Ganz unterschiedliche Werke finden sich am Kunststand von Pia Benz, Ortsvorsteherin von Kommern-Süd und Katzvey. In ihren Bildern hat sie Strukturen mit Sand oder Kaffee geschaffen während ihre Betonfiguren zum Teil glatt und glänzend sind. „Die Mischungen aus Zement, Sand und Wasser stelle ich selber her, damit kann ich zum Beispiel gießen oder modellieren – Beton ist einfach unglaublich wandelbar“, erzählte die Kommernerin.
Zur Vernissage waren zahlreiche Besucher ins Foyer des Gymnasiums gekommen, um zu sehen, was die rund 30 Künstler aus der Region Kreatives geschaffen haben. Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick eröffnete die inzwischen 36. Ausstellung der „Einheimischen Künstler“. „Die Kunst ist die Zauberkraft der menschlichen Seele“, zitierte er den Autor Frank Stoerch.
Die Ausstellung habe es sich zum Ziel gemacht, den Künstlern in Mechernich und der Region die Gelegenheit zu geben, ihre Werke auszustellen, erklärte Bürgermeister Dr. Schick. Dabei sei die Ausstellung schon lange mit dem Namen Paul Weiermann verbunden, der die Ausstellung inzwischen seit 25 Jahren organisiert. „Ich gratulieren Ihnen zu Ihrem »silbernen Ausstellungsorganisationsjubiläum«“, sagte der Bürgermeister mit einem Augenzwinkern. Paul Weiermann hatte natürlich auch für die musikalische Begleitung des Abends durch den Männergesangverein 1892 Vussem und die Musikgruppe „Die Evangelischen“ aus Nöthen gesorgt.
Den organisatorischen Einsatz von Paul Weiermann, der als Künstler auch selbst mit einem Stand vertreten ist, lobte auch Landrat Günter Rosenke: „Es ist wie beim Kreis und bei der Stadt – ohne einen Kopf geht es nicht.“ Rosenke erzählte, wie er selbst schon gute Erfahrungen mit den „Einheimischen Künstlern“ gemacht habe. Vor einigen Jahren habe er nämlich durch die Ausstellung noch ein Weihnachtsgeschenk für seine Frau gefunden. Für die Bedeutung der Kunst für die Menschen zitierte er schließlich den französisch-rumänischen Autor Eugène Ionesco: „Die Kunst ist unnütz, aber der Mensch kann auf das Unnütze eben nicht verzichten.“
Die Ausstellung ist in den Weihnachtsferien (außer an Heiligabend, dem Ersten Weihnachtstag und Silvester) täglich von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Besucher können für je 50 Cent Lose kaufen, mit denen Sie am Sonntag, 3. Januar, um 17 Uhr an einer großen Tombola teilnehmen können. Jeder Künstler hat dafür eines seiner Kunstwerke zur Verfügung gestellt. Wer während der Verlosung nicht anwesend ist, kann seinen Gewinn noch bis Ende Januar im Rathaus (Zimmer 21) abholen.
pp/Agentur ProfiPress