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Springen zu Ehren Willibrords

Pfarrer Erik Pühringer und Helfer brachten die Echternacher Springprozession nach Nöthen – Auch der Nöthener Pfarrpatron und Eifelmissionar verkündete einst den Glauben in einer bewegten Zeit – Rhythmus des „Tanzes“ geht ins Blut – Gelungene Heim-Premiere

Mechernich/Nöthen – Die Corona-Pandemie macht auch erfinderisch. Sie trägt gewissermaßen Schuld, weshalb Gläubige gemeinsam rund um die Nöthener Pfarrkirche St. Willibrord zu Polkamelodien sprangen. Pilgertuch an Pilgertuch.

Normalerweise zieht es seit Menschengedenken tausende Menschen an Pfingstdienstag nach Echternach. Doch die beliebte Traditionsveranstaltung, die 2010 zum immateriellen Kulturerbe und damit zum schützenswerten Gut erhoben wurde, musste diesmal wegen Corona abgesagt werden.

Statt in Echternach wurde am Pfingstdienstag in Nöthen gesprungen. Allen voran Mechernichs Pfarrer Erik Pühringer (r.) und Thomas Schiefer aus Nöthen. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Aber gänzlich entfallen? Das wäre doch traurig, meinte GdG-Pfarrer Erik Pühringer und brachte einen kleinen, aber stilvollen Ableger in den gut 700-Seelen-Ort. Mit Michael Schmitz vom Nöthener Kirchenvorstand und weiteren Helfern hatte der Geistliche tatkräftige Unterstützer vor Ort. Der liebe Gott hatte außerdem für gutes Wetter gesorgt.

Die Gläubiger – auf den geforderten Covid-19-Mindest-Abstand positioniert – genossen auf Stühlen sitzend sichtlich den Freiluftgottesdienst auf dem Platz an der Kirche. Manche mit Mundschutz, manche ohne.  

Nicht: zwei Schritte vor, einen zurück

Zuvor durften sie aber erst einmal traditionsgemäß springen. Aber nicht, wie ein Irrglaube weiter trägt, zwei Schritte vor, einen zurück. Stattdessen geht es mit einem gewissen Pathos erst auf das rechte und dann das linke Bein, immer im Takt und mit leichter Vorwärts-Bewegung, Schritt für Schritt weiter. Fast kommt es einem Tanz gleich. Die Schrittfolge ist für Ungeübte ein Leichtes, der Rhythmus geht ins Blut. Auch die siebenjährige Freyja Berners lernte schnell an der Hand von Vater Lukas, „was mir meine Oma vorher gezeigt hat“.

Auf dem Nöthener Kirchenplatz konnte man sich während dem Gottesdienst wohlfühlen. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Der Weg der Springprozession führte einmal rund um die Kirche St. Willibrord, entlang der schmalen idyllischen Gässchen, vorbei an den hübsch restaurierten Fachwerkhäusern.  An der Spitze sprangen Pühringer und Spring-Neuling Thomas Schiefer aus Nöthen. Dahinter Jung und Alt, Groß und Klein. 

Fast war es wie in Echternach. Aber einen Unterschied gab es doch: „Dort beginnt das Ganze mit einem Gottesdienst. Wir haben heute andersherum gestartet, mit dem Springen um unsere Pfarrkirche“, erklärt Pühringer später den kleinen Unterschied zum großen Vorbild. Dass die geheiligte Kirchenstätte St. Willibrord als Ort der Springprozession auserkoren wurde, war beileibe kein Zufall.

GdG-Pfarrer Erik Pühringer erinnerte an das Wirken und die Botschaft Willibrords, dem Namenspatron der Nöthener Kirche. Er gilt auch als Begründer der Echternacher Springprozession. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Willibrord (658-739), Bonifatius-Jünger und einer der „Eifelmissionare“, gründete in Echternach die Abtei und wurde in der dortigen Willibrordus-Basilika beigesetzt. Ebenso gilt er als Begründer der Springprozession und wurde nicht zuletzt zum Pfarrpatron für die Nöthener. Passender hätte der Ort im GdG-Gebiet also nicht gewählt werden können.

Glauben leben

„Der heilige Willibrord verkündete den Glauben in einer bewegten Zeit“, predigte Pühringer: „Heute sind wir gerufen, wie der heilige Willibrord auch unseren Glauben ein gutes Stück zu leben, zu unserem Glauben zu stehen. In Worten und in Taten.“ Corona sei ein Weckruf, um zu erkennen, dass Menschen füreinander verantwortlich sind und aufeinander Acht geben sollten.

Die Nöthener Variante der Springprozession führte die Gläubigen rund um die örtliche Kirche. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Der Legende nach war die Echternacher Springprozession aufgrund von im Mittelalter vorherrschenden Krankheiten ins Leben gerufen worden. Dass die Traditionsveranstaltung abgesagt wird, war in den vergangenen Jahrhunderten selten der Fall: nur wegen der Pest, der Cholera und der Weltkriege – und jetzt Corona. Ein bisschen Gutes hat es dennoch: Ohne die Pandemie hätte es die alternative Springprozession wahrscheinlich nie gegeben.

Die Nöthener Variante, die zwar nicht die Größe des Vorbilds, dafür einen ebenso großen Liebreiz und auch signalgebende Wirkung entfaltete, weist durchaus Potential für Wiederholungen auf. Doch da winkt das Mechernicher Kirchenoberhaupt entschieden ab.

Mit Michael Schmitz (Foto, l.) vom Nöthener Kirchenvorstand und weiteren Helfern hatte Pfarrer Erik Pühringer tatkräftige Unterstützer im 700-Seelen-Ort bei der Umsetzung der Springprozession. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress.

Er hoffe, dass es bei der einmaligen Verwirklichung bleibt und im kommenden Jahr wieder ein Bus mit „Springern“ von Mechernich nach Echternach fahren kann. Gefallen hat ihm die Heimpremiere dennoch sehr: „Ich war begeistert, auch von der Zahl und Vielfalt derer, die mitgemacht haben.“ Letztlich sei es mit der Nöthener Variante auch darum gegangen, der Prozession Echternach sowie dem heiligen Willibrord zu gedenken und damit umso mehr deren Bedeutung im Bewusstsein zu halten – auch in Corona-Zeiten. 

pp/Agentur ProfiPress