Sister Dorfladen feiert Einjähriges
Kaller Ortschaft geht neue Wege: Dorfladen „Frische Genossenschaft Sistig e.G.“ ist Erfolgskonzept – Ortsvorsteher Karl Vermöhlen: „Der Laden läuft!“ – „Geburtstagsfeier“ mit regionalen Produkten und buntem Programm
Kall-Sistig – In vielen Orten gibt es längst keinen Laden mehr für die Einkäufe des täglichen Bedarfs. Dieses Schicksal hätte auch Sistig gedroht, als der kleine ortsansässige Supermarkt geschlossen wurde. Doch die Sistiger nahmen ihr Schicksal in die Hand und sind jetzt schon seit einem Jahr mit ihrem Dorfladen Selbstversorger. „Das Lädchen läuft!“, freute sich Ortsvorsteher Karl Vermöhlen.
Nach Schließung des ansässigen Geschäftes hätten die 782 Sistiger für jede Tüte Milch und jede Briefmarke weit fahren müssen. Der Schlüssel zum Erfolg und zur Umsetzung: Die Sistiger gründeten die „Frische Genossenschaft Sistig e.G.“. Über 140 Unterstützer zeichneten im vergangenen Jahr Genossenschaftsanteile, angefangen hatte es mit 21. Es ist eine Genossenschaft entstanden, die sich als organisierte Dorfgemeinschaft versteht. Es gehe schließlich um die Zukunft des Ortes – da trage jeder Verantwortung, so Vermöhlen.
Seit Anfang Juni führen Resi Lachnitt und Sandro Hammermüller die Frische Genossenschaft an. Den Aufsichtsrat bilden Angela Fischer (Vorsitzende), Albert Schneider (Stellvertreter), Norbert Betz, Thomas Klein, Uwe Walter, Markus Zimmermann, Astrid Hamacher, Michael Pütz und Achim Schmitz.
Den „1. Geburtstag“ feierten die Sistiger mit einem kleinen Fest. An der Brottheke gab es zwei Sorten Lade-Brot und an der Wursttheke wurde Lade-Wurst von der Sistiger Metzgerei Schneider verkauft. „Einkaufen, wo wir zu Hause sind“, lautet in Sistig das Motto. Das „Sistiger Lade-Bier“ wurde ausgeschenkt, das die Gemünder Brauerei eigens für die Frische Genossenschaft Sistig abfüllt. Dazu gab es Leberkäs’. Zusätzlich konnten Weine, der Honig eines heimischen Imkers und „fair gehandelte Milch“ probiert werden.
Draußen, in einem Hof links neben dem Dorf-Lädchen, bot der Sistiger Lothar Gerhards Steingarten- und Bauerngartenpflanzen an. „Wir haben uns mit ein paar Leuten zusammengetan und eine kleine Pflanzenbörse organisiert“, berichtete er. Vom Sistiger Lyriker Theo Breuer Gedichtbände lagen zum Verkauf aus. Passend zur Fußballweltmeisterschaft konnte man sich auch an einer Torwand versuchen. Für Kinder boten Barbara Gerhards und Mareike Wirtz ein Bastelprogramm an. Smilla, Juliana, Marie, Samuel, Finn und Inga bauten Serviettenringe, Stiftaufsetzer und Schmetterlinge.
„Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten sind wir mit der Entwicklung heute durchaus zufrieden“, meinte auch Aufsichtsratsvorsitzende Angela Fischer. Sie begrüßte mit Kurt Schulz auch einen der Vorbesitzer des Sistiger Lädchens, der heute Vermieter der 170 Quadratmeter Verkaufsfläche ist. „Im Schnitt kommen 130 Kunden pro Tag“, bilanzierte Resi Lachnitt von der Sistiger Frische Genossenschaft positiv.
Kalls Erster Beigeordneter Uwe Schmitz war voll des Lobes: „Das Engagement hier in Sistig ist beachtlich.“ Acht Halbtagskräfte, zwei Schüler und über 30 Ehrenamtler halten „ihr Lädchen“ am Laufen. „In dieser Form der einzige Dorfladen in der Gemeinde Kall“, ergänzte Beigeordneter Schmitz und erinnerte daran, dass die Sistiger Unterstützung aus einem Leader-Projekt erhielten.
„Insbesondere Bioprodukte und unser frisches Obst, das wir von einem Großhändler beziehen, sind sehr gefragt“, sagte Sandro Hammermüller vom Vorstand der Frische Genossenschaft, in der Kunden und Genossen mitbestimmen können. So wurde beispielsweise das Sortiment wurde erweitert. „Wir folgen damit den Anregungen unserer Kunden, die oft auch Genossenschaftsmitglieder und damit Mitunternehmer sind“, sagte Vermöhlen. Mittlerweile gebe es deutlich mehr frisches Obst und Gemüse in guter Qualität – und inzwischen auch Kinderspielzeug. „Natürlich bleibt dabei unser übriges breites Waren- und Getränkeangebot unverändert erhalten“, versprach der Sistiger Ortsvorsteher.
Das Sistiger Dorflädchen bietet auch eine ganze Reihe von Dienstleistungen an. Darunter gibt es einen Lieferservice von Getränken und Lebensmitteln, Einkaufsgutscheine, Präsentkörbe für jeden Anlass, eine Postagentur, eine Reinigungsannahme, die Möglichkeit, Prepaid-Handys aufzuladen, Geschenkkarten und einen Kopier- und Faxservice. In einem kleinen Bistrobereich steht eine Bücherkiste bereit. Bezahlen können Kunden mit Bargeld oder ihrer EC-Karte
pp/Agentur ProfiPress