RSV startete in Radsport-Saison
Jeden Sonntag und Dienstag wird geradelt – Gastfahrer sind willkommen – Der im Januar 1981 gegründete Verein unterstützt die Kaller Grundschulen bei der Fahrradausbildung – Alte Fotos zeugen von kleinen Missgeschicken, von lustigen Fahrten und großen Erfolgen in den 90er-Jahren – Bürgermeister im Kuhstall
Kall – Nun radeln sie wieder: Die Mitglieder des Kaller Radsportvereins (RSV) haben kürzlich ihre Saison mit einer ersten Ausfahrt eröffnet. Im 38. Jahr seines Bestehens hat der RSV heute 30 Mitglieder, von denen 19 recht aktiv in die Pedale treten. Auch drei E-Bike-Fahrer haben sich den Kaller Pedalrittern angeschlossen, die vom Vorsitzenden Gerd-Dieter Schmitz angeführt werden. Stellvertretender Vorsitzender ist der ehemalige Bürgermeister Herbert Radermacher. Kassierer Martin Breuer und Geschäftsführerin Anne Wulf-Huppertz komplettieren den Vorstand.
Anne Wulf-Huppertz ist die einzige weibliche Rennrad-Fahrerin im RSV und fühlt sich inmitten der radelnden Männerschar pudelwohl. „Man kann sich auf die immer verlassen“, spart die agile Geschäftsführerin nicht mit Lob über die Sport-Kollegen.
Der Verein veranstaltet nicht mehr – wie damals in den Gründerjahren – Meisterschaften oder Radtouristikfahrten. Dafür stehen in der Saison jede Woche zwei Touren auf dem Jahresprogramm, die jeden Sonntag und jeden Dienstag um 10 Uhr am Aktivpark starten.
Die Sonntagstouren werden mit dem Rennrad bestritten, die Ausfahrten am Dienstag sind eher den Rentnern mit ihren Mountainbikes oder E-Bikes vorbehalten. „Gastfahrer sind uns immer willkommen, egal ob mit Rennrad, Mountainbike oder E-Bike“, ermuntert Geschäftsführerin Anne Wulf-Huppertz interessierte Radfahrer, die nicht dem Verein angehören, zum Mitfahren. Jedes Jahr unternähmen die RSV-Mitglieder eine Viertages-Tour, die in diesem Jahr in die Vogesen führe.
Ausbildung im Mai in Sistig und im Juli in Kall
Neben den sportlichen Aktivitäten widmet sich der RSV auch gemeinnützigen Dingen. So zum Bespiel unterstützen die Vereinsmitglieder die Grundschulen Kall und Sistig bei der Fahrradausbildung. Sie stehen den Kindern an allen Ausbildungstagen mit Rat und Tat zur Seite. Anne Wulf-Huppertz: „Wir machen das gern, denn die Schulen sind auf unsere Hilfe angewiesen, weil oft beide Elternteile berufstätig sind.“ In diesem Jahr finde die Fahrradausbildung im Mai in der Grundschule in Sistig und um Juli in der Grundschule in Kall statt.
Mit dem Ziel, den Radsport zu fördern, wurde der RSV im Januar 1981 in der Gaststätte „Haus Hubertus“ in Kall gegründet. Männer der ersten Stunde waren Ferdi Sassmann, Werner Hochgürtel, Herbert Limburger und das heutige Radsport-Urgestein Bernd Marzi aus Engelgau, der mit Baskenmütze, roter Latzhose, geschwungenem Schnäuzer und Kinnbärtchen in Radler-Kreisen bekannt ist wie ein bunter Hund. Marzi ist heute ebenso noch aktiv wie Rolf Linden und Heiz Wulf, die schon viele Jahre Mitglied sind.
Auch der damalige Bürgermeister Werner Schumacher trat dem Verein kurz nach der Gründung als aktives Mitglied bei. Als der Verein 1982 die erste Radtouristikfahrt veranstaltete, gab Werner Schumacher auf dem Schulhof der Hauptschule den Startschuss, um sich später selbst auf den Fahrradsattel zu schwingen. Auf alten Fotos des Startes ist zu sehen, dass damals nahe der Hauptschule weder die Tennishalle noch die Bürgerhalle standen.
Bei den damaligen Meisterschaften und Radtouristikfahrten hatte der Kaller RSV anderen Vereinen gegenüber immer einen klaren Vorteil. Als Eigentümer eines großen Fahrradgeschäftes und des damit verbundenen Fachwisssens war Bernd Marzi bei Pannen oder Defekten stets eine verlässliche Reparaturversicherung. Das ist auch heute noch so. Geschäftsführerin Anne Wulf-Huppertz: „Ist Bernd bei den Touren dabei, wird sofort geholfen.“
Hans Muff mit Kuhkette
Neben dem Radsport kam auch damals die Geselligkeit im RSV nicht zu kurz. Denjenigen, die dabei waren, bleibt die erste Weihnachtsfeier mit dem Besuch von Nikolaus und Hans Muff im Haus Hubertus unvergessen. Um sich den Respekt der Radler zu verschaffen, hatte sich der Muff beim gegenüber wohnenden Landwirt Karl Zilligen eine schwere Kuhkette beschafft. Beim Schwingen der Rute und der Kette geriet die in einen Kronleuchter des Saales und zerdepperte zum Entsetzen der Wirtin vier Lampen.
Kühe melken war 1983 angesagt bei einer lustigen Fahrrad-Rallye durch die Gemeinde Kall. Auch hier ist auf alten Fotos zu sehen, wie sich Bürgermeister Werner Schumacher und Bernd Marzi – auf einem Melkschemel neben einer Kuh sitzend – bemühen, möglichst viel Milch in einen Eimer zu melken.
Eine recht erfolgreiche Fahrerin hatte der RSV in den 90er-Jahren mit Monika Schröder aus Gemünd vorzuweisen. Als die internationalen Radsportprofis Dietrich Thurau, Josef Kirsten, Danny Clark und René Pijnen 1983 bis 1987 bei den legendären Sechstagerennen (1928 bis 1998) in der 1999 abgerissenen Kölner Sporthalle große Siege feierten, stand Monika Schröder diesen großen Sportlern in nichts nach. Über Jahre hinweg ließ sie der weiblichen Konkurrenz im Rahmenprogramm des Sechstagerennens keine Chance und gewann mehrmals in Folge den internationalen Wettbewerb um den Titel der „Miss Kurve“.
pp/Agentur ProfiPress