Mit Manpower gegen Motten
In Wachendorf steht Laubsammel-Aktion an – Nur der jährliche Einsatz rettet die prächtige Kastanienallee – Reichlich Verpflegung für die Helfer von nah und fern
Mechernich-Wachendorf – Manchmal braucht es nur ein winzig-kleines Ding, um großen Schaden anzurichten. Die Rosskastanienminiermotte, ein Kleinschmetterling mit langem Namen und knapp acht Millimetern Spannweite, ist so ein Unheil bringender Mini-Schädling. Noch vor Jahren sorgten die Larven der Motte dafür, dass die herrliche Kastanienallee in Wachendorf bereits früh eine herbstliche Note bekam. „2008 und 2009 etwa waren die Bäume schon im Hochsommer kahl“, erinnert sich Helmut Schmitz, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Stadt Mechernich, an den traurigen Anblick.
Schuld daran waren die Larven, die das Laub mit ihren Fraßgängen zerstörten. Die Blätter wurden braun, fielen ab und die Kastanien trieben im Herbst erneut grün aus. Ein Kraftakt, der die stattlichen Bäume zusätzlich schwächte, was dazu führte, dass sie immer weniger Früchte bildeten. Dass dieses botanische Drama der Vergangenheit angehört, ist dem tatkräftigen Einsatz vieler freiwilliger Helfer zu verdanken, die sich seit Jahren Ende November in Wachendorf versammeln, um das befallene Laub einzusammeln, so auch wieder am Samstag, 21. November, ab 9 Uhr.
„Die Miniermotte kann bis zu drei Generationen pro Jahr ausbilden, von denen die letzte im Laub auf dem Boden überwintert und sich für den nächsten Befall im neuen Jahr bereithält“, erklärt Helmut Schmitz, warum er und Ortsvorsteher Heinz Theo Wolfgarten seitdem jedes Jahr erneut Motten-Alarm schlagen. „Das ist und bleibt eine Daueraktion“, sieht Schmitz kein Ende ab.
Damit sich die Bewohner und Besucher des Ortes auch weiterhin an der prachtvollen Allee, die zu den schönsten im Kreis Euskirchen zählt, erfreuen können, sind auch am 21. November wieder viele Helfer auch von außerhalb des Ortes erwünscht, die das Laub einsammeln. Anschließend werden der Junggesellenverein und die Alte-Herren-Mannschaft des SV Wachendorf das befallene Laub tonnenweise in bereitstehende Container laden. Der Bauhof transportiert die Container dann zum Kompostwerk des Kreisabfallwirtschaftszentrums in Strempt, wo die Larven bei Temperaturen von 70 bis 80 Grad sicher vernichtet werden.
Der Bauhof stellt die Gerätschaften zur Verfügung, die Dorfbewohner sorgen mit frischen Reibekuchen und süßen Kuchen für die nötige Stärkung, die Stadt Mechernich stiftet kalte und warme Getränke.
Wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) berichtet, wurde die Miniermotte 1984 erstmals in Mazedonien entdeckt und hat sich seitdem mit einer Geschwindigkeit von 80 bis 100 Kilometern pro Jahr in Richtung Nordwesten verbreitet. Dafür, dass die Miniermotte ihren Weg nach Deutschland gefunden hat, werden mehrere Gründe in Erwägung gezogen: Klimatische Veränderungen, die eine natürliche Wanderung auslösen können, kommen als Ursache ebenso in Frage wie die Ausbreitung durch den europäischen Warenverkehr. Das erste Exemplar auf bundesdeutschem Grund wurde 1993 beispielsweise an einer Autobahn in Bayern entdeckt.
pp/Agentur ProfiPress