Mit besten Empfehlungen
Jeden Mittwoch treffen sich Unternehmer aus der Eifel zum Frühstück im Mechernicher Rathaus-Bistro – Das Business Network International hat 180.000 Mitglieder weltweit
Mechernich – Sie treffen sich jeden Mittwochmorgen von 7 bis 8.30 Uhr im Mechernicher Rathaus-Bistro. Einen Dresscode gibt es nicht. Der Autoschlosser kommt in grauer Arbeitshose, der Gartenbauer in der grünen Variante, der Rechtsanwalt trägt Anzug und Krawatte. Insgesamt 21 Unternehmen schicken je einen Vertreter, um ihre Firma zu repräsentieren, vorzustellen und auch den ein oder anderen Auftrag zu erhalten.
BNI nennt sich dieser weltweite Zusammenschluss von Geschäftsleuten aus den unterschiedlichsten Branchen. Die Abkürzung steht für Business Network International. Der US-amerikanische Unternehmer Ivan Meisner hat es 1985 gegründet, nach und nach gründeten sich auch im Ausland Netzwerke, mittlerweile sind rund 180.000 Mitglieder weltweit miteinander verbunden. Das Netzwerk für Deutschland, Österreich und die Schweiz operiert aus Wien. Im Rheinland gibt es 20 Netzwerkzusammenschlüsse, Chapter genannt – darunter auch das Chapter Eifel-Team, also diejenigen, die sich mittwochs in Mechernich treffen.
„Wir haben zwar auch Mitglieder aus Euskirchen, aber Schwerpunkt sind die Kommunen südlich der Kreisstadt“, sagte Kfz-Gutachter Frank Chelmowski aus Satzvey, der momentan als Chapterdirektor dem Eifel-Team vorsteht. Wichtig ist: Eine Branche darf nur je einmal in einem Chapter vertreten sein. Gibt es bei einigen Unternehmen Überschneidungen, müssen sie sich auf Teilbereiche ihres Angebots beschränken, sodass es eben nicht zu Überschneidungen kommt.
„Wer gibt, gewinnt“ lautet das Motto von BNI. Denn darauf basiert der Erfolg des Netzwerks: Man empfiehlt Kunden, die Bedarf an einer bestimmten Leistung haben, eine Firma aus dem Netzwerk. Natürlich vergeben die BNI-Mitglieder auch untereinander Aufträge. Diese Empfehlungen, das ist einer der Hauptbestandteile eines solchen Treffens, werden laut verkündet – genau wie die Gesamtsumme, die durch diese Aufträge erwirtschaftet wurden. Damit diese Empfehlungen sich auch nicht als Luftnummern erweisen, gibt es noch den sogenannten Realitätscheck. Zufällig wird nachgefragt, was aus vergangenen Empfehlungen geworden. Provisionen gibt es für das Beschaffen eines Auftrags nicht. Dafür aber den Titel Netzwerker des Monats für die Firma, die die meisten Empfehlungen ausgesprochen hat.
Ein jedes Treffen beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück. Rathaus-Bistro-Geschäftsführerin Elif Gül, die ebenfalls BNI-Mitglied ist, hat für die 21 Firmenvertretern und die Besucher ein umfangreiches Büffet zusammengestellt. Während des Frühstücks beginnen auch die Vorträge.
Jeder Firmenvertreter stellt in 60 Sekunden sein Unternehmen vor. Damit nicht jede Woche der gleiche Text vorgetragen wird, nehmen die Redner auch aktuelle Begebenheiten zum Anlass. So spricht Rechtsanwalt Jan-Hendrik Hermans aus Euskirchen zum Thema Testament, Daniel Hahn, Geschäftsführer des Kaller Sicherheitsunternehmens E.S.A. über die beginnende Einbruchszeit, Christina Hirschberg von der Axa-Agentur Spilles in Euskirchen nach dem Hochwasser in Kommern über Elementarschadensversicherungen oder Raumausstatter Hanno Radermacher aus Marmagen über bestimmte Polster. Auch die Besucher müssen ihre Betriebe vorstellen. Immerhin sind sie ja potenzielle Kandidaten.
Nach den Kurzpräsentationen stellt ein Mitglied seine Firma ausführlicher vor, nach zehn Minuten ertönt ein Gong. Andreas Knappe rückte sein Druck-Unternehmen Knappe & Bellstädt in Düren ins beste Licht anhand eines Beispiels, in dem sie die Beschriftungen innerhalb eines Supermarkts von Beginn an konzipierten und umsetzen. Dabei lässt er Hartgummi-Buchstaben, die er im Supermarkt verwendet hat, rundgehen.
Bei BNI Mitglied werden kann man nur auf Empfehlung oder nach eine ausgiebigen Prüfung der Referenzen. Fällt die negativ aus, wird der Antrag abgelehnt. Darüber entscheidet der Mitgliederausschuss eines Chapters. Der prüft ebenfalls, ob die Branche eines Antragstellers bereits vorhanden ist. Ist das der Fall, holt man das Mitglied und den Antragsteller an einen Tisch, damit sie sich auf die Repräsentation von Teilbereichen der Branche verständigen können. Wenn eine Mitgliedschaft ausläuft, wird überprüft, ob das Unternehmen Leistung in Form von Empfehlungen erbracht hat. Ist das nicht der Fall, wird die Mitgliedschaft nicht verlängert. Der Jahresbeitrag ist nicht gering. Doch Frank Chelmowski sieht ihn als lohnende Investition, denn „die Mitglieder machen jeden Tag für die Unternehmen Werbung.“
pp/Agentur ProfiPress