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Lehmann prangert ungehemmten Medienkonsum an

Ausstellung des Kallmuther Grafikers und Illustrators Oliver Lehmann in der Mechernicher Rathaus-Galerien eröffnet – Star-Trompeter und Musikprofessor Hans-Peter Salentin unterhielt musikalisch

Hans-Peter Salentin, Professor für Jazztrompete, Big Band und Jazz-Combo an der Hochschule für Musik Würzburg, in seinem Element – sehr zur Freude von Claudia Hoffmann, die kenntnisreich in Oliver Lehmanns Werk einführte. Foto: Peter Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich – Musikalische Klänge von Star-Trompeter Hans-Peter Salentin, dazu die ungewöhnlichen Bilder des Künstlers Oliver Lehmann aus Kallmuth: Das kulturell interessierte Publikum kam bei der Vernissage in der Rathaus-Galerie im Mechernicher Rathaus auf seine Kosten.

Gezeigt wird dort bis Ende September in den für jedermann zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung zugänglichen Räumen die Digitalkunst Lehmanns und damit eine noch vergleichsweise junge Disziplin. „Er beschäftigt sich mit einem Medium, das in Bewegung ist, wie kaum ein anderes: Mit den Pixeln, die die Welt veränderten“, sagte Laudatorin Claudia Hoffmann, Autorin und Journalistin aus Kommern-Süd, bei der Ausstellungseröffnung vor rund 60 Gästen.

Schon zu Schulzeiten – er belegte Kunst als Abiturfach am Mechernicher Gymnasium Am Turmhof – hat Oliver Lehmann gerne gezeichnet. Inspiriert wurde er von seinem Vorbild, dem spanischen Surrealisten Salvador Dali. Anfangs mit Pastellkreide, Kohle und Bleistift. Wie bei Dali verwandeln sich bereits in Lehmanns frühen Arbeiten – Formen, Körper und Gegenstände zu zerfließenden, weichen oder verformten Gebilden, die mit vertrauten Vorstellungen brechen.

„Doch irgendwann reichten die ‚traditionellen‘ Zeichenmittel nicht mehr aus, um den Bildern in seinem Kopf und Bauch adäquat Ausdruck zu verleihen. Mit dem Pinsel vor der Leinwand fühlte er sich ohnehin  ‚zu weit weg‘ von seinen Ideen, wie er mir in einem unserer Vorgespräche einmal erzählte“, so Hoffmann.

Im Zuge größtmöglicher Präzision arbeitet Oliver Lehmann, der nach dem Abitur eine Lehre zum Offsetdrucker absolvierte, heute mit „Dual Screen“. Genauer: mit zwei nebeneinander stehenden 24 Zoll-Monitoren in einem Zoom-Bereich von bis zu 800 % – fast wie ein Uhrmacher.

Entdeckt wurde Oliver Lehmann 2009 von dem Nettersheimer Künstler Frim Sauvageot. Der Initiator der „Eifeler Atelier Tage“ erkannte kurz vor seinem plötzlichen Tod – Sauvageot verstarb Ende 2009 – die Qualität und die Andersartigkeit von Lehmanns Werken, die der junge Künstler bis dato ausschließlich im Internet präsentiert hatte und förderte ihn nach Kräften. Mit großem Erfolg: Im Januar 2010 erhielt Oliver Lehmann den 2. Preis des Brooklyner „Museum of Computer Art“. In den USA hängen seine Bilder unter anderem in Detroit.  Auf einer englischsprachigen Internet-Plattform werden sie – in Spitzenzeiten – rund 1.000 Mal im Monat angeklickt.

Zwischenzeitlich verfügt der Kallmuther Grafiker und Illustrator, der übrigens auch schon einige CD-Cover für Hans-Peter Salentin entworfen hat, über ein eigenes, enormes Bildarchiv: Dort finden sich alle nur erdenklichen Mauer- und Textil-Strukturen, Gewebe, Angefressenes, Interessantes und Obskures. Den Hintergrund gestaltet Lehmann durch die Überlagerung mehrerer, zum Teil bis zu 60 Ebenen. Dank unterschiedlicher Luminanz-Abstufungen entstehen dann bisweilen „recht wilde Effekte“, von denen sich Oliver Lehmann selbst auch gerne überraschen lässt.

Dreh- und Angelpunkt in Oliver Lehmanns Werken ist die „erschreckende Beobachtung, dass die Gesellschaft mehr und mehr verdummt“. Keim des Übels ist in seinen Augen – auch und vor allem – der unreflektiert-ungehemmte Konsum von Medien, in denen die Grundängste der Bevölkerung bewusst ausgenutzt werden. Der Fernseher ist in seinen Bildern aus diesem Grunde oft zerstört.

pp/Agentur ProfiPress