Kein Arbeitsplatz wie jeder andere
Seelsorge in Nationalpark Eifel und Vogelsang weihte ihren neuen Standort in „Vogelsang 86“ ein
Vogelsang – „Das ist kein gewöhnlicher Arbeitsplatz“, sagte Dr. Andreas Frick. Der Domkapitular kam als Stellvertreter von Diözesanadministrator Weihbischof Karl Borsch zur Einweihung des neuen Standortes der Seelsorge in Nationalpark Eifel und Vogelsang. Das Bistum Aachen hat für diesen Zweck einen Teil des ehemaligen Kameradschaftshauses 6 – jetzt „Vogelsang 86“ – angemietet und mit der Eigentümerin, der Biologin Maria Pfeifer aus Einruhr, einen langfristigen Mietvertrag für die von ihr renovierten Räume abgeschlossen.
So wie Domkapitular Frick, stellten auch alle anderen Redner die besondere Bedeutung kirchlicher Präsenz an dem Ort heraus, der einst der menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialisten gedient hat. „Kirchliches Engagement ist hier in einem Gebäude situiert, das Teil eines Täterorts war“, führte er aus. Damit könne Kirche zeigen, dass sie anders ist. Durch die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte Vogelsangs können Besucher der Nationalparkseelsorge ein humanes und christliches Menschenbild bewusst erkennen, sagte Pfarrer Rolf-Peter Cremer als zuständiger Hauptabteilungsleiter im Bistum Aachen.
Auf einer Fläche von rund 270 Quadratmetern stehen Pastoralreferent Georg Toporowsky, dem Leiter der Nationalparkseelsorge, und seinem Team nun moderne Seminarräume und Büros zur Verfügung. Eine große Rolle, so Pfarrer Cremer, komme bei zufälligen Begegnungen vor allem dem terrassenförmigen Eckbau im Eingangsbereich zu. Hier bietet ein Panoramafenster den Blick auf den Urftsee und die Hänge des Kermeters. „Es ist im besten Sinn ein Fenster in die Natur, in die Schöpfung Gottes. Man fühlt sich unmittelbar eingeladen, unterhalb des Hauses auf den Eifelsteig zu gehen und loszuwandern“, hob Cremer hervor. Denn zum Programm der Nationalparkseelsorge für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gehören auch spirituelle Wanderungen, Zeltlager und Orientierungstage.
„Wir haben klein angefangen“, erinnerte Pastoralreferent Georg Toporowsky an die Anfänge der Nationalparkseelsorge, die 2004 vom Bistum Aachen mit einem kleinen Stellenumfang als eine Einrichtung der katholischen Gemeinschaft der Gemeinden Hellenthal/Schleiden eingerichtet wurde. Seitdem hat sie sich weit über die Eifel hinaus profiliert.
„Mit den neuen kirchlichen Räumen erhalten wir besondere Möglichkeiten, ganz bewusst im Kontext von Vogelsang und Nationalpark Eifel unsere heutigen christlichen Werte darzustellen: Jeder Mensch und jedes Leben ist bedingungslos wertvoll“, erklärte Nationalparkseelsorger Toporowsky.
Im Jahr 2015 haben mehr als 2.500 Besucher an den teils mehrtägigen Angeboten teilgenommen. Die Rückmeldungen der Gäste seien positiv, berichtete Pfarrer Cremer den Teilnehmern der Einweihungsfeier. „Viele äußern sich bewegt und beeindruckt.“ Das Interesse steige von Jahr zu Jahr. Die Arbeit der Nationalparkseelsorge können zu einem Hoffnungsbringer werden für Menschen mit großen Sorgen, aber auch für die, die fragend auf der Suche seien oder die, die einfach eine gute Zeit verbringen möchten.
„Sie haben den richtigen Ort gefunden“, sagte Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter des Landrates und Aufsichtsratsvorsitzender der Standortentwicklungsgesellschaft (SEV) Vogelsang. Die Arbeit der Nationalparkseelsorge stimme mit dem Leitbild der SEV überein. Die Eröffnung des neuen Standortes der Nationalparkseelsorge nannte Poth „einen Meilenstein in der Standortentwicklung Vogelsangs“. Mit dem Roten Kreuz, das ebenfalls in ehemaligen Kameradschaftshäusern das Rotkreuz-Museum und das Jugend-, Natur- und Umweltbildungshaus „Transit 59“ betreibt und dem NABU, der auf dem Vogelsang-Gelände mit einen Naturschutzhaus vertreten ist, befinde sich die Nationalparkseelsorge in guter Gesellschaft.
Bevor GdG-Leiter Pfarrer Philipp Cuck die neuen Räume einsegnete, sorgte der Kabarettist und evangelische Pfarrer Rainer Schmidt aus Bonn für wahre Lachsalven, als er seine Alltagserlebnisse schilderte. Schmidt fehlen von Geburt an beide Unterarme und Hände. Trotz seiner Behinderung war er ein erfolgreicher Tischtennisspieler, hauptberuflich arbeitet er als Dozent am Pädagogisch-Theologischen Institut Bonn. „Was kann ich nicht, was Sie können“, fragte er sein Publikum. „Klavier spielen“, lautete eine Antwort. „Wer hier im Raum kann nicht Klavier spielen“, konterte er. Fast jeder zeigt auf. Schmidts kleiner Exkurs zum Thema Behinderung endete darin, dass zuerst Schleidens Bürgermeister Udo Meister und später alle im Chor skandierten: „Ich kann nicht Klavier spielen, ich bin behindert.“
pp/Agentur ProfiPress