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Eine gefühlsschwangere Ferkelgeburt

„Junge Stiere“ – Lit.Eifel-Lesung mit dem Bauernsohn und promovierten Philosophen Hermann-Josef Schüren – Gespannt auf die Reaktionen in seinem Heimatdorf

Stolberg-Vicht – Das drollige Kinderbild mit den fünf Brüdern in kurzen Lederhosen auf dem Buchdeckel täuscht: Es ist keine heile Welt auf dem Land, die der Bauernsohn und Schriftsteller Hermann-Josef Schüren in seinem neuen Roman „Junge Stiere“ beschreibt. Die Zuhörer, die zur Lit.Eifel-Lesung mit dem in Aachen lebenden Germanisten und promovierten Philosophen ins Vichter Pfarrheim gekommen waren, erfuhren auch etwas über das frühere Leben des Autors. Denn die Kindheitsgeschichte des Ich-Erzählers Jakob „Jakopp“ Schoepmanns, die in den 1960-er Jahren in einem niederrheinischen Dorf spielt, trägt durchaus autobiographische Züge.

Seine vier Brüder hätten immer anders empfunden als er und Probleme damit, sein Schreiben zu verstehen, erzählte Schüren zwischen den Passagen, die er vortrug.

Nach der Lesung ließ sich auch Guido Thomé (r.), Pressereferent im Kabinett der ostbelgischen Kultusministerin Isabelle Weykmans, ein Buch von Hermann-Josef Schüren signieren. Im Hintergrund der gemeinsame Schriftsteller-Freund Dietmar Sous, der am 15. Oktober in St. Vith (Triangel) für die Lit.Eifel lesen wird. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Nach der Lesung ließ sich auch Guido Thomé (r.), Pressereferent im Kabinett der ostbelgischen Kultusministerin Isabelle Weykmans, ein Buch von Hermann-Josef Schüren signieren. Im Hintergrund der gemeinsame Schriftsteller-Freund Dietmar Sous, der am 15. Oktober in St. Vith (Triangel) für die Lit.Eifel lesen wird. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Das gilt beispielsweise für die Episode mit der ferkelnden Sau, die Schüren in Vicht vorlas. Jakobs Mutter hält ihr Versprechen und weckt den Jungen nachts, damit er zum ersten Mal die Geburt der Ferkel miterlebt. Dabei wird die von Schüren eindringlich beschriebene Zärtlichkeit der Mutter im Umgang mit dem Tier zum Synonym für die unterdrückte Sehnsucht nach Körperkontakt. Nie habe er die Liebe zu seiner Mutter deutlicher gespürt als angesichts des „stummen Gesangs der Körper“ im Saustall, lässt Schüren Jakob sagen. Und auch die Mutter empfindet wie der Sohn. „Jakob, was bin ich froh, dass es sich gibt“, sagt sie, nachdem alle Ferkel geboren sind. „Das spielt in einer Zeit, in der körperliche Berührungen mit Ausnahme des Händedrucks verpönt waren“, erklärte Schüren dem Lit.Eifel-Publikum. Um Gefühle auszudrücken, habe man sich „Vermittler“ bedient.

Seine Brüder reagierten verstört auf die Schilderung: die Mutter, nur bekleidet mit einem Nachthemd, eng umschlungen mit der Sau. Ein Bruder weiche regelmäßig aus, wenn eine Tante nach Schürens Buch frage: „Das kann ich ihr doch nicht geben!“ Bald soll die erste Lesung aus „Junge Stiere“ in der Kneipe seines Heimatdorfes Kerken stattfinden. Wie seine Familie und die Bewohner dort wohl reagieren? „Ich bin gespannt“, sagte Schüren.

Der Aachener Schriftsteller Hermann-Josef Schüren las für die Lit.Eifel aus seinem autobiographisch geprägten Buch „Junge Stiere“. Das Geißbock-Maskottchen hatte dem FC-Fan der Stolberger Schriftsteller und Freund Dietmar Sous mit ins Vichter Pfarrheim gebracht. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Der Aachener Schriftsteller Hermann-Josef Schüren las für die Lit.Eifel aus seinem autobiographisch geprägten Buch „Junge Stiere“. Das Geißbock-Maskottchen hatte dem FC-Fan der Stolberger Schriftsteller und Freund Dietmar Sous mit ins Vichter Pfarrheim gebracht. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Dass er, vom Bauernhof stammend, Schriftsteller geworden sei, beeindrucke dort jedenfalls niemanden, erzählte Schüren. In den Augen seiner Brüder, die unter anderem Schornsteinfeger oder Tierarzt seien, sei er die „Nullnummer“, um die man sich Sorgen machen müsse.

Zu Schürens Werk gehören auch Kinder- und Jugendbücher (meist unter dem Pseudonym Rainer Schalk), Krimis und historische Romane sowie einige Bildbände, zu denen er die Begleittexte schrieb. Schüren war Förderpreisträger der Stadt Aachen und Literaturstipendiat des Landes Nordrhein-Westfalen. Er hat zwei Kinder und lebt als Lehrer und Schriftsteller in Aachen.

In seinen einleitenden Worten war Lit.Eifel-Projektleiter Jochen Starke auf den Hintergrund des in 15 Kommunen und drei Kreisen stattfindenden Literaturfestivals eingegangen. „Die Lit.Eifel arbeitet gemeinnützig, nicht gewinnorientiert, und das ist einzigartig in Deutschland“, betonte er. „Uns sind die kulturpädagogischen Veranstaltungen wichtig. Das sind Projekte, die sich nicht rechnen“, hob er den Anspruch der Lit.Eifel hervor, nicht an Veranstaltungen mit den Pop-Stars der Literaturszene verdienen zu wollen, sondern hochwertige Lesungen anzubieten.

Bei der Lesung in Vicht gab es ein Wiedersehen von drei Freunden: Auch der Stolberger Schriftsteller Dietmar Sous und Guido Thomé, Pressereferent im Kabinett der ostbelgischen Kultusministerin Isabelle Weykmans und verantwortlich für die Lit.Eifel-Lesungen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, hatten sich unters Publikum gemischt. Sous, der am 15. Oktober in St. Vith (Triangel) für die Lit.Eifel lesen wird, hatte dem FC-Fan Schüren ein Geißbock-Maskottchen mitgebracht, das er prompt auf dem Lesungstisch platzierte.

pp/Agentur ProfiPress