Ein Abend für die Lyrik
Lit.Eifel bot auf dem Kulturhof Velbrück eine Premierenlesung, wie sie sonst in großen Häusern in Berlin oder München stattfindet: Anton G. Leitner und Christoph Leisten stellten die neueste Ausgabe der bekannten Lyrik-Anthologie „Das Gedicht“ vor
Weilerswist-Metternich – Premierenlesung während der Lit.Eifel feierte jetzt die neueste Anthologie aus der Reihe „Das Gedicht“ im Kulturhof Velbrück in Metternich bei Weilerswist. Hofherrin Marietta Thien stellte das Hofensemble und die dort residierenden drei Verlage vor – begrüßte ein Dutzend Autoren und über 50 Zuhörer im Namen der Lit.Eifel.
Thien freute sich sehr, dass „Das Gedicht“, das renommierte Magazin deutscher Gegenwartslyrik mit jährlich wechselnder Schwerpunktlage, diesmal nicht in einem der großen Literaturhäuser in München oder Berlin, sondern während der Lit.Eifel auf dem Hof Velbrück vorgestellt werden würde.
Mitherausgeber des Magazininitiators und Permanent-Herausgebers Anton G. Leitner war diesmal der in Würselen bei Aachen lebende und in Schleiden an der Clara-Fey-Schule unterrichtende Autor Christoph Leisten. Leisten und Leitner bearbeiteten in der aktuellen Ausgabe mit Hilfe ihrer Koautoren das Thema „Natur“. 200 neue Gedichte beleuchten Klimakatastrophen, Artensterben, Umwelt- und Naturkatastrophen. „Aber im Grunde geht es immer um den Menschen“, resümierte Christoph Leisten am Ende.
Ein Dutzend Poeten im Ring
Er verfügt seit Jahren über hervorragende Kontakte zur Lit.Eifel. Der bereits im Feuilleton der FAZ wegen seiner Beobachtungs- und Auffassungsgabe hochgelobte Erzähler verfügt über gute Beziehungen zum Programmbeirat und sorgt gemeinsam mit diesem dafür, dass die Lyrik gegenüber der Prosa beim Nordeifeler Literaturlesereigen nicht zu kurz kommt.
Leitner und Leisten hatten weitere zehn Poeten zur Lesung auf den Weilerswister Hof Velbrück eingeladen, die jeweils Realpoesien und akademische Dichtungen aus eigener Feder oder von anderen befreundeten oder Lieblingsautoren zu Gehör brachten. So kamen über einen langen lyrischen Abend verteilt fast hundert Gedichte zu Gehör.
Das wäre dem Unbedarften vielleicht etwas viel gewesen, aber da es sich beim über 50köpfigen Publikum um ausgesprochene Lyrikfans zu handeln schien, wurde bis zum letzten Vers andächtig gelauscht und angemessen applaudiert. In jedem Fall kam die große Vielfalt der Lyrik dabei zum Ausdruck, auf die Anton G. Leitner seit Gründung des Magazins so großen Wert legt.
Handfest und humorvoll wie bei Axel Kutsch, romantisch-bodenständig bei Hartwig Mauritz, sprachlich gebildet und fremdsprachenverliebt bei Frank Schablewski, vielschichtig und mit deutsch-tschechischen Weiterungen versehen bei Klara Hurkowa, witzig bis morbide bei Andreas Graf, naturverliebt bei Sabine Schiffner, um nur einige der im Kulturhof Velbrück zu Wort gekommenen Ko-Autoren zum Thema „Dichter an die Natur“ aufzuführen.
„Who is who“ der Gegenwartsliteratur
„Das G. bei Leitner steht gewisslich für »Gedicht«“, zitierte Christoph Leisten den Autor Friedrich Ani, mit dem zusammen er vor zwei Jahren die Laudatio auf das 25jährige Jubiläum von „Das Gedicht“ als renommierte Jahres-Anthologie deutschsprachiger Gegenwartslyrik gehalten hatte.
Das Verzeichnis der Autoren und Autorinnen der bislang 27 Ausgaben liest sich wie ein „Who is Who“ der deutschsprachigen Literatur: „Von Günter Grass über Ulla Hahn und Robert Gernhardt bis hin zu Raoul Schrott, Friederike Mayröcker und Jan Wagner fehlt buchstäblich kaum ein Poet von Rang“, so Christoph Leisten, der die ersten Bände druckfrisch mit zur Premierenlesung nach Weilerswist-Metternich gebracht hatte. Viele nutzten die Gelegenheit, sich von der „Lit.Eifel 2018“ ein signiertes Exemplar mit nach Hause zu nehmen.
pp/Agentur ProfiPress