Eifel-Award für Naturschützer
Drei Preisträger wurden von der Zukunftsinitiative Eifel in St. Vith ausgezeichnet – Naturschutz als Voraussetzung für Tourismus und Lebensqualität – Laudatoren stellten die gesellschaftspolitische Bedeutung der Umweltschützer heraus, die in ihren Anfängen oft beschimpft und verunglimpft worden waren
St. Vith/Eifel – Zum siebten Mal seit 2009 wurde am Mittwochabend im Kulturzentrum Triangel im ostbelgischen St. Vith der Eifel-Award verliehen. Empfänger der auch „Eifel-Oscar“ bezeichneten Auszeichnung waren in diesem Jahr engagierte Naturschützer und Naturschutzorganisationen aus verschiedenen Ecken der Zukunftsinitiative Eifel.
Deren amtierender Präsident Heinz-Peter Thiel, der auch Landrat des Vulkaneifelkreises ist, überreichte drei der begehrten Trophäen, und zwar an die „Wacholderwacht Osteifel“, die ostbelgische Umwelt- und Naturschutzvereinigung AVES und an den Nordeifeler Geobotaniker und Naturschutzexperten Professor Dr. Wolfgang Schumacher.
Bisherige Preisträger waren unter anderem der Eifelkrimi, das Eifel-Literaturfestival, die Milchunion Hocheifel und – im vergangenen Jahr – zahlreiche Jugendinitiativen aus der ganzen Eifel. Der Eifel-Award soll nicht nur imageprägende Aktivitäten mit Strahlkraft über die Eifel hinaus würdigen, sondern die Ausgezeichneten auch zu „Eifel-Botschaftern“ machen, die für den lange verkannten und heute deutschlandweit populären Landstrich werben.
Eingebettet war die „Eifel-Oscar“-Verleihung in diesem Jahr in ein kulturelles Rahmenprogramm, bei dem junge Saxophonisten der von Hans-Georg Reinartz geleiteten Musikakademie Ostbelgien, Vertikaltuch-Artist Daniel Offermann und die Akrobatin Aurelie Brüls mitwirkten. Die Moderation hatte Fritz Rötting von der Industrie- und Handelskammer zu Aachen übernommen. Die Gäste und Funktionäre der Zukunftsinitiative Eifel aus allen Ecken der Eifel begrüßte Oliver Paasch, der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.
Zur Zukunftsinitiative Eifel gehören zurzeit neun Eifelkreise, 52 Kommunen und sieben Wirtschaftskammern sowie die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens. Seit der Gründung 2005 hat sie Netzwerke für die Bereiche Kultur und Tourismus, Wald und Holz, Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe sowie Technologie und Innovation gebildet.
„Kommen aus ganzer Eifel zusammen wie aus gegenüberliegenden Büros“
Die Zukunftsinitiative Eifel versteht sich nicht als hierarchisch verfasste Organisation, sondern als Landes- und Staatsgrenzen überschreitende Informations- und Image-Plattform für die Eifel und ihre rund eine Million Einwohner. Sie knüpft über diese Grenzen hinweg Verbindungen und sorgt für den Austausch von Knowhow und Manpower.
„Wie weit haben wir es gebracht?“, fragte sich Heinz-Peter Thiel, Jahrgang 1962, wenn er an die Grenzen zwischen Deutschland und Belgien und Luxemburg denke, an denen in seiner Jugend noch scharfe Zollkontrollen die Regel waren: „Heute treffen wir uns hier aus allen Teilen der Eifel in St. Vith, als kämen wir aus gegenüberliegenden Büros mal gerade über den Rathausflur.“
Thiel beschwor unter dem Stichwort „Digitale Zukunft. Die Eifel 4.0“ den Ausbau der Glasfasernetze und der Arbeitsmöglichkeiten für viele künftige Home-Office-User von zu Hause aus. Datenautobahnen seien für den Landstrich heute ebenso wichtig wie der überfällige Lückenschluss der A 1.
„Wenn wir wissen wollen, wie schön die Eifel ist und wie gut wir es haben, dann sollten wir mit den Flüchtlingen reden, die gerade aus Wüstengebieten in diesem Überreichtum von Wald, Wiesen und Wasser ankommen“, so Thiel, der sich selbst um eine syrische Flüchtlingsfamilie kümmert.
Oliver Paasch, der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung von Natur- und Landschaftsschutz für die ganze Eifel. Und er erinnerte daran, dass weder die Artenvielfalt noch die damit verbundene Bedrohung und Probleme an den Grenzen halt machten. Deshalb sei die Zusammenarbeit in der Zukunftsinitiative Eifel unerlässlich.
Preisträger Prof. Schumacher, AVES und die „Wacholderwacht Osteifel“
Der Naturschutz sei eine Grundvoraussetzung für die positive Entwicklung des Tourismus und der Lebensqualität in der Eifel. Die „Wacholderwacht Osteifel“, ein Zusammenschluss ehrenamtlicher Naturschützer in der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Vordereifel, wurde für ihr besonderes Engagement für die Kulturlandschaft Wacholderheiden ausgezeichnet.
Der zweite „Eifel-Oscar“ des Jahres 2015 ging an die ostbelgische Umwelt- und Naturschutzvereinigung AVES aus der Gemeinde Bütgenbach, insbesondere für deren Projekt zum Schutz des gefährdeten Braunkehlchens. Dritter Award-Preisträger war Prof. Dr. Wolfgang Schumacher.
Der renommierte Geobotaniker und Umweltexperte aus Mechernich-Antweiler setzt sich seit Jahrzehnten für die Kultur- und Naturlandschaft der Eifel ein. Er gilt als „Vater des Vertragsnaturschutzes“, einem Programm, das Landwirten einen finanziellen Ausgleich für freiwillige Nutzungseinschränkungen zugunsten des Natur- und Artenschutzes bietet.
Laudatoren der einzelnen Preisträger waren Städteregionsrat Helmut Etschenberg (Professor Schumacher), Bürgermeister Gerd Heilmann (Wacholderwacht) und Joseph Dries (AVES). Die drei Festredner beleuchteten auch die gesellschaftspolitische Bedeutung der Naturschützer, die nicht immer bejubelt, sondern speziell in den Anfängen oft beschimpft und verunglimpft worden seien.
pp/Agentur ProfiPress