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Das Evangelium im Alltag leben

Persönliche Erfahrungen in einer Kleinen Christlichen Gemeinschaft in Mechernich

Die Mitglieder der Kleinen Christlichen Gemeinschaften in Mechernich pflegen den lebendigen Umgang mit der Bibel. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Kleine Christliche Gemeinschaften (KCG) sind ein neues altes Konzept aus der Urchristenzeit, das von den jungen Kirchen Afrikas und Asiens wiederentdeckt und in ein Sieben-Schritte-Programm gefasst wurde, und das sich bewährt hat und jetzt in die Kirchen der ersten Welt zurückkommt. Über eine solche Gemeinschaft in Mechernich berichtete kürzlich Rosalba la Rosa in der KirchenZeitung für das Bistum Aachen:

Mechernich – Eine KCG ist ein überschaubarer Kreis von Christen, die sich bei regelmäßigen Treffen die Bibel gegenseitig auslegen und einander dabei mit Rat und Tat helfen, so gut es geht nach Gottes Wort zu leben. In der GdG St. Barbara Mechernich gibt es zwei dieser Kleinen Christlichen Gemeinschaften. GdG-Leiter Erik Pühringer brachte die Idee von Besuchen bei seinen indischen Hilfsprojekten mit zurück in die Eifeler Pfarrgemeinden.

In den KGC wird „das Feuer Gottes gehütet“, berichtete der Aachener Weihbischof Johannes Bündgens nach einem Besuch bei solchen Gemeinschaften in Asien: „Dort wird die Gegenwart Jesu unmittelbar erfahren – in der Macht des Wortes.“ Dafür muss man nicht Theologie studiert haben. „Komm und sieh“ sagte ja Jesus selbst zu seinen Jüngern. Man kommt in sieben Schritten voran: Die Teilnehmer lesen die Schrift miteinander, meist die Texte vom kommenden Sonntag. Sie lesen die Perikopen mehrmals und teilen sich gegenseitig mit, was wen am meisten berührt und anspricht. Zwischendurch schweigen, meditieren und wiederholen sie, was Jesus sagte. Sie beten. Und dann stellen sie sich gegenseitig und miteinander die entscheidende Frage: Was bedeutet dieses Evangelium ganz praktisch?

Die Erfahrungen, die Pühringer mit „seinen“ beiden Gruppen gesammelt hat, sind durchaus positiv. Wenngleich er sagt, dass die „sieben Schritte“ (noch) nicht konsequent zu Ende gegangen werden: „Unsere Bibelarbeit ist nicht so handlungsorientiert, wie es der Ursprungsgedanke meint.“

Rosalba la Rosa berichtet von einem KCG-Treffen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Gleichwohl fehlt es auch am Bleiberg nicht an lebenspraktischen Auswirkungen, wie tiefere Glaubensgespräche ergeben. Unsere Mitarbeiterin Rosalba la Rosa berichtet aus eigenem Erleben: „Der Raum ist schlicht, auf dem Tisch brennen Kerzen, ein paar Blumen, aufgeschlagene Bibeln. Zwei Frauen aus unserer Gruppe sind bereits da. Wir plaudern, ich bin gespannt, was der Abend bringen wird!“

Man beginnt mit einem Gebet: „Es ist sehr ruhig, fast entspannend. Es ist kein vorgegebenes Gebet, sondern wer etwas vortragen möchte, tut es. Es kommt aus dem Herzen, es ist rein, es ist gut . . .“ Dann wendet sich die Gruppe dem Bibeltext zu. Die Anwesenden sind aufgerufen, eine Textpassage, ein Wort, zu benennen, das sie besonders angesprochen hat, das ihnen gefällt oder in irgendeiner Form auffällt. „Interessant ist, dass keiner versucht, den anderen von seiner Meinung abzubringen oder von der eigenen zu überzeugen, alles bleibt so stehen, wie es gesagt wird . . .“, so Rosalba la Rosa.

„Eine Dame erzählt mir, wie sehr sie es genießt, in dieser Weise über Texte der Bibel zu sprechen. Zu ihrer Zeit wurde nicht über die Bibel gesprochen, sie wurde auch nicht vorgelesen, es war nicht Ziel der christlichen Erziehung, etwa kritisch zu sein oder sich eine persönliche Meinung zu bilden.“

In der Kleinen Christlichen Gemeinschaft wird die Bibel miteinander geteilt. Jeder berichtet von seinen Erfahrungen und seiner Begegnung mit Jesus und seinem Wort. „Durch diese Vorgehensweise wird man ganz automatisch in Denkprozesse hinein gelotst, man schaut über den Tellerrand. Wie stehen andere zu gewissen Themen, jede Sicht  ist erlaubt und alles legitim“, so die Mitarbeiterin: „Das ist keine  Bibelstunde, die man vielleicht erwartet hat . . .“

Dann neigt sich der Abend dem Ende zu mit der Frage: „Überlegt Euch bitte, was ihr mitnehmt in die Woche, für Euch ganz persönlich. Was könnt ihr verwenden, was anbringen im Alltag?“ Rosalba la Rosa: „Manchmal vielleicht nichts, aber oft genug eine Idee, eine Ahnung dessen, was man im Leben als Christ tun kann. Tief bewegende Momente, wie auch ganz banale oder scherzhafte,  haben den Umgang mit der Bibel für mich reell und lebendig gemacht. Es geht um ganz pragmatische Problemlösungen der einzelnen Gemeindemitglieder, konkrete Hilfestellungen und Anteilnahme im Leben der anderen. Leben in der Gemeinschaft, Hinaustragen des Evangeliums und, vor allen Dingen, es zu leben.“