Ein grandioser Musikgenuss
Die Rheinische Bläserphilharmonie konzertiert zum dritten Mal zugunsten der Hilfsgruppe Eifel im Gemünder Kursaal – Beifall und „Eifelturm“ für den niederländischen Klarinetten-Solisten Lex Houtermans – Blumen zum Abschied für Johanna Scholzen
Kall/Gemünd – Was der Begriff „von höchster Qualität“ in der Musik bedeutet, erlebten die Besucher des Konzertes der Rheinischen Bläserphilharmonie im Gemünder Kursaal. Nach 2014 und 2017 gastierte das Spitzen-Ensemble zum dritten Mal mit einem Benefizkonzert zugunsten der Hilfsgruppe Eifel in Gemünd. Nit rund 250 Besuchern war der Kursaal nicht ganz ausverkauft, aber diejenigen, die in den Genuss des Konzertes kamen, waren am Ende hellauf begeistert. „Ein schönes Konzert“, „Ein tolles Erlebnis“ und „Herzlichen Glückwunsch zu dieser Vorstellung“ waren die Komplimente, die Hilfsgruppen-Vorsitzender Willi Greuel von den Besuchern zu hören bekam.
Bei der 2011 gegründeten Rheinischen Bläserphilharmonie handelt es sich um ein Projektorchester mit ausgewählten, hochmotivierten Musikern aus verschiedenen Orchestern. Als noch recht junges Ensemble hat sich die RBP in mittlerweile acht Arbeitsphasen mit zahlreichen Konzerten bereits in der Spitze der deutschen Blasorchesterlandschaft etabliert.
Die Musiker kommen aus den Nachbarregionen Rheinland-Pfalz, dem Ruhrgebiet, den Niederlanden und Belgien angereist, um unter der hervorragenden Dirigentin Irene Anda auf hohem Niveau zu musizieren. Es gibt zudem Musiker aus Frankreich, Portugal, Mexiko, den USA und Neuseeland. Im Vordergrund der Probenarbeit steht immer das gemeinsame Ziel, dem Publikum ein hochkarätiges und zugleich unterhaltsames Konzertprogramm zu bieten.
Das jetzige Konzert in Gemünd war der Abschluss der nunmehr achten Arbeitsphase der ausgewählten Musiker. Ebenso international wie die Besetzung des 60-köpfigen Orchesters war das Programm, das eine Auswahl internationaler Komponisten aus Deutschland, England, Frankreich, Spanien und Amerika bot. Dabei stand zum einen Alfred Reeds dritte Sinfonie im Zentrum, deren Mittelsatz Richard Wagners „Porazzi“-Thema beinhaltete.
Zugedacht als liebevoller privater Tribut an seine Frau Cosima, arbeitete Wagner eine melodische Erfindung aus der Zeit der Komposition des zweiten Aufzugs von „Tristan und Isolde“ zum „Porazzi“-Thema aus, welches nach der Villa in Italien benannt wurde, in der sich die Familie mehrere Monaten aufhielt.
Spektakuläres Klarinettenkonzert
Einen weiteren Höhepunkt bot die Aufführung von Óscar Navarros spektakulärem zweiten Klarinettenkonzert, das der niederländische Konzertmeister, Komponist und Ausnahme-Klarinettist Lex Houtermans zu Gehör brachte. Navarro schuf eine moderne einteilige Form des klassischen dreisätzigen Solokonzertes, dessen besonderer Reiz in der farbenfrohen und reichhaltigen Orchestrierung besteht, über die sich der Solist mit all seinen technischen Möglichkeiten erheben kann.
Lex Houtermans studierte Klarinette am Konservatorium in Maastricht und Utrecht und spielt in vielen Top-Orchestern wie „Harmonie Sint-Petrus en Paulus Wolder-Maastricht“ (Weltmeister WMC Concert Division), dem „Niederländischen Studentenorchester“ (Sinfonieorchester) und der „Königlichen Musikkapelle der Belgischen Luftwaffe“.
Umrahmt wurden beide Werke von Transkriptionen der Stücke „Salut d’amour“ (Edward Elgar) und Auszügen aus der Oper „Thaïs“ (Jules Massenet), während eine Aufführung des extra für die Arbeitsphase komponierten Marsches „On my way to USA“ von David Witsch den Abend beschloss.
Komponist David Witsch hatte in Gemünd auch die Moderation des Konzertes übernommen. Er hat bereits zum dritten Mal ein Werk für die Rheinische Bläserphilharmonie komponiert. Neben der Schule hat Witsch das C-Examen für Kirchenmusik absolviert und nach dem Abitur den Wehrdienst beim Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg geleistet. Weitere Lern-Stationen waren die Universität Bonn sowie die Musikhochschule Köln, wo er die Fächer Tonsatz, Hörerziehung, Saxofon und Musikwissenschaft studierte. Heute ist er beruflich tätig als Hochschuldozent, als Komponist und Arrangeur für Blasmusik, als Kirchenmusiker und als Blasorchester-Dirigent.
Dirigentin der Spitzenklasse
Mit Irene Anda stand in Gemünd zum dritten Mal auch eine Dirigentin der Spitzenklasse vor dem Orchester. Die 48-jährige, in Norwegen geborene Chefdirigentin gilt in Europa als ausgewiesene Expertin des Genre Blasorchester und Brass-Bands. Als Teil von Maurice Hamers internationalem Team am Leopold-Mozart-Zentrum der Uni Augsburg bildet sie heute Dirigenten aus. Sie selber hatte dort den Bachelor- und Masterabschluss für die Blasorchesterleitung mit Auszeichnung absolviert. Darüber hinaus ist sie engagiert als Dirigentin des projektbasierten sinfonischen Blasorchesters des Norwegischen Blasmusikverbandes in Nordnorwegen und seit September 2015 Chefdirigentin des Sinfonieorchesters Stadtbergen in Augsburg.
Ihr künstlerisches Schaffen ist insbesondere von einer bemerkenswerten Vielseitigkeit und differenzierten Klangvorstellung geprägt. Anda wird häufig als Jurorin bei internationalen Wettbewerben engagiert, zuletzt bei den ersten europäischen Meisterschaften für Blasorchester in Utrecht.
Zum Abschluss des Konzertes, das mit der Wiederholung des Marsches „On my way to USA“ als Zugabe endete, gab es langanhaltenden stehenden Applaus des Publikums für das grandiose Konzert.
Hilfsgruppenvorsitzender Willi Greuel bedankte sich beim Orchester und beim Publikum. Für die Dirigentin gab es einen großen Blumenstrauß, für den Solo-Klarinettisten Lex Houtermans einen „Eifelturm“ mit Spezialitäten aus der Region. Der Erlös, so Willi Greuel, werde für die Finanzierung der Inneneinrichtung des neuen Elternhauses an der Uniklinik Bonn verwendet, in dem Eltern während der Krebsbehandlung ihrer Kinder wohnen können.
Blumen bekam auch die Pächterin des Kurparkrestaurants, Johanna Scholzen, die Ende April in den Ruhestand geht. Viele Jahre, so Willi Greuel, habe die Gastronomin die Hilfsgruppe unterstützt, wenn es um Veranstaltungen im Kursaal gegangen sei. Greuel: „Auf Sie war immer Verlass, wir werden Sie vermissen“, bedankte sich Willi Greuel bei Johanna Scholzen.
pp/Agentur ProfiPress