Heiratsantrag nach dem Maitanz
Überraschungs-Auftritt des Maikönigs in Kall – Alexander Lang machte es kurz und bündig: „Ja oder Nein“ – Die Junggesellen hatten 200 Paare zusammengestellt – Umzug mit Musik und Pferdekutsche – Ein Herz aus Schiefer für Mikes Herzdame
Kall – Der Maiumzug war auch in diesem Jahr der Höhepunkt der zweitägigen Maifeiern in Kall, die das 20-köpfige Geloog in wochenlanger Arbeit, teilweise hinter verschlossenen Türen, generalstabmäßig vorbereitet hatten.
Nicht im Programm stand dagegen der Überraschungs-Auftritt des Maikönigs Alexander Lang. Denn „Alex“, wie ihn die Junggesellen nennen, ist kein Mann der vielen Worte, und so machte er es auch diesmal bei seinem spontanen Heiratsantrag kurz und bündig: Nach dem Walzertanz mit seiner Maikönigin Sabrina Urbels auf dem Asphalt der Akazienstraße fiel er vor ihr auf die Knie und fragte statt dem üblichen „Willst Du mich heiraten“ kurzerhand nur „Ja oder Nein“. Sabrina war perplex, verstand den Antrag aber sofort und machte es mit einem begeisterten „Ja“ genau so kurz.
Nach einem kräftigen Tusch der Musikkapelle Kall bat er seine Ehefrau in spe in die Landauer-Kutsche, die beim Umzug durch den Ort von zwei Kaltblütern gezogen wurde. Ziel der Maigesellschaft war der Saal Gier, wo Hötjong Lukas Müller und dessen „Vize“ Moritz Wirtz zum traditionellen Maiball eingeladen hatten. Obwohl die Geloogsjungen die ganze Nacht mit dem Aufstellen von Maibäumen beschäftigt waren und keinen Schlaf mitbekommen hatten, hielten sie beim Maiball wacker durch.
Schon eine Woche vor dem ersten Mai hatte das Geloog auf dem Maiplatz neben dem Hallenbad Quartier bezogen. Dort herrschte in der Woche rege Betriebsamkeit. In einem Koffer wurde die Mailiste mit den rund 200 Maipaaren, die das Geloog zusammengestellt hatte, bestens behütet aufbewahrt. Immer wieder kamen Jungmänner, die Wünsche äußerten, eine bestimmte Herzdame als Maimädchen zu bekommen. Für eine Kiste Bier als Gegenleistung ist das Geloog in solchen Fällen bereit, die Liste noch einmal zu ändern.
Weil der 30. April diesmal auf einen Sonntag fiel, verfolgten recht viele Zuschauer das traditionelle Ausrufen der Maipaare vom Felsen an der Gemünder Straße. Im ganzen Ort war das durch Lautsprecher verstärkte Spektakel zu hören. Das Geloog saß auf dem gut 20 Meter hohen Felsvorsprung und verkündete die zusammengestellten Maipaare. Die Zwischenrufe des Publikums „Und das ist eine Schiebung“ waren immer wieder zu hören.
Am Mittag des ersten Mai trafen sich das Geloog, die Maipaare und die Musikkapelle Kall zum Abholen der Maikönigin am Akazienweg. In einer Kutsche wurde der König zum Elternhaus gefahren, wo er seiner Königin einen großen Blumenstrauß übergab. Ortsvorsteher Guido Keutgen bedankte sich beim Geloog für die Aufrechterhaltung des alten Kaller Brauchtums. Nach einem kurzen Umtrunk intonierte die Musikkapelle das Lied „Der Mai ist gekommen…“, zu dem das Königspaar auf der Straße seinen Maitanz hinlegte, bevor Alex seiner Königin die Frage stellte: „Ja oder Nein“.
pp/Agentur ProfiPress