200 Paare werden ausgerufen
Das Kaller Maigeloog hält die Liste streng geheim – Die Jugend pflegt einen über 100 Jahre alten Brauch – Maimesse in der Pfarrkirche – Umzug zum Haus der Königin – Ball im Saal Gier
Kall – Die Maifeierlichkeiten in Kall werfen bereits ihre Schatten voraus. Schon am Samstag, 22. April, ab 9 Uhr, beginnt das Maigeloog neben dem Hallenbad mit dem Aufbau des Maiplatzes, wo die Geloogsjungen bis zum 1. Mai residieren. Alle Kaller Jungen ab 16 Jahren sind herzlich eingeladen, beim Aufbau des Platzes mit anzupacken.
Am gleichen Tag gegen 11 Uhr zieht das Geloog los, um mit dem Förster den großen Maibaum aus dem Wald zu holen. Auch hierbei hoffen der „Hötjong“ Lukas Müller und dessen Stellvertreter Moritz Wirtz auf tatkräftige Unterstützung der Jugend.
Schon seit gut zwei Monaten sind Müller und Wirtz mit dem rund 30-köpfigen Maigeloog mit den Vorbereitungen für die Maifeier in Kall beschäftigt. Hinter verschlossenen Türen in der Gaststätte Gier wurden in den letzten Wochen rund 200 Maipaare zusammengestellt, deren Namen am Vortag des 1. Mai vom Felsen an der Gemünder Straße ausgerufen werden. Ein Brauch, der in Kall eine alte Tradition ist.
Tradition hat auch die Bestechlichkeit des Geloogs, denn gegen eine Kiste Bier ist das Gremium bereit, auch den Wunsch eines Junggesellen zu erfüllen, der ein Auge auf eine bestimmte Herzdame geworfen hat, und mit der er gern ausgerufen würde. In solchen Fällen ist das Geloog bereit, die Mailiste wunschgemäß zu ändern. Noch bis zum 30. April haben Kaller Jungmänner die Gelegenheit, auf dem Maiplatz ihre Wünsche zu äußern. Für Damen ist der Zutritt zum Treffpunkt der Junggesellen am Hallenbad allerdings tabu.
Nach dem Herrichten des Maiplatzes und dem Abholen des Dorfmaibaums am Samstag lädt das Maigeloog die Kaller Bevölkerung für Sonntag, 23. April, um 18 Uhr, zur traditionellen Maimesse in die Pfarrkirche St. Nikolaus ein. In der darauf folgenden Woche herrscht auf dem Maiplatz ein emsiges Treiben, denn es gilt, den großen Dorfmaibaum zu schmücken, Holz für das Maifeuer zu besorgen und Maibäume für die Partnerinnen der Geloogsjungen aus dem Wald zu holen.
Am Sonntag, 30. April, beginnen um 14 Uhr die eigentlichen Maifeierlichkeiten mit dem Ausrufen der Maipaare an der Gemünder Straße. Während vom Felsen aus die 200 Maipaare verkündet werden, haben die Zuschauer am Straßenrand Gelegenheit, bei einer Verlosung schöne Preise zu gewinnen, die Kaller Geschäftsleute gestiftet haben. Höhepunkt des Ausrufens der Maipaare ist die Bekanntgabe des Königspaares, dessen Namen bis dahin streng geheim gehalten werden. In diesem Jahr hatte das Geloog erstmals ein Königspaar auf den letzten Drücker gefunden. „Das wird schon immer schwieriger“, berichtete Hötjong Lukas Müller. Aber, so der Junggesellen-Chef optimistisch: „Es hat noch nie eine Maifeier ohne Königspaar in Kall gegeben.“
Nach dem Ausrufen der Maipaare schwärmen die Junggesellen des Geloogs zum traditionellen Maisingen aus. Mit der Sammelbüchse und dem Heische-Lied „He komme de Kaller Knächte…“ ziehen die Geloogsjungen von Haus zu Haus. Derweil sind alle Kaller zum Feiern am Lagerfeuer auf dem Maiplatz neben dem Hallenbad eingeladen.
Am Montag, 1. Mai, treffen sich alle Maipaare um 13 Uhr am Hallenbad, um mit der Musikkapelle Kall zum Haus der Maikönigin zu ziehen. Der Maikönig wird dabei in einer geschmückten Kutsche gefahren. Nach einem Umtrunk bei der Königin erfolgt ein erster Walzertanz des Königspaares auf der Straße.
In der Kutsche wird das Königspaar, begleitet von der Musikkapelle und allen Maipaaren, zum Saal Gier gefahren, wo der traditionelle Maiball beginnt. Das Maigeloog hofft, dass sich viele Kaller an den Feierlichkeiten zum 1. Mai beteiligen, damit das alte Brauchtum in Kall noch recht lange erhalten bleibt.
pp/Agentur ProfiPress