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AllgemeinStadt Mechernich

1500 Autos weniger am Tag

Verkehrskonzept zurückgestellt, aber erste positive Auswirkungen des Bahnhofsdurchstichs auf den Mechernicher Weg bekannt gegeben – Wegen Neubaugebieten zwischen Mechernich-Nord und Kommern-Süd Bürgerversammlung – Gleiches (Bau-)Recht für alle war Thema in der Einwohnerfragerunde des Stadtentwicklungsausschusses – Teilstück der Kreisstraße 25 zwischen Glehn und Hostel soll nach Erdrutsch für 600.000 Euro verlegt werden – Jahrelange Bodenerosionen von Feldern und Wiesen sollen keine Rolle bei Auswaschungen gespielt haben  

Mechernich – Nach einer eigentlich harmonischen Sitzung des städtischen Mechernicher Stadtentwicklungsausschusses kam es bei der Einwohnerfragestunde am Schluss zu einigen Kontroversen zwischen einer Handvoll Bürgern, Rat und Verwaltung. Es ging um das Terrain zwischen Mechernich-Nord und Kommern-Süd, dort geplante Neubaugebiete und die Verkehrserschließung, in Sonderheit um die Verkehrsbelastung auf Mechernicher Weg und Schimmelsweg.

Dabei fragten Bürger nach den Ergebnissen der jüngsten Verkehrszählungen. Stadtplaner Thomas Schiefer und Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick antworteten, die Verkehrsbelastung auf der Hauptverkehrsader zwischen Kommern und Mechernich, dem Mechernicher Weg, habe nach der Eröffnung des B-265-Tunnels durch den Bahnhofsberg um 1500 Autos pro Tag abgenommen.

Im Dialog mit fünf Bürgern in der Einwohnerfragestunde des Stadtentwicklungsausschusses: Die Verwaltungsbank mit (von rechts) dem Ersten Beigeordneten Thomas Hambach, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, dem Ausschussvorsitzenden Heinz „Addy“ Sechtem, Stadtplaner Thomas  Schiefer und dem städtischen Wirtschaftsförderer Peter Dierichsweiler. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Im Dialog mit fünf Bürgern in der Einwohnerfragestunde des Stadtentwicklungsausschusses: Die Verwaltungsbank mit (von rechts) dem Ersten Beigeordneten Thomas Hambach, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, dem Ausschussvorsitzenden Heinz „Addy“ Sechtem, Stadtplaner Thomas Schiefer und dem städtischen Wirtschaftsförderer Peter Dierichsweiler. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Allerdings erst, so Schick, nachdem die Stadt einige bauliche und geschwindigkeitsregelnde Maßnahmen ergriffen habe, um den Straßenzug als Abkürzung in den Zentralort möglichst unattraktiv zu machen.

Das vor geraumer Zeit bei unabhängigen Gutachtern in Auftrag gegebene Verkehrskonzept insgesamt hatte die Stadtverwaltung von der Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses wieder abgesetzt, nachdem eine von der Stadt eingesetzte überparteiliche Verkehrskommission signalisiert hatte, sie wolle vor der Weiterbehandlung durch die Politik noch einmal sichten und diskutieren.

Den Fragestellern aus der Bevölkerung ging es nicht nur um die Verkehrsanbindung des Kommerner Südens und des Mechernicher Nordens, sondern auch um die drei geplanten Neubaugebiete „Auf dem Wacholder II“, Am Großen und Kleinen Bruch“ und „Auf der Donnermaar“ mit insgesamt rund 150 neuen Wohnhäusern.

Seit zehn Jahren machen Bürger die Verwaltungen auf Erosion und Erdauswaschungen durch Permanent-Maisanbau im fraglichen Bereich an der K 25 zwischen Hostel und Glehn aufmerksam. Angeblich haben die auch bei den Sommerunwettern aufgetretenen gigantischen Erd- und Wasserbewegungen mit dem Erdrutsch und dem jetzigen 600.000 teuren Dilemma nichts zu tun. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Seit zehn Jahren machen Bürger die Verwaltungen auf Erosion und Erdauswaschungen durch Permanent-Maisanbau im fraglichen Bereich an der K 25 zwischen Hostel und Glehn aufmerksam. Angeblich haben die auch bei den Sommerunwettern aufgetretenen gigantischen Erd- und Wasserbewegungen mit dem Erdrutsch und dem jetzigen 600.000 teuren Dilemma nichts zu tun. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Im Bereich „Auf der Wacholder II“ sind unterhalb des bereits bestehenden Baugebietes „Auf der Wacholder I“ 48 Einfamilienhäuser auf Grundstücken zwischen 480 und 800 Quadratmetern vorgesehen, während auf dem Baugebiet „Auf der Donnermaar“ 40 Einfamilienhäuser auf Grundstücken von 490 bis 680 Quadratmetern entstehen sollen.

Das dritte Baugebiet „Am Großen und Kleinen Bruch“ befindet sich in der Randlage von Kommern-Süd zwischen dem Becherhofer Weg und dem Seniorenheim Falkenhorst. Auch dort sollen ausschließlich 61 Einfamilienhäuser auf Grundstücken von 460 bis 740 Quadratmetern errichtet werden. „Insgesamt reden wir von rund 500 Einwohnern“, so Stadtplaner Thomas Schiefer.

Für alle drei Baugebiete wurde bereits vor zehn Jahren mit der vorbehaltslosen Zustimmung des Mechernicher Stadtrates zum Gebietsentwicklungsplan und Flächennutzungsplan die rechtliche Grundlage geschaffen. Die Stadt will diese Neubaugebiete ausweisen, um mittelfristig allen jungen Familien Baumöglichkeiten zu geben und insgesamt die Einwohnerzahl zu halten.

Durch die Untertunnelung der B 265 unter der Bahnstrecke Köln-Trier-Saarbrücken hindurch haben sich die Verkehrsströme durch Mechernich verändert. Das ergaben Verkehrszählungen. Zu einer Entlastung der stark frequentierten Verkehrsader Mechernicher Weg/Schimmelsweg kam es laut Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick aber erst, nachdem die Stadt die Strecke durch bauliche und geschwindigkeitshemmende Maßnahmen für den Durchgangsverkehr unattraktiv gemacht hat. Repro: Archiv ProfiPress
Durch die Untertunnelung der B 265 unter der Bahnstrecke Köln-Trier-Saarbrücken hindurch haben sich die Verkehrsströme durch Mechernich verändert. Das ergaben Verkehrszählungen. Zu einer Entlastung der stark frequentierten Verkehrsader Mechernicher Weg/Schimmelsweg kam es laut Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick aber erst, nachdem die Stadt die Strecke durch bauliche und geschwindigkeitshemmende Maßnahmen für den Durchgangsverkehr unattraktiv gemacht hat. Repro: Archiv ProfiPress

Kommunale Lasten auf möglichst viele Schultern

Bürgermeister Schick: „Das erhält die gute Infrastruktur und verteilt die kommunalen Lasten auf möglichst nicht weniger werdende Schultern. Bei sinkenden Einwohnerzahlen müssten mehr Fixkosten für Straßen, Ver- und Entsorgung, Schulen und andere öffentliche Belange auf immer weniger Schultern verteilt werden. Außerdem will ich nicht die Entscheidung treffen müssen, Kindergarten- und Schulstandorte wegen mangelnden Anmeldezahlen schließen zu müssen.“

Die Opponenten gegen Neubaugebiete und Verkehrserschließung, so Bürgermeister und Verwaltung, hätten möglicherweise zu sehr die eigene Wohn- und Lebensqualität beispielsweise in Kommern-Süd im Blick, als die Gleichheit gegen Jedermann.

Blick während der Sitzung des Mechernicher Stadtentwicklungsausschusses auf Oppositionsbank und Zuschauerränge, vorne SPD-Fraktionschef Egbert Kramp. Nach einer ruhigen Ausschusssitzung kam es zu einer kritischen Einwohnerfragestunde, während der Bürgermeister an Baugebietsgegner appellierte, die eigenen guten Wohn- und Lebensbedingungen andern nicht verwehren zu wollen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Blick während der Sitzung des Mechernicher Stadtentwicklungsausschusses auf Oppositionsbank und Zuschauerränge, vorne SPD-Fraktionschef Egbert Kramp. Nach einer ruhigen Ausschusssitzung kam es zu einer kritischen Einwohnerfragestunde, während der Bürgermeister an Baugebietsgegner appellierte, die eigenen guten Wohn- und Lebensbedingungen andern nicht verwehren zu wollen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Anders, so Dr. Hans-Peter Schick und Thomas Schiefer, seien deren Forderungen nicht zu erklären, die Stadt müsse erst Baulücken auf den Dörfern schließen und für den Verkauf und Wiederbezug leerstehender Altbausubstanz auf den Außenorten sorgen, ehe sie neues attraktives Bauland im angezeigten Bereich zwischen den landespolitisch geforderten und geförderten Siedlungsschwerpunkten Kommern und Mechernich schaffe.

Schick: „Sie können nicht bis zu 2500-Quadratmeter-Grundstücke und nach Ihren Plänen errichtete schicke Wohnhäuser für sich beanspruchen und dann sagen, diejenigen, die nach uns bauen wollen,, sollen sich ein altes Fachwerkhäuschen auf dem Dorf kaufen.“ Der Bürgermeister plädierte für gleiches (Bau-) Recht für alle.

Kölnische Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichten über den Neubau der Kreisstraße 25 auf einem 330 Meter langen Teilstück zwischen Glehn und Hostel. Dort war es nach starken Regenfällen am 21. Juli zu einem 60 Meter breiten Erdrutsch gekommen. Jahrelange Bodenerosionen durch Maisanbau in der Gegend sollen angeblich nach Behördenauskunft keine Rolle für die Destabilisierung der stark abfallenden Böschung gespielt haben. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress
Kölnische Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichten über den Neubau der Kreisstraße 25 auf einem 330 Meter langen Teilstück zwischen Glehn und Hostel. Dort war es nach starken Regenfällen am 21. Juli zu einem 60 Meter breiten Erdrutsch gekommen. Jahrelange Bodenerosionen durch Maisanbau in der Gegend sollen angeblich nach Behördenauskunft keine Rolle für die Destabilisierung der stark abfallenden Böschung gespielt haben. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress

Außerdem seien größere Baugebiete in den Außenorten kleiner als 2000 Einwohner aufgrund der grünen Landesplanung in NRW zukünftig überhaupt nicht mehr möglich. Das Ziel sei eindeutig die Stärkung der Siedlungsschwerpunkte und das seien in der Stadt Mechernich nun einmal zuvorderst Mechernich und Kommern, gefolgt von Firmenich-Obergartzem.

Fürs gleiche Haus 210.000 Euro mehr in Großstadtnähe

Dem schloss sich Stadtplaner Thomas Schiefer an: „Die Ballungsräume und Ballungsrandzonen können keine Menschen mehr aufnehmen.“ In Weilerswist bauen sollten und könnten auch nicht alle. Die guten Lebensbedingungen in Mechernich müsse man auch aus sozialen Gründen mit denen teilen, „die sich das gleiche Haus für 210.000 Euro mehr in Brühl oder Pulheim nicht leisten können“ oder wollten, weil sie lieber in der Eifel leben wollen.

Während der Stadtentwicklungsausschusssitzung am Dienstag: Teile von SPD und Verwaltung. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Während der Stadtentwicklungsausschusssitzung am Dienstag: Teile von SPD und Verwaltung. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die Stadtverwaltung kündigte in der von Heinz „Addy“ Sechtem geleiteten Stadtentwicklungsausschusssitzung eine Bürgerversammlung wegen der drei Neubaugebiete für den 4. Oktober um 19 Uhr in der Kommerner Bürgerhalle an.

Unterdessen berichteten „Kölnische Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ über den Neubau der Kreisstraße 25 auf einem 330 Meter langen Teilstück zwischen Glehn und Hostel. Dort war es nach starken Regenfällen am 21. Juli zu einem 60 Meter breiten Erdrutsch gekommen.

Jahrelange Bodenerosionen durch Maisanbau in der Gegend sollen angeblich nach Behördenauskunft keine Rolle für die Destabilisierung der stark abfallenden Böschung gespielt haben.

Mittlerweile liegt nach Presseberichten ein Sanierungskonzept vor, das am 21. September im Kreisplanungsausschuss vorgestellt werden soll. Danach soll die Straße auf einer Länge von 330 Metern um rund neun Meter verlegt werden. Derzeit rechnet man mit Gesamtkosten von rund 600 000 Euro.

Der Erdrutsch an der Abbruchkante zwischen Fahrbahn K 25 und ehemaliger Müllkippe von oben. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Der Erdrutsch an der Abbruchkante zwischen Fahrbahn K 25 und ehemaliger Müllkippe von oben. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Der Redakteur Klaus Pesch schreibt: „Um das Ausmaß des gesamten Schadens festzustellen, hatte man im Vorfeld Kernbohrungen und Rammkernsondierungen durchgeführt. Das Ergebnis: Es kam zu Schichtwasser, das über den gesamten fraglichen Hang verteilt ausgetreten war. Damit einher gingen Ausspülungen von Erdreich, die zu einem Nachrutschen des gesamten Hangs führten.“

Auswaschungen auf Äckern und Weiden wirklich folgenlos?

Bei den Untersuchungen sei außerdem festgestellt worden, dass sich an der Problemstelle erst in einer Tiefe von 5,50 Metern festes, zerklüftetes Felsgestein befinde. Darüber sollen „nicht tragfähige Sande mit Tonanteilen“ liegen. Das Abrutschen des Hangs wurde laut Gutachten auch durch das Roden eines alten Nadelholzbestands, den man nicht wieder aufgeforstet hatte, begünstigt. Die mit bloßem Auge sichtbaren Auswaschungen auf Feldern und Weiden im fraglichen Bereich hingegen haben angeblich keine Rolle gespielt.

Eine punktuelle Sanierung der Schadstelle diene nicht zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit, so die Kreisverwaltung. Denn die Kreisstraße sei noch in weiteren Bereichen nicht standfest. Deshalb müsse die K 25 auf besagten 330 Metern um neun Meter in Richtung der Feldflur verschoben werden. Das reiche aus, um ein erneutes Abrutschen auszuschließen.

Neuland: Blick vom bereits existierenden Neubaugebiet „Auf dem Wacholder I“ in Mechernich-Nord auf das noch unerschlossene Terrain Richtung Kommern und Kommern-Süd. Auf den Äckern sollen insgesamt drei Neubaugebiete mit rund 150 Häusern für 500 Einwohner entstehen. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Neuland: Blick vom bereits existierenden Neubaugebiet „Auf dem Wacholder I“ in Mechernich-Nord auf das noch unerschlossene Terrain Richtung Kommern und Kommern-Süd. Auf den Äckern sollen insgesamt drei Neubaugebiete mit rund 150 Häusern für 500 Einwohner entstehen. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Pesch: „Denn man müsse ansonsten davon ausgehen, dass sich das Schadensbild künftig bei weiteren heftigen Niederschlägen an anderen Stellen wiederholen könnte. Positiv vermerkt wird, dass sich die benötigten Flächen alle in öffentlicher Hand befinden. Weitere Kosten entstünden dem Kreis nicht.“

Die Kreisverwaltung schlägt dem Planungsausschuss nun vor, die Straßenbau-Maßnahme noch in diesem Jahr durchzuführen. Man sei sich allerdings bewusst, dass aufgrund der derzeitigen Zurückhaltung bei der Förderung von Straßenbauvorhaben wohl eine kurzfristige Bewilligung von Fördermitteln nicht zu erwarten sei.

pp/Agentur ProfiPress