Rathaus im Ausnahmezustand
Prinzengarde und Jecke enterten mit Kanonendonner die Machtzentrale am Bleiberg
Mechernich – Pünktlich um 11.11 Uhr wurde es an Weiberfastnacht ernst für Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick. Die Prinzengarde, unterstützt vom Festausschuss und dem KC Bleifööss setzte zum Sturm auf das Rathaus an. Eine große Schar Aufständischer, die sich vor der Machtzentrale am Bleiberg formiert hatten, hinter sich wissend, forderte Heinz Addy Sechtem als Kommandant der Prinzengarde den Bürgermeister und die städtischen Söldner auf, das Rathaus sofort zu verlassen.
„Wir warnen davor, alle Kleinodien oder sonstigen Wertgegenstände und Wertpapiere aus dem Rathaus zu entfernen“, ordnete Sechtem an. Den Bürgermeister beeindruckte die Meuterei zunächst überhaupt nicht. Fröhlich prostete er aus sicherer Höhe vom Rathausbalkon dem närrischen Volk zu.
Dass die Rebellen von Prinzengarde, Festausschuss und KC Bleifööss diese Respektlosigkeit nicht ungestraft lassen konnten, verstand sich von selbst. Der auf dem Rathausbalkon zur Schau gestellte Ungehorsam bot der Prinzengarde endlich willkommenen Anlass, ihren Forderungen mit donnernden Schüssen aus der Kanone Nachhall zu verleihen. Der Rauch des ersten Schusses war noch nicht ganz verflogen, da knallte es auch schon von oben: Schick ballerte aus der Piratenpistole zurück.
Im Nu entfachte sich ein Gefecht, und erst nach etlichem Nachladen, vielen weiteren Salven und als die Luft vom Schießpulver-Geruch geschwängert war, ergab sich die Stadtspitze, und Schick schwenkte die weiße Flagge als Zeichen seiner Unterwerfung. Ein überwältigter, aber durchaus heiterer Bürgermeister ließ sich abführen und händigte bereitwillig den Rathausschlüssel und die Kapitulationsurkunde aus.
Und als ob das noch nicht genug wäre, machte er gemeinsame Sache mit dem übermächtigen Gegner. „Alle vor dem Rathaus hier, hebt die Gläser, hoch das Bier! Und stoßt mit mir ganz ohne Frage an auf die drei tollen Tage!“, appellierte das entmachtete Stadtoberhaupt an seine einstigen Untertanen.
„Alles kommt erst mal aufs Eis, selbst Rosenke, selbst der Kreis, Flüchtlingsheim und Kreisumlage steh‘n für uns jetzt außer Frage, rauben uns jetzt nicht den Schlaf – dreimal „Hoch“ und laut „Alaaf“, kündigte Schick den Jecken den Ausnahmezustand im Rathaus an.
Das ließen sich diese nicht zweimal sagen und stimmten zur Feier des jecken Dreifach-Jubiläums von Festausschuss (55 Jahre), Prinzengarde (44 Jahre) und KC Bleifööss (33 Jahre) eine deftige Variante von „Atemlos“ an.
Dazu gab es ein hochprozentiges Friedensangebot von Sechtem an Schick, was bei Letzterem bewirkte, dass er sich bei Prinz Michael III. (Sander), Bauer Reinhard (Kijewski) und Jungfrau Margret (Eich) unterhakte und zu den live vom Dreigestirn vorgetragenen jecken Liedern schunkelte. Was wollte das Narrenherz mehr?
pp/Agentur ProfiPress