Ritterschlag für „Regina Red“
Blick in die Nachbarschaft: Dragqueen Olivia Jones begrüßte 52-jährigen René Berlin aus Hellenthal-Hecken in ihrem Show-Club auf der weltberühmten Hamburger Reeperbahn als „neues Showgirl“
Hamburg/Hecken/Mechernich – Seit nunmehr 15 Jahren ist René Berlin alias „Regina Red“ als Travestie-Künstler unterwegs und inzwischen bei Shows in ganz Deutschland gefragt. „Ich habe den Sprung geschafft, den heute nur wenige schaffen“, blickt der 52-jährige, aus Dahlem stammende Künstler, auf seine lange Karriere zurück. Begonnen hatte sie einst im Hamburger Travestie-Show-Club „Pulverfass“, nachdem er sich dort bei einem Nachwuchswettbewerb gegen die internationale Konkurrenz durchgesetzt hatte.

Den „Sprung geschafft“ hat Berlin im Frühjahr dieses Jahres. Nun ist er Teil des Travestie-Ensembles der bekannten Hamburger Dragqueen Olivia Jones auf St. Pauli. Fans sprechen von einem „Ritterschlag“, für Regina Red.
Von Shows und Kettensägen
Seit Mai vergangenen Jahres wohnt er mit Frau und Kind in Hellenthal-Hecken, wo sich die Familie wohlfühle, auch wenn das Örtchen etwas weit vom Schuss liege. Der 52-Jährige arbeitet darüber hinaus seit einiger Zeit bei der Firma „Stihl“ im rheinlandpfälzischen Weinsheim. Hier habe er einen verständnisvollen Chef, der ihm noch keinen Tag Urlaub abgelehnt habe, wenn weiter entfernte Auftritte angestanden hätten. Das wäre in meiner früheren Tätigkeit als Friseur nicht möglich gewesen“, so Berlin, der 33 Jahre in diesem Beruf gearbeitet hatte: „Ein toller aber schlecht bezahlter Beruf, den für das Geld keiner mehr lernen will.“

Trotz seiner beruflichen Tätigkeit ist Regina Red an Wochenenden viel unterwegs, zumal Hamburg ja nicht gleich um die Ecke liege. Rund 40.000 Kilometer lege er im Jahr zurück, denn neben der Hansestadt ständen Shows in Rostock, Luxemburg und der Schweiz auf dem Programm. Und auch in der Eifel, wo seine Erfolgsgeschichte begonnen hat, kommt er, wenn es die Zeit zulässt, Auftrittswünschen von Vereinen oder Freunden gerne nach.

„Es wird im Laufe der Jahre immer schwieriger, alles unter einen Hut zu bringen“, gesteht René Berlin ein. Deshalb hat er seine Auftritte beim Travestie-Festival von Maria Crohn (alias Michael Koch) aus Celle reduziert. Crohn zählt zu den bekanntesten Figuren in der Travestie-Szene. Innerhalb der Deutschland-Tourneen „Maria Crohn & Friends“ hatte Regina Red in der Vergangenheit jährlich bei rund 40 Shows mitgewirkt: „In diesem Jahr bin ich nur vertretungsweise dabei.“

„Da haben wir ein neues Showgirl“
In den letzten Jahren kehrte Berlin hin und wieder zu Auftritten in das Hamburger „Pulverfass“ zurück. Dass Regina Red nun dem Ensemble von Olivia Jones angehört, hat er dem Berliner Travestiestar Gloria Glamour zu verdanken, der damals in der Jury saß, als Berlin den Nachwuchswettbewerb gewann. Denn als Glamour in Olivias Show-Club wegen Krankheit ausfiel, empfahl dieser der Dragqueen, den Eifeler in das Ensemble aufzunehmen.

Olivia Jones folgte dem Rat des erkrankten Travestie-Stars, Regina Red zu arrangieren, und so folgte umgehend die Einladung nach St. Pauli zum ersten Show-Auftritt in Olivias Club. Und Red konnte es kaum fassen: „Da kennst du Olivia nur aus dem Fernsehen und dann bist du plötzlich Mitglied in ihrem Star-Ensemble“. Mit großem Respekt sei er zur Show nach Hamburg gereist. Wusste er doch, dass sich viele Travestie-Künstler um Auftritte in Olivias Club bemühen, aber nur ganz wenige die Gelegenheit dazu bekommen, bei ihr auf der Bühne zu stehen.

Bei der ersten Show sei die Dragqueen nicht anwesend gewesen, dann sei er aber vor Ehrfurcht erstarrt, als sie erschienen sei, und ihn mit einem herzlichen „Hallo, da haben wir ein neues Showgirl“ begrüßt habe. Als Neuling habe er sofort gespürt, dass das Ensemble nicht nur Olivia-Jones-Familie genannt werde: „Es ist eine Familie, und Olivia ist unsere Mutti“.

Die bekannte Club-Chefin auf St. Paula war mit Regina Red so zufrieden, dass sie Berlin ins Ensemble aufnahm. In diesem Jahr wird er noch an vier Wochenenden im Show Club auf der legendären Bühne stehen, auf der einst niemand geringeres die „Beatles“ ihre Karriere begonnen haben. Dass diese Wochenenden anstrengend werden, ist René Berlin bewusst: „Freitags stehen drei, und samstags vier Shows auf dem Programm“.

Für die vielen Travestie-Shows opfert der Heckener seinen ganzen Urlaub. Auf die Frage, wie lange er das noch macht, hat er eine klare Antwort: „Ich verschwende keinen Gedanken daran aufzuhören, solange die Gesundheit mitspielt“. Auch möchte er seinen Eifeler Fans so oft wie möglich die Gelegenheit geben, seine Shows in hiesigen Gefilden besuchen zu können. So zum Beispiel wird er am Samstag, 11. April, zum nunmehr vierten Mal das Publikum im Saal Gier in Kall in der Person der Regina Red unterhalten.
pp/Agentur ProfiPress