„Fußbus“ wie bei Feuersteins
Seit Anfang April bietet die Grundschule Mechernich Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, gemeinsam einen ausgeschriebenen Schulweg zu beschreiten
Mechernich – 7.22 Uhr. Das Thermometer zeigt -1 Grad Celsius. Doch die gute Stimmung lässt sich davon nicht beeindrucken. Schon nach ein paar Minuten ist von der morgendlichen Müdigkeit in den Gesichtern der Verantwortlichen rund um Uli Lindner-Moog, Schulleiter der KGS Mechernich, und seinen Schülerinnen und Schülern nicht mehr viel zu erkennen. Der frischen Luft sei Dank.

An der Bushaltestelle „Am schwarzen Baum“ startete Anfang April die Jungfernfahrt des allerersten Mechernicher „Fußbusses“, genannt „Perpedes Pänz“, in Richtung Grundschule. Sie ist die Erste von insgesamt fünf geplanten Routen, schlängelt sich durch Mechernich Nord, und hält dabei jeweils ein paar Minuten an einer der vier Haltestellen entlang des Weges.
Sicherer Schulweg
Der „Fußbus“ funktioniert wie eine Karawane, bestehend aus Schülerinnen und Schülern, sowie einer Elternbegleitung. Mit Unterstützung der Stadtverwaltung hatten die Verantwortlichen von Schule und Elternpflegschaft eine möglichst kindersichere Route geplant, die die Kinder künftig auch selbständig ablaufen können.

„Christian Aschoff und Stefanie Dederich ist die meiste Arbeit zuzuschreiben. Wir mussten uns nur wegen der Haltestellen-Beschilderungen mit dem Bauamt austauschen“, erklärt Kati Jakob, Fachbereichsleiterin für Bildung, Soziales und Tourismus bei der Stadt Mechernich.
Daraufhin wurde die Route mit richtungsweisenden Schildern versehen und „Fußbus-Haltestellen“ markiert. Somit sind die Kinder beim Beschreiten des Schulweges in Sachen Orientierung nicht auf ihre Eltern angewiesen, „auch wenn vorerst angedacht ist, dass jeweils ein Elternteil den Bus bis zur nächsten Station begleitet und dort abgelöst wird“, sagt der Schulpflegschaftsvorsitzende Aschoff.

Im Voraus gab´s dazu einen Plan der genauen „Abfahrtszeiten“. Zusätzlich kann man diesen aber auch an jeder „Fußbushaltestelle“ per QR-Code in der App „SchoolFox“ einsehen. Hierzu werden Zugangsdaten benötigt.
Weniger Elterntaxis
Das primäre Ziel liegt auf der Hand: „Zu Fuß zur Schule statt mit dem Elterntaxi“, erklärte Schulleiter Lindner-Moog. Neben Punkten wie Nachhaltigkeit und Förderung der schulklassenunabhängigen Freund- und Bekanntschaften war auch die tägliche Verkehrssituation auf dem Parkplatz vor der Grundschule Grund für das Projekt. Morgens verwandle er sich teils in ein „chaotisches Getümmel“, das sich durch weniger Autos und eine gemeinschaftlich ankommende Gruppe Kinder „sicher angenehmer gestalten“ lasse.

Problematisch wird es besonders ab September, wenn der Parkplatz samt anliegender „Feytalstraße“ langwierig saniert wird. Das Zubringen und Abholen der Kinder per Auto würden dadurch zu einer „noch schwierigeren Aufgabe“.
Zuvor hatte man seitens der Schule eine Umfrage gestartet, um die Gestaltung der Linien planen zu können und das generelle Interesse einzuschätzen. Mit dem Angebot konnte man grundsätzlich 380 Schüler, also grob die Hälfte der Schülerschaft, ansprechen. Davon zeigten sich 50 interessiert. Das größte Interesse von beinahe 20 Eltern bestand dabei rund um die Route, die „Am schwarzen Baum“ beginnt und von nun an belaufen werden kann. Die vier weiteren geplanten Schulwege würden nun „nach und nach“ an den Start gehen.

Entstanden ist die Idee vor allem durch Christian Aschoff, dessen Sohn Jonathan im vergangenen Jahr eingeschult wurde. Morgen für Morgen ärgerte er sich über die Situation auf dem Parkplatz. So war für ihn als Schulpflegschaftsvorsitzender schnell klar: „Hier muss sich etwas ändern!“
Gesagt, getan. Das britische Modell des „walking bus“ inspirierte die Schulpflegschaft schließlich zur Planung von gekennzeichneten Fußwegen, die die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des neuen „Fußbusses“ zusammen beschreiten könnten. Neben vermindertem Verkehr und Schutz der Umwelt dürfte Schulleiter Uli Lindner-Moog sich zukünftig also auch an mehr wachen und sauerstoffgeladenen Schülern erfreuen.
Jakob Seibel/pp/ProfiPress