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„ene“ weniger wert?

Zweites Gutachten der Stadt Mechernich taxiert Unternehmen „Energie Nordeifel“ 4,7 Millionen niedriger als erstes Gutachten von RWE und Kreis Euskirchen – Wie man sich einigt, ist offen, aber fest dürfte stehen, dass die Südkreis-Kommunen jetzt weniger Geld für ihr Drittel „ene“-Anteile bezahlen müssen – Gutachter gingen von gleichen Bedingungen aus, bewerteten aber zwei Parameter für die Zukunft unterschiedlich

Der Wert der „ene“, hier ein Teil des Solarparks Kalenberg, ist beträchtlich, aber wie hoch er genau ist, lässt sich offenbar schwer taxieren. Luftbild: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich/Kreis Euskirchen – Die von der Stadt Mechernich in Auftrag gegebene Wertfeststellung der Firma Energie Nordeifel GmbH & Co. KG (ene) ist zu einem niedrigeren Ergebnis gekommen als das vorherige von RWE und Kreis beauftragte Gutachten. Das teilte jetzt Thomas Hambach, der Erste Beigeordnete der Stadt Mechernich, der Presse mit.

Die BDO-Gutachter der ene-Gesellschafter Kreis und RWE hatten den Gesamtwert des Unternehmens nach dem Ertragswert auf 48,48 Millionen Euro taxiert. Das zweite von der Stadt Mechernich bei der DHPG in Auftrag gegebene Gutachten kam auf einen Gesamtwert von 43,7 Millionen Euro, also 4,7 Millionen Euro weniger.

„Wer recht oder unrecht hat, lässt sich allerdings schwer sagen“, so Mechernichs stellvertretender Verwaltungschef Thomas Hambach. Die Gutachter beurteilten Parameter wie die konjunkturelle Entwicklung und den erwarteten Stromabsatz unterschiedlich.

Die Frage sei also die, auf welchen Wert sich jetzt die „ene“-Gesellschafter und die Stadt Mechernich in Vertretung der übrigen Südkreis-Kommunen einigen, so Hambach. Denn die schlussendliche Wertfindung ist Basis der zukünftigen Beteiligung dieser Städte und Gemeinden aus dem Südkreis an der Firma „Energie Nordeifel“ („ene“) – und des Preises, den deren Kämmerer für diese Beteiligung bezahlen müssen.

Bislang gehören Kreis-Energie-Versorgung (KEV) und Energie Nordeifel GmbH & Co. KG („ene“) jeweils zur Hälfte dem Kreis Euskirchen und der RWE. Jetzt können sich die Kommunen bis zu einem Drittel des geschätzten Gesamtwertes an der „ene“ beteiligen. Dafür sollten die Bürgermeister und Ratspolitiker jener neun Gemeinden (alle Kreis-Kommunen außer Zülpich, Weilerswist und Euskirchen, aber mit Heimbach) rund 16,1 Millionen Euro zahlen.

Doch dieser Preis ist laut Mechernicher Zweitgutachten zu hoch. Kreis und RWE, das erwartet Thomas Hambach, werden sich bei ihren Preisvorstellungen bewegen müssen – und zwar nach unten. Der Mechernicher Beigeordnete rechnet mit einer gütlichen Einigung, mit der alle Beteiligten leben können.

Thomas Hambach: „Die Basisdaten beider Gutachten waren identisch, die Grundlagen sind  ebenfalls gleich, man kann also in keinem Fall sagen, dass es sich hier um eine Art einseitig bestellter Expertisen handelt. In beiden Fällen nicht!“

Aber es gebe Berechnungsparameter, die sich in zwei Kriterien unterschieden. Dabei handele es sich zum einen um die Markt-Risiko-Prämie, zum anderen um die prognostizierte Wachstumsentwicklung. Zu beiden Parametern gibt es laut Hambach völlig legitimer Weise Bandbreiten in der Annahme, innerhalb derer sich beide Gutachter bewegt hätten.

Da sich beide Gutachter letztendlich in ihren empirisch nachvollziehbaren Zukunftsprognosen unterscheiden, komme man nun auf den Differenzbetrag von 4,7 Millionen Euro. Hambach: „Beide Gutachter begründen ihre jeweilige Annahme und es gibt jeweils auch Gründe dafür und dagegen.“

Ziel müsse es daher sein, einen für beide Seiten vertretbaren Konsens im Hinblick auf die Wertfindung des Unternehmens zu finden. Der Erste Beigeordnete: „Wichtig ist, dass wir grundsätzlich nicht auseinander liegen. Wichtig ist auch, dass die ursprüngliche Bewertung nach dem neuen kommunalen Finanzsystem (NKF) zur Eröffnungsbilanz 2009 nichts mit dieser jetzigen Ertragsbewertung der ene zum 31.12.2011 zu tun hat.“ Damals war der Wert der „ene“ nach den Regeln des NKF mit 18,9 Millionen Euro ermittelt worden.

Durch die Unterschiede der Unternehmenswerte der „ene“ zwischen BDO- Gutachten (2012) und dem Wert in der Eröffnungsbilanz des Kreises (2009) hatte es Diskussionen und von einzelnen Politikern auch vermutete Ungereimtheiten während einer Kreistags-Debatte im Sommer vergangenen Jahres gegeben. Losgelöst davon hatte die Stadt Mechernich eine eigene Bewertung der „ene“ durch neutrale Experten angekündigt. Über diesen Schritt unterrichteten Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Erster Beigeordneter Thomas Hambach unverzüglich die Energie Nordeifel selbst.

Thomas Hambach: „Das ist in solchen Fällen ein völlig normaler und legitimer Vorgang, für den die beiden Gesellschafter Kreis und RWE auch sofort ihr uneingeschränktes Verständnis signalisiert haben.“ Die Stadt Mechernich könne und dürfe ihre Mittel nur in einem Rahmen einsetzen, der unter Berücksichtigung des Grundsatzes der sparsamen und wirtschaftlichen Haushaltsführung (§ 75 Abs. 1 Satz 2 GO NRW) vertretbar ist. Voraussetzung hierfür sei, dass die Stadt Mechernich auch eine angemessene Gegenleistung erhält.“

Auch der Kreis Euskirchen dürfe für seine Beteiligung an der Ene nur den wahren Wert (Verkehrswert) verlangen (§§ 53 KrO NRW i.V.m.  90 Abs. 3 Satz 2 GO NRW). Die Ermittlung eines objektiven und neutralen Unternehmenswerts liege somit nicht nur im Interesse der Stadt Mechernich und der anderen interessierten Kommunen, sondern auch im Interesse des Kreises Euskirchen, so Thomas Hambach.

Kenner der Materie gehen davon aus, dass sich Kreis und RWE mit den Kommunen auf einen Teilbetrag der Differenz von 4,7 Millionen Euro zwischen den beiden Gutachten einigen. Sollte man sich beispielsweise auf halbem Wege begegnen, käme beim Kauf der „ene“-Anteile alleine für die Stadt Mechernich eine Ersparnis von über 200 000 Euro heraus.

Die Gemeinde Hellenthal z.B. müsste rd. 100.000 Euro weniger für ihren Anteil aufbringen.  Alle Kommunen zusammen müssten rd. 0,8 Millionen Euro weniger für ihr Drittel „ene“-Anteile bezahlen. Thomas Hambach: „Die Gutachterkosten im unteren fünfstelligen Bereich sind gut investiert. Das zweite Gutachten der Stadt Mechernich hat sich also in jedem Falle gelohnt.“

pp/Agentur ProfiPress