Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

AllgemeinStadt Mechernich

Öss et denn die Possibilität!

Mechernicher Karnevalisten übernahmen das Regiment – Artilleriebeschuss, Kapitulation und spätere Verbrüderung – Straßenkarneval im Stadtgebiet offiziell eröffnet – Dreigestirn regiert bis Aschermittwoch und stellt eigene Gesetzte auf

Am Schluss kam es zur großen Verbrüderung: Gemeinsam mit zahlreichen Jecken schunkelten Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (v.l.) und das Dreigestirn mit Jungfrau Georgina (Schorsch Merlau), Prinz Michael II. (Ehlen) und Bauer Ralf (Ehlen) auf dem Mechernicher Rathausvorplatz. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich – „Oh, Mann, Bürjermeester! Nu komm doch ens eronger! Öss et denn die Possibilität!“, schmetterte der Kommandant der Mechernicher Prinzengarde, Heinz „Addi“ Sechtem in Richtung Rathausbalkon.  Dort nämlich hatte sich Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick mit seinen engsten Vertrauten verschanzt. Erbittert wehrte er sich gegen die närrischen Streitkräfte und ihre zahlreich erschienen Verbündeten. Die nämlich schickten sich an, die Stadtgeschäfte für die Hochzeit der fünften Jahreszeit in die Hand zu nehmen und so den Straßenkarneval im Stadtgebiet einzuläuten.

Letztlich war jeder Widerstand zwecklos, und Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick hisste als Zeichen seiner Kapitulation die weiße Flagge. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Mit diesem Ziel hatten die Karnevalisten – vermutlich geplant in zahlreichen konspirativen Vortreffen – alle Kräfte mobilisiert: Angeführt von der Big Band der Prinzengarde Mechernich (PGM) stürmten die zum Äußersten entschlossenen Truppen den Rathausvorplatz. Dass der Rathaussturm karnevalistische Chefsache ist, dokumentierte das Dreigestirn mit Prinz Michael II. (Ehlen), Bauer Ralf (Ehlen) und Jungfrau Georgina (Schorsch Merlau), die sich höchstpersönlich ins Kampfgetümmel wagten. Begleitet wurden die Tollitäten nicht nur von „ihrer“ KG Bleiföös, die in dieser Session ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Auch der Stadttambourcorps Freundschaftsklänge, der Festausschuss Mechernicher Karneval (FMK) sowie die „Bürgerwehr“ in Form zahlreicher Mechernicher Jecken und sogar solcher aus der Partnerstadt Nyons hatten sich eingefunden, um dem Bürgermeister mit vereinten Kräften die Macht zu entreißen.

Nach der Kapitulationserklärung des Bürgermeisters übernahm Prinz Michael II. die Macht und verkündete sogleich die neuen, närrischen Gesetze. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Kein Wunder also, dass das Ganze bald in ein herrlich-jeckes Scharmützel mündete. Mit Rückendeckung seiner Kollegen, den Vorsitzenden der KG Bleiföös, Reinhard Kijewski und des FMK, Albert „Kööbes“ Meyer, hatte Addi Sechtem versucht, in Verhandlungen eine friedliche Lösung herbeizuführen. Doch der Bürgermeister blieb stur – ist es denn die Possibilität! Da blieb nur eines: „Nehmt das Rathaus unter Beschuss“, befehligte Sechtem die Feldartillerie der Prinzengarde, die sogleich ihre Kanone in Position brachte und schoss. Schon legte auch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick die Donnerbüchse an und holte, unterstützt von „Leibgardist“ Ernst Pingen von der Kommerner St. Sebastianus Schützenbruderschaft, zum Gegenschlag aus. Mit dem Bürgermeister kämpften unter anderem der Erste Beigeordnete Thomas Hambach sowie Kämmerer Ralf Claßen darum, die Stellung zu halten. Nicht zu vergessen Martina de Vries aus dem Vorzimmer des Bürgermeisters, die ihrem Chef unterstützend zur Seite stand – zumindest sah es zunächst so aus.

Mit einem dreifachen „Mechernich Alaaf“ entließ der Kommandant der Mechernicher Prinzengarde, Heinz „Addi“ Sechtem, schließlich das jecke Volk in die närrischen Tage. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Dann aber ein herber Rückschlag für die Verwaltungsspitze. Kaum wurde es brenzliger, der Beschuss seitens der Artillerie heftiger, die Stimmung unter den bestens gelaunten Belagerern immer fröhlicher, schien de Vries sich darauf zu besinnen, auf welche Seite sie gehörte: Schließlich war Wieverfastelovend. Die städtische Mitarbeiterin schnappte sich den großen goldenen „Rathausschlüssel“, auf den es die Karnevalisten ja abgesehen hatten. Spätestens jetzt sah auch der Bürgermeister ein, dass er keine Chance mehr hatte. Als Zeichen seiner Kapitulation hisste er die weiße Flagge. Das närrische Volk jubelte.

Auch eine Delegation des „TUS“ Mechernich war, als schmucke Bauarbeiter verkleidet, zur Verstärkung der Karnevalisten zum Rathaus gekommen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Doch damit nicht genug: Kaum hatten Karl Theißen und Volker Nüßmann, die „Köche“ der Prinzengarde,  das „gestürzte“ Stadtoberhaupt in Haft genommen und zur Kapitulationserklärung auf den Rathausvorplatz geführt, stellte der neue Regent, Prinz Michael II., seine Forderungen. Der Bürgermeister, so Michael II, habe beim Mechernicher Tulpensonntagszug für schönes Wetter zu sorgen. „Wenn ihm das nicht gelingt, muss er den gesamten Zugweg überdachen lassen“, stellte der Prinz klar. Zudem,  so das Ansinnen des närrischen Regenten, soll die alte Barbaraschule in ein Kulturzentrum umgewandelt werden. „Die Bauaufsicht hat Bischof Tebartz-van Elst“, bestimmte Michael II.. Der Bürgermeister schien wenig begeistert.

Frauen an die Macht! Die städtische Mitarbeiterin Helga Müller genießt und schweigt – man munkelt, dass ihr hier der Este Beigeordnete Thomas Hambach und Stadtkämmerer Ralf Claßen die Ehre erweisen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Schließlich aber gefiel Schick eines der närrischen Gesetzte so gut, dass er spontan rief: „Das will ich schriftlich haben!“ Im kommenden Jahr nämlich, so der Wille Ihrer Tollität, sollen die drei größten Ratsfraktionen das Dreigestirn stellen. Und schon begann sie, die unerwartete Verbrüderung: Ein Liedchen hier, ein Orden dort und schon wurde gemeinsam geschunkelt. Kein Wunder eigentlich – hatte doch der Bürgermeister in seiner Kapitulationserklärung schon ausgerufen. „Ich wünsche uns allen viel Freud, viel Klaaf, Kamelle, Strüßjer, Bützjer, Alaaf!“ Eine bessere Empfehlung hätte er nicht nur den jecken Wievern an „ihrem“ Tag, sondern allen Karnevalisten für die kommenden tollen Tage wohl nicht mit auf den Weg geben können…

pp/Agentur ProfiPress