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Langer Emil, kurzer Karl

Erinnerungs-Miniaturen an Mechernichs Bergbaugeschichte wurden am Samstag am Strempter Heiligenhäuschen eingeweiht – 310 ehrenamtliche Arbeitsstunden und 3000 Euro zur Vollendung jener Kreiselgestaltung, die der verstorbene Strempter Ortsvorsteher, Mechernicher Stadtratsfraktionsvorsitzende und Euskirchener Kreistagsabgeordnete Wulf-Dietrich Simon angestoßen hatte – Zur Einweihung gratulierten der Gruppe „Spatenstich“ unter anderem Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Landrat Günter Rosenke und sein Vertreter Manfred Poth sowie Witwe Waltraud Simon

Mechernich-Strempt – Großer Bahnhof herrschte trotz Regen am Samstag bei der Einweihung von Miniaturen der legendären Mechernicher Bleihütten-Schornsteine „Langer Emil“ und „Kurzer Karl“ im neuen Kreisverkehr am Heiligenhäuschen bei Strempt.

Sowohl Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick als auch Landrat Günter Rosenke und sein allgemeiner Vertreter Manfred Poth erwiesen dem Ereignis die Ehre – und mit ihm dem unlängst verstorbenen Initiator Wulf-Dietrich Simon.

Der Stadtrats- und Kreispolitiker und Strempter Ortsvorsteher hatte das Projekt Kreiselgestaltung trotz Krebserkrankung angestoßen und vorangebracht. Nach seinem Tod Anfang des Jahres führten seine Kumpel von der ehrenamtlichen Strempter Renter-Baukolonne „Gruppe Spatenstrich“ die Sache erfolgreich zu Ende. Fritz Miehl meldete dem verstorbenen Simon bei der Einweihung am Samstag: „Auftrag ausgeführt“.

Fritz Miehl (v.r.), Winfried Dahl und Herbert Cremer von der Strempter Gruppe „Spatenstich“, Waldtraud Simon, die Witwe des Initiators Wulf-Dietrich Simon, Miterbauer Hermann-Josef Herger und Bergbauhistoriker Peter-Lorenz Könen an den Miniaturen der legendären Mechernicher Hüttenschornsteine „Kurzer Karl“ und „Langer Emil“. Wulf-Dietrich Simons Kumpel aus der Aktivrentnertruppe „Spatenstich“ mauerten 310 Arbeitsstunden lang und steuerten 3000 Euro aus eigenen Mitteln bei, um das Innere des Kreisverkehrs am Strempter Heiligenhäuschen zu gestalten. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Fritz Miehl (v.r.), Winfried Dahl und Herbert Cremer von der Strempter Gruppe „Spatenstich“, Waldtraud Simon, die Witwe des Initiators Wulf-Dietrich Simon, Miterbauer Hermann-Josef Herger und Bergbauhistoriker Peter-Lorenz Könen an den Miniaturen der legendären Mechernicher Hüttenschornsteine „Kurzer Karl“ und „Langer Emil“. Wulf-Dietrich Simons Kumpel aus der Aktivrentnertruppe „Spatenstich“ mauerten 310 Arbeitsstunden lang und steuerten 3000 Euro aus eigenen Mitteln bei, um das Innere des Kreisverkehrs am Strempter Heiligenhäuschen zu gestalten. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Miehl war es auch, der sich freundlich bei allen bedankte, die das Projekt gefördert hatten, unter anderem dem Berghistoriker Peter-Lorenz Könen, der Wulf-Dietrich Simon das Projekt vorgeschlagen und die Zeichnungen angefertigt und mit dem Kreisbauamt abgestimmt hatte, dem Architekten Peter Sampels und Horst Kremer, der die Abschlussbleche für die Kamine angefertigt und eingebaut hatte.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick berichtete, wie Ortsvorsteher Simon im Februar 2014 zu ihm gekommen sei, um ihm das Projekt vorzustellen. „Ich war zunächst skeptisch, dass da eine Art Legoland entstehen könnte“, aber dann habe er sich rasch von Wulf-Dietrich Simon überzeugen lassen, so Schick: „Ich wusste, wenn er und die Gruppe »Spatenstich« am Start sind, würde nicht viel schiefgehen.“

Am Boden zerstört, aber dann neuen Mut gefasst

Tatsächlich investierten die Spatenstich-Aktivisten nicht nur ehrenamtlich 310 Stunden Arbeitsleistung in das Projekt, sondern auch 3000 Euro eigene Geldmittel.  Der Tod Wulf-Dietrich Simons habe die Truppe um Fritz Miehl, Matthias Schneider, Herbert Cremer und Hermann-Josef Herger zunächst am Boden zerstört, sagte Winfried Dahl, der die Feier eröffnete.

Die Teilnehmer der Feierstunde am neugestalteten Kreisverkehr vor den Toren Strempts mit Landrat-Stellvertreter Manfred Poth, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Landrat Günter Rosenke (Mitte von links). Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Die Teilnehmer der Feierstunde am neugestalteten Kreisverkehr vor den Toren Strempts mit Landrat-Stellvertreter Manfred Poth, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Landrat Günter Rosenke (Mitte von links). Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Andere Trägerkonstellationen in Strempt als durch die Gruppe „Spatenstich“ hätten sich zerschlagen, so Fritz Miehl. Da habe man sich entschlossen, das Projekt mit der Gruppe „Spatenstich“ im Sinne des Verstorbenen alleine zu Ende und zum Erfolg zu bringen.

Der Steinmetzbetrieb Simons aus Mechernich brachte einen Tag vor der Einweihung eine Sandsteintafel mit den historischen Eck- und Rahmendaten am „Kurzen Karl“ an, der nach Karl Kreuser, dem Stifter von Waisenhaus und Krankenhaus Mechernich, benannt war. Der mit seinem Hüttenschornstein-Kollegen 1961 zusammen gesprengte „Lange Emil“ wurde nach Bergrat Emil Kreuser benannt, so Bürgermeister Dr., Hans-Peter Schick.

Landrat Günter Rosenke, der den Kreis zusammen mit Manfred Poth und dem Ingenieur Karsten Mohr vertrat, erinnerte daran, dass das Kreistiefbauamt bereits seit einem Jahr an der Kreisstraße 81 bei Strempt arbeitet. Im Zuge der Maßnahmen werde die in schlechtem Zustand befindliche Straße vollständig erneuert und ein durchgängiger, separater Rad-/Gehweg angelegt.

Zeremonie vor aufgespannten Regenschirmen: Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick bat um Verständnis, dass er bei seiner Ansprache keinen Schirm über dem Kopf wünsche: „Als Landwirt bin ich im Augenblick für jeden Tropfen dankbar, der von oben kommt.“ Als Landrat Günter Rosenke, hier noch mit aufgespanntem Schirm, mit seiner Rede dran war, tat er es dem Bürgermeister gleich: „Auch der Landrat freut sich, dass es endlich regnet!“ Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Zeremonie vor aufgespannten Regenschirmen: Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick bat um Verständnis, dass er bei seiner Ansprache keinen Schirm über dem Kopf wünsche: „Als Landwirt bin ich im Augenblick für jeden Tropfen dankbar, der von oben kommt.“ Als Landrat Günter Rosenke, hier noch mit aufgespanntem Schirm, mit seiner Rede dran war, tat er es dem Bürgermeister gleich: „Auch der Landrat freut sich, dass es endlich regnet!“ Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

An den Einmündungen der Poststraße sowie im Kreuzungsbereich mit der Bundesstraße 266 in Roggendorf wurden und werden zwei  Kreisverkehrsplätze gebaut. Bei dem Kreisverkehr an der Bundesstraße handelt es sich um eine Gemeinschaftsmaßnahme mit dem Landesbetrieb Straßen NRW. Gleichzeitig werden durch die Versorgungsträger in großem Umfang vorhandene Leitungslagen erneuert.

Reminiszenzen an eine gar nicht „gute alte Zeit“

Die Baumaßnahmen seien inzwischen gut fortgeschritten, so der Kreis: „Der Straßenabschnitt aus Richtung Mechernich bis zur Gärtnerstraße in Strempt konnte für den Anliegerverkehr bereits wieder freigegeben werden, so dass die Strempter Bürger wieder auf direktem Weg nach Mechernich fahren und laufen können.“

Im Abschnitt zwischen der Gärtnerstraße und der Bundesstraße 266 wurden die Fahrbahn und der Durchlass des Bleibaches erneuert. Der Durchlass musste zur Anlegung des Rad-/Gehweges verbreitert werden. Gleichzeitig erhielt der Bachlauf des Bleibachs eine naturnahe Aufwertung, indem der Bach durchgängig mit natürlicher Sohle durch das Bauwerk geführt wurde.

Im nächsten Bauabschnitt soll ab Mitte Juni ein Kreisverkehrsplatz auf der Bundesstraße 266 sowie ein gemeinsamer Rad-/Gehweg an der Kreisstraße 25 (Hosteler Straße) bis zum kreuzenden Wirtschaftsweg gebaut werden. In einem Zug werden durch die Stadt Mechernich als Versorgungsträger Kanalbauarbeiten vorgenommen. Wo das nötig ist, wird auch die Trinkwasserleitung erneuert.

Die Steinmetzwerkstätte Simons brachte einen Tag vor der Einweihung diese Gedenktafel an der Miniatur des „Kurzen Karl“ (86 Meter im Original) an. Sie erinnert auch an den „Langen Emil“, der mit 134,6 Metern eine Zeit lang Europas höchster Industrieschornstein war. Er wurde am 28. Oktober 1961 von Bundesgrenzschutz-Pionieren in die Luft gejagt, nachdem ihr erster Versuch am Tag zuvor gründlich danebengegangen war. Auch der „Kurze Karl“ hielt zunächst der Pionierübung stand, wurde aber in angeknackstem Zustand am Abend des 27. Oktober 1961 vom Wind umgeweht. Bürgermeister Schick erinnerte daran, wozu die hohen Bleihüttenschornsteine dienten: „Sie sollten die Giftgase aus der Schmelze möglichst weit weg vom Entstehungsort wieder zur Erde sinken lassen.“ Noch heute fänden sich Rückstände aus der Mechernicher Bleiverhüttung im Rhein und in der Nordsee. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Die Steinmetzwerkstätte Simons brachte einen Tag vor der Einweihung diese Gedenktafel an der Miniatur des „Kurzen Karl“ (86 Meter im Original) an. Sie erinnert auch an den „Langen Emil“, der mit 134,6 Metern eine Zeit lang Europas höchster Industrieschornstein war. Er wurde am 28. Oktober 1961 von Bundesgrenzschutz-Pionieren in die Luft gejagt, nachdem ihr erster Versuch am Tag zuvor gründlich danebengegangen war. Auch der „Kurze Karl“ hielt zunächst der Pionierübung stand, wurde aber in angeknackstem Zustand am Abend des 27. Oktober 1961 vom Wind umgeweht. Bürgermeister Schick erinnerte daran, wozu die hohen Bleihüttenschornsteine dienten: „Sie sollten die Giftgase aus der Schmelze möglichst weit weg vom Entstehungsort wieder zur Erde sinken lassen.“ Noch heute fänden sich Rückstände aus der Mechernicher Bleiverhüttung im Rhein und in der Nordsee. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Waltraud Simon, die Witwe des verstorbenen Initiators, war mit Tochter und Enkelin zur Einweihung gekommen. Sie dankte allen Beteiligten herzlich, dass sie die Pläne ihres Mannes realisiert hätten. Die beiden Reminiszenzen an die Bergbaugeschichte Mechernichs seien nun bleibende Erinnerung an ökonomisch glanzvolle, aber auch soziologisch alles andere als „gute alte Zeiten“, betonten Waltraud Simon und Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick.

„Strempt war fast noch mehr als Mechernich vom Bergbau geprägt“, so Schick: „Die Hälfte der Einwohner bestand zur Blütezeit mit 4500 Beschäftigten aus Tagelöhnern, die sich die Betten in den Behelfsquartieren teilweise im Schichtbetrieb teilen mussten.“

Landrat Günter Rosenke betonte die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Stadt- und Kreisverwaltung und den ehrenamtlichen Initiatoren vor Ort: „Ihr Ortsvorsteher Wulf-Dietrich Simon war ja auch Kreistagsabgeordneter und nutzte seine hervorragenden Kontakte beim Kreis für die Realisierung.“ Großer Dank gebühre auch Peter-Lorenz Könen, der Planung und Ausführung historisch begleitet habe, sagten Winfried Dahl und Günter Rosenke.

pp/Agentur ProfiPress