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Herber Schlag für „Olivenstadt“

Mechernicher Partnerstadt Nyons klagt über schlechte Olivenernte – Spezielle Fruchtfliege sorgt für herbe Verluste – Früchte gehören zu qualitativ besten Oliven weltweit – Künstlerischer Zugang in der Ausstellung „L’Olive sur le Chou“

Nyons/Mechernich – Mit dem neuen Jahr 2015 hoffen die zahlreichen Olivenbauern und Weiterverwerter im südfranzösischen Nyons auch auf eine bessere Ernte als 2014. Die jüngste Ernte, die Ende Dezember zu Ende gegangen ist, bestätigte leider, was Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick bereits bei seinem jüngsten Besuch in der provenzalischen Mechernicher Partnerstadt erfahren hatte: „Wir befürchten Einbußen von bis zu 60 Prozent“, berichtete da der Experte Jean-Pierre Jourdan im „Institut du Monde de l’Olivier“ (IMO) in Nyons, eine Einrichtung, in der sich alles um Oliven – deren Anbau, die Verarbeitung und den Vertrieb – dreht. Jourdan war lange Jahre Präsident des IMO.

Während ihres Nyons-Besuchs im November hatten die Mechernicher Besucher Gelegenheit, sich im Gespräch mit Alexandra Paris, Leiterin des „Institute du Monde de l‘Olivier“ (von links), Bürgermeister Pierre Combé und Jean-Pierre Jourdan, ausführlich zu informieren. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Während ihres Nyons-Besuchs im November hatten die Mechernicher Besucher Gelegenheit, sich im Gespräch mit Alexandra Paris, Leiterin des „Institute du Monde de l‘Olivier“ (von links), Bürgermeister Pierre Combé und Jean-Pierre Jourdan, ausführlich zu informieren. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Das Problem: Unter anderem wegen des vorangegangenen milden Winters 2013/2014 hatte sich die so genannte Olivenfruchtfliege stark ausgebreitet. Die vier bis fünf Millimeter große Fruchtfliege legt ihre Eier in die Oliven, wenn die Larven dann schlüpfen, ernähren sie sich vom Fruchtfleisch. Das hat fatale Folgen – sowohl auf die Menge als auch auf die Qualität der Produktion. Die Verluste, die die Schädlinge dabei verursachen, sind erheblich. Jean-Pierre Jourdan schätzt sie nun, kurz nach der Olivenernte 2014, auf rund 70 Prozent. Für die Region Nyons bedeutet das: 250 Tonnen Olivenöl weniger und 320 Tonnen weniger Tafel-Oliven in den beiden Kantonen Nyons und Buis-les-Baronnies. „Die Ernte ist schlechter als gering“, so Jourdan. Wie er weiter berichtet, habe sich eine Delegation aus dem Süden Frankreichs bereits an das Landwirtschaftsministerium gewendet, um die dramatische Situation der französischen Olivenernte darzustellen und um Unterstützung zu bitten.

Einen ganz anderen Zugang zur „Olive“ verschaffte die deutsche, in der Provence lebende Künstlerin Ena Lindenbaur den Mechernicher Besuchern: Sie präsentierte die Ausstellung „L’Olive sur le Chou“ (Die Olive auf dem Kohl). Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Einen ganz anderen Zugang zur „Olive“ verschaffte die deutsche, in der Provence lebende Künstlerin Ena Lindenbaur den Mechernicher Besuchern: Sie präsentierte die Ausstellung „L’Olive sur le Chou“ (Die Olive auf dem Kohl). Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Ein herber Schlag für das charmante südfranzösische Städtchen, mit dem die Stadt Mechernich seit 1964 befreundet und seit 1967 offiziell verschwistert ist. Denn: „Nyons ist das bedeutendste Zentrum für die Produktion von Olivenöl in ganz Frankreich“, berichtet Alexandra Paris, Leiterin des IMO-Zentrums. Während ihres Nyons-Besuchs im November hatten Dr. Schick sowie Kämmerer Ralf Claßen und die für die Städtepartnerschaft zuständige Verwaltungsmitarbeiterin, Sabine Wahlen, Gelegenheit sich vor Ort im Gespräch mit Alexandra Paris ausführlich zu informieren.

Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (von links), die Künstlerin Ena Lindenbaur und der Nyonser Bürgermeister Pierre Combé. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (von links), die Künstlerin Ena Lindenbaur und der Nyonser Bürgermeister Pierre Combé. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Die Bedeutung der Nyonser Olivenproduktion liege nicht zuletzt auch an der Sortenvielfalt, erklärte sie: „Hier in der Drôme (der Rhône-Region) werden 100 verschiedene Sorten angebaut und verarbeitet.“ Andere Länder wie etwa Spanien hätten sich im Gegensatz dazu auf vier bis fünf Sorten spezialisiert. Doch nicht nur durch ihre Vielfalt glänzt die Produktion in und um Nyons, sondern auch wegen der hohen Qualität der Oliven und des Öls. So gehörten etwa die schwarzen Oliven auch nach Aussage des Leiters des Madrider Oliveninstituts zu den hochwertigsten auf der ganzen Welt, berichtete Alexandra Paris, selbst Enkelin von Olivenbauern, stolz. Nicht umsonst also wurden die Nyonser Oliven mit dem Schutzsiegel „Appellation d’Origine Contrôlée“ (AOC), der kontrollierten Ursprungsbezeichnung für bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse einer Region – wie etwa auch Champagner oder Calvados -, ausgezeichnet. Will heißen: Was „Oliven aus Nyons“ heißt, muss auch tatsächlich aus Nyons kommen.

Nyons ist eine Olivenstadt. So hatte Bürgermeister Pierre Combé die deutschen Gäste nach ihrer Ankunft auch mit Wein, Oliven und Olivenpaste begrüßt. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Nyons ist eine Olivenstadt. So hatte Bürgermeister Pierre Combé die deutschen Gäste nach ihrer Ankunft auch mit Wein, Oliven und Olivenpaste begrüßt. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Ab welchem Umfang ein Bauer denn vom Olivenanbau leben könne, wollte Dr. Schick von Alexandra Paris wissen. „Ab etwa 15 Hektar Olivenplantage beginnt es sich zu lohnen“, berichtete sie. Allerdings gebe es kaum Olivenbauern, die ausschließlich davon lebten, die meisten betrieben den Anbau semi-professionell. Dennoch, ergänzte Paris, kommen immerhin 1,16 Prozent der weltweit produzierten Oliven aus Nyons. „Das besondere hier“, berichtet Paris, „ist die handwerklich ursprüngliche Arbeitsweise.“

Einen ganz anderen Zugang zur Materie verschaffte die deutsche, in der Provence lebende Künstlerin Ena Lindenbaur den Mechernicher Besuchern im „Institut du Monde de l’Olivier“: Sie präsentierte die Ausstellung „L’Olive sur le Chou“ (Die Olive auf dem Kohl) mit Werken zum Thema von ihr und einem befreundeten Künstler aus Deutschland. Beide haben auch Workshops zum Thema durchgeführt, einige der daraus entstandenen Werke haben ebenfalls den Weg in die Ausstellung gefunden.

Nyons hat ein Oliven-Museum, das insbesondere die traditionellen Methoden zum Anbau und der Weiterverarbeitung dokumentiert, und das die städtische Partnerschaftsbeauftragte Sabine Wahlen, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Kämmerer Ralf Claßen bei ihrem jüngsten Nyons-Aufenthalt auch besichtigten. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Nyons hat ein Oliven-Museum, das insbesondere die traditionellen Methoden zum Anbau und der Weiterverarbeitung dokumentiert, und das die städtische Partnerschaftsbeauftragte Sabine Wahlen, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Kämmerer Ralf Claßen bei ihrem jüngsten Nyons-Aufenthalt auch besichtigten. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Damit habe sie auch ihre eigene Geschichte, das „Aufeinandertreffen der beiden Kulturen“, aufgegriffen, so die aus Stuttgart stammende Lindenbaur. Tatsächlich gebe es Parallelen zwischen der Olive und dem Kohl: „Wie das Sauerkraut, ist auch die Olive direkt nach der Ernte, vor der Weiterverarbeitung, nicht essbar. Dazu müssten Kraut wie Olive erst mit Salz und unter Luftabschluss gelagert werden.“

pp/Agentur ProfiPress