Barbarakapelle zweimal eingeweiht
1962 erst ein „Fake“ fürs Fernsehen, dann die echte Einweihung zeitgleich mit „Hier und Heute“ – Peter-Lorenz Könen legt zum 65. Stiftungsfest der Sankt-Barbara-Bruderschaft Mechernich eine reich bebilderte Chronik vor
Mechernich – Eine umfangreiche Chronik über 65 Jahre St.-Barbara-Bruderschaft legten der Bruderschafts-Vorsitzende Klaus Nelles und der Regionalhistoriker Peter-Lorenz Könen vor. Die 40 Seiten starke und mit 55 Illustrationen versehene Festschrift im Din-A 4-Format wurde erstmals beim Jubiläum der Bruderschaft (Stiftungsfest) am 10. Juni am Bergwerksmuseum zum Preis von zehn Euro veräußert.
Weitere Exemplare sind beim Verfasser Pelo Könen und beim Bruderschafts-Vorsitzenden Klaus Nelles, Tel. (01577) 50 70 674, werktags ab 16.30 Uhr erhältlich. Beim Stiftungsfest am 10. Juni wurden auch zahlreiche Ehrungen ausgesprochen, darunter die Ernennung von Ernst Schoddel, dem „Erfinder“ und langjährigen Führer der legendären Silvesterwanderungen über den Bleiberg, zum Ehrenvorsitzenden der St.-Barbara-Bruderschaft.
Nur noch wenige Bergleute
Auch Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Horst Funk wurden für je 25 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet, Vorsitzender Klaus Nelles für 35 Jahre und Alfred Schink für 55 Jahre. Die Barbarabruderschaft wurde am 1. Juni 1958 im Gasthof Hans Martelok von 28 Personen gegründet. Erster Vorsitzender war Georg Tillenburg.
Heute hat die Bruderschaft 169 Mitglieder. „Die Zahl derer, die noch aktiv Bergbau betrieben haben, kann man an den Fingern einer Hand abzählen“, sagte Vorsitzender Klaus Nelles (60) dem „Bürgerbrief“, zum Beispiel Betriebselektriker Alfred Schink und Bergmann Anton Jonas. „Die meisten Mitglieder der Bruderschaft sind heute Nachfahren der Knappen und am Bergbau Interessierte“, so Nelles, dessen Vater Ernst auch schon Vorsitzender der Barbara-Bruderschaft war.
Peter-Lorenz Könen: „Während sich der ebenfalls 1958 gegründete Verein der Berg- und Hüttenleute heute vor allem als Träger der Bergkapelle von 1870 versteht, dem früheren Werksorchester der Gewerkschaft Mechernicher Werke und der Preussag, will die Barbarabruderschaft vor allem die Tradition und das Andenken an die verstorbenen und verunglückten Knappen bewahren.“
Der Regionalhistoriker, der schon zahlreiche Schriften und elektronische bergbaukundige Informationsblätter verfasst hat, will mit seiner Chronik Defizite in der bisherigen Wahrnehmung der Barbarabruderschaft beheben. Bau und Erhalt der Barbarakapelle in Mechernich-Nord seien bleibende und sichtbare Zeichen dieses Gedenkens.
Aus Spenden finanziert
Die Bruderschaft um Georg Tillenburg und einige Knappen errichtete die Kapelle 1958 bis 1962 auf einem geschenkten Grundstück der Bauernfamilie Maintz-Peiner. Die Friedenstaube über dem Eingang der Kapelle wurde von Familie Oehmen gestiftet
„Eingeweiht wurde die Kapelle 1962 an einem Tag zweimal – am 25. August morgens für den WDR und spätnachmittags, wie es angekündigt war, für alle Leute“, so Peter-Lorenz Könen. Der ehemalige Bergmann Willi Conrads sagte in Knappen-Uniform zum Aufnahmeteam: „Die Bergverwaltung hat immer beim Tod eines Kameraden erklärt »Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren«, aber getan wurde nichts. Deshalb haben wir selbst gehandelt – und für unsere toten Kameraden diese Kapelle selbst gebaut.“ Als das abends in „Hier und heute“ vom WDR ausgestrahlt wurde, war die Feier am Schimmelsberg noch im Gange…
Es habe seinerzeit Pläne gegeben, neben der Barbarakapelle auf einem von der Familie Oehmen geschenkten Grundstück ein Bergbaumuseum zu errichten, so Peter-Lorenz Könen. Daraus wurde nichts. Auch das Vorhaben, einen Museumsbau am Malakowturm zu errichten, wurde verworfen.
„Auch jene Pläne, die Barbarakapelle gegenüber dem Restaurant »Spitz Eck« zu bauen, waren nicht realisiert worden, obwohl den Berg- und Hüttenleuten damals dafür Geld zur Verfügung stand“, erklärte Klaus Nelles. So dass sich schließlich Georg Tillenburg mit neun weiteren Bergmännern einfach ans Werk gemacht hätten – mit gestiftetem Baumaterial, Spenden aus der Bevölkerung und kostenlosen Transporten Mechernicher Spediteure.
Umfangreiche Recherchen
„Den Verein zu beschreiben, war eine Herausforderung“ schreibt der Verfasser in der jetzt vorgelegten Chronik der Barbara-Bruderschaft. Peter-Lorenz Können hat umfangreiche Recherchen angestellt und Quellen erschlossen.
Er hat Aufzeichnungen, Dokumente, Bilder, Protokolle und Zeitungsausschnitte ausgewertet und wiedergegeben. Öffentliche Archive in Euskirchen und Mechernich haben ihn ebenso unterstützt wie die Mechernicher Agentur ProfiPress für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen. Für ihre persönliche Hilfe bedankt sich der Autor bei Klaus Nelles, Dirk Klein und Herbert Neumann.
Außer Klaus Nelles und Schriftführer Helmut Gräfe gehören Vize-Vorsitzender Marcel Hembach, Kassiererin Elisabeth Gräfe, Zeugwart Dirk Klein und der Kapellenbeauftragte Markus Heinisch dem aktuellen Vorstand an. Neben der Barbarakapelle unterhält die Sankt-Barbara-Bruderschaft Mechernich auch ihr Bruderschafts-Domizil in der Bahnstraße 47 (ehedem Fernseh-Schüller) mit eigenem musealen Ausstellungsfenster.
Vorstandsvorsitzende waren bislang Georg Tillenburg (1958 – 1962), Fritz Hofmann (1962 – 1970), Wilhelm Conrads (1970 – 1975), Heinrich Eschweiler (1975 – 1988), Ernst Schoddel (1988 – 1998), Peter Kronenberg (1998 – 2012), Josef Virnich (2012 – 2014), Ernst Nelles (2015 – 2016), Paul Blum (2016 – 2017) und Klaus Nelles (seit 22.09.2017).
Die Chronik gliedert sich in die Kapitel Verein, Kapelle, Barbarafest, Museum, Silvesterwanderung, Restaurierung Malakowturm und Vereinigung der Vereine. Am Ende steht eine umfangreiche Chronologie aus 65 Jahren Sankt-Barbarabruderschaft, was die von PeLo Könen vorgelegte Schrift zu einem heimathistorisch wertvollen Nachschlagewerk macht.
pp/Agentur ProfiPress