VR-Bank Nordeifel legt Geschäftsstellen zusammen
Fünf Jahre währender Konsolidierungsprozess wurde durch den inszenierten Zinsverfall wieder konterkariert – Neun Geschäftsstellen und zwei Beraterbüros gewährleisten weiterhin flächendeckende Beratung und Betreuung
Schleiden/Eifel – „Als Genossenschaftsbank setzen wir auf Kompetenz, Engagement, Verbundenheit, Fairness, Wahrheit und Klarheit und Mehrwert für unsere Mitglieder”, fasst Vorstandsmitglied Wolfgang Merten den Grundauftrag der Hausbank der Region zusammen. „Von daher machen wir das nicht gerne – es tut uns als Genossen richtig weh, aber unsere Filialen in Lommersdorf, Reifferscheid und Tondorf sind wirtschaftlich nicht mehr zu verantworten.“
Das gab Wolfgang Merten, für die Zweigstellen verantwortlicher Vorstand der VR-Bank Nordeifel, heute nach einer gemeinsamen Sitzung von Vorstand und Aufsichtsrat und Versand eines Informationsschreibens an alle betroffenen Mitglieder der drei Filialen bekannt.
„Wir haben seit 2011 alle Anstrengungen unternommen, um alle unsere Filialen aufrechtzuerhalten und dafür Mitgliedertreffen vor Ort angeboten und viele Gespräche mit den Mitgliedern und Kunden geführt“, sagte Merten: „Wir konnten unsere Geschäfte mit den Mitgliedern auch weiter ausbauen, aber gleichzeitig haben sich die Rahmenbedingungen für die Regionalbanken weiter deutlich verändert.“
Nutzen für Kunde und Bank
„Me mösse beetz Spass dran han – Kunde und Bank“: Mit diesem in Eifeler Mundart gesprochenen Standardsatz habe VR-Bank-Vorstandsvorsitzender Bernd Altgen während der vergangenen fünf Jahre Einsatz zum Erhalt bedrohter Geschäftsstellen immer wieder vor Augen geführt, dass am Ende eine wirtschaftlich vernünftige Entscheidung stehen werde.
Es sei auf den stattfindenden Orts- bzw. Bezirksversammlungen nie ein Hehl daraus gemacht worden, dass Zweigstellen nicht gegen wirtschaftliche Vernunft aufrechterhalten würden. Insbesondere die Zinspolitik der EZB – bis hin zum Negativzins – konterkarieren die Bemühungen zur Aufrechterhaltung kleinerer Geschäftsstellen, so Merten: „Unser Geschäftsmodell beruht nicht auf hochspekulativen Börsengeschäften, sondern auf dem klassischen, soliden Bankgeschäft mit Krediten und Geldanlagen in der Region, und da spielt der Zins für die Erträge eine große Rolle.“
Hinzu komme der verstärkte Trend zur Nutzung der digitalen Zugänge, dies führe zu einer weiteren Reduzierung der Inanspruchnahme des Serviceangebotes vor Ort – insbesondere auf den kleineren Geschäftsstellen, erläutert Merten.
Auch die immer weiter zunehmenden regulatorischen Anforderungen erschweren eine wirtschaftliche Darstellung von qualifizierter Beratungsleistung vor Ort. Deshalb werden jetzt die drei Filialen mit anderen Geschäftsstellen in der jeweiligen Kommune zusammengelegt.
„Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen ist es nun leider gegenüber der Gesamtheit unserer 25.000 Miteigentümer nicht mehr zu verantworten, die Geschäftsstellen aufrecht zu erhalten“, so Wolfgang Merten: „Wir haben alles versucht, einiges erreicht, müssen aber die Notbremse ziehen.“
Die genannten Filialen werden Ende Oktober geschlossen, ebenso die kaum genutzten Beratungsbüros in Schmidtheim und Zingsheim sowie die modernisierungsbedürftige Tankstelle in Marmagen. Wolfgang Merten: „Unserem Förderauftrag für die Region bleiben wir unvermindert treu. Wir erhalten neun Geschäftsstellen und bleiben damit als größtes Filial-Netz der Region in allen Kommunen präsent.“
„Wir lassen keinen im Regen stehen“
Außerdem werde jeder VR-Bank-Kunde nach wie vor auf Wunsch zu Hause beraten. Termine können werktags zwischen 8 und 20 Uhr und samstags von 8 bis 12 Uhr vereinbart werden, so Wolfgang Merten: „Diesen Service bieten wir bereits seit 1996.
Ältere oder nicht mobile Kunden würden auf Wunsch von Mitarbeitern zu Hause mit Bargeld versorgt oder zur Erledigung von Bankgeschäften aufgesucht. Merten: „Wir lassen keinen im Regen stehen, wir bleiben unserem Förderauftrag für die Menschen der Nordeifel treu.“
Die Anpassung des Filialnetzes an die aktuelle Marktsituation wird am 26., 27. und 28. September in Ortsversammlungen mit den VR-Bank-Mitgliedern in Lommersdorf, Reifferscheid und Tondorf besprochen. Aufsichtsrat und Vorstand sprachen sich vorgestern in einer gemeinsamen Sitzung einstimmig für den Schritt aus.
Aufrechterhalten werden die Geschäftsstellen in Schleiden, Blankenheim, Dahlem, Gemünd, Hellenthal, Kall, Marmagen, Nettersheim, und Rescheid. Außerdem stehen der Kundschaft die stark frequentierten Beratungsbüros unserer Berater Willi Gerhards in Dreiborn und Oliver Peters in Wolfert weiterhin für Beratungen uneingeschränkt zur Verfügung.
Die 24-Stunden-Bargeldversorgung bleibt auch nach der Filialschließung mit insgesamt dann 14 eigenen Geldausgabeautomaten in der Region gewährleistet.
„Dass auch die demografische Entwicklung und der Umstand, dass immer mehr Kunden den Großteil ihrer Bankgeschäfte online abwickeln, gegen die Aufrechterhaltung der Zweigstellen gesprochen haben, sei nur am Rande erwähnt“, so Wolfgang Merten. Die VR-Bank Nordeifel sei und bleibe die Hausbank und der Wirtschaftsmotor der Region.
Alle Mitarbeiter bleiben an Bord
Merten: „Der Prozess hätte auch noch positiver ausgehen können für unser auch weiterhin konkurrenzlos dichtes Filialnetz, aber dann hätte das Zinsniveau anders aussehen müssen.“ De facto griffen tatsächlich auch immer weniger Kunden auf die Dienstleistungen der Filiale im Ort zurück, sondern korrespondierten direkt mit ihren Beratern, auch wenn diese in anderen Geschäftsstellen der VR-Bank Nordeifel arbeiten.
„Ganz wichtig ist dem Vorstand zudem auch, dass alle betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Ihren Arbeitsplatz behalten, Sie nehmen lediglich innerhalb der VR-Bank Nordeifel eG neue Aufgaben wahr“, so der Vorstandsvorsitzende Bernd Altgen.
pp/Agentur ProfiPress