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Im Kampf mit dem „Roten Hahn“

Der Schleidener Autor und Journalist F.A. Heinen stellt in seinem neuen Sachbuch die Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr am Beispiel der Wehren im Schleidener Stadtgebiet dar – Interview mit Kreisbrandmeister Udo Crespin über die Feuerwehr der Zukunft

Kreis Euskirchen/Schleiden – Die Freiwillige Feuerwehr erscheint uns heute vertraut als Gemeinschaft von Rettern in allen möglichen Notlagen. Die Einheiten helfen zuverlässig und professionell bei Bränden und Verkehrsunfällen, bei Sturm, Hochwasser und anderen Notsituationen. Sie kommen schnell und garantiert, wenn man sie ruft. Aber das war keineswegs immer so. In ihrer heutigen Form entstanden die Freiwilligen Feuerwehren allesamt in einem langdauernden Prozess im Laufe des 20. Jahrhunderts aus den vorher bestehenden wenig effizienten Pflichtfeuerwehren. Einige Jahrzehnte vorher gründete sich bereits 1874 die Freiwillige Feuerwehr Gemünd, sie gilt damit als älteste Feuerwehreinheit des heutigen Kreises Euskirchen.

Das Hotel Bergemann in Gemünd und mehrere angrenzende Gebäude brennen am 5. und 6. September 1911 lichterloh. An der Stelle befindet sich heute das Hotel Friedrichs. Repro: F.A. Heinen/Löschzug Gemünd/pp/Agentur ProfiPress
Das Hotel Bergemann in Gemünd und mehrere angrenzende Gebäude brennen am 5. und 6. September 1911 lichterloh. An der Stelle befindet sich heute das Hotel Friedrichs. Repro: F.A. Heinen/Löschzug Gemünd/pp/Agentur ProfiPress

Wie die Entwicklung dieser von Bürgerengagement getragenen Einheiten im 20. Jahrhundert verlief, das zeigt in vielen Facetten das frisch erschienene Sachbuch von Franz Albert Heinen am Beispiel der Wehren aus dem heutigen Schleidener Stadtgebiet. Vom unbefriedigenden Feuerschutz früherer Zeiten ausgehend, stellt der Autor zunächst exemplarisch die bisweilen sprunghaften Fortschritte des Feuerschutzes und der Löscheinheiten bis zum Beginn des nationalsozialistischen Regimes dar. Im folgenden Kapitel wird die Vereinnahmung der Feuerwehren durch dieses Regime und ihre Umwandlung zur Feuerschutzpolizei dargestellt. Im Mittelpunkt des letzten Kapitels des Überblicks stehen die ersten Nachkriegsjahrzehnte bis zur Bildung der heutigen Stadt Schleiden durch die Gebietsreform 1972. Zur Abrundung folgt eine Darstellung des 1913 gegründeten Kreisfeuerwehrverbandes Schleiden.

Am 5. Oktober 1950 brennt das Anwesen Weimbs in Morsbach. Hier sind zwei Handspritzen im Einsatz. Repro: F.A. Heinen/Loni Mertens/pp/Agentur ProfiPress
Am 5. Oktober 1950 brennt das Anwesen Weimbs in Morsbach. Hier sind zwei Handspritzen im Einsatz. Repro: F.A. Heinen/Loni Mertens/pp/Agentur ProfiPress

Im Mittelpunkt des Buches stehen jedoch die einzelnen Ortsfeuerwehren und ihre jeweilige Entwicklung. Viele kleinere Wehren sind inzwischen längst Geschichte: Eigenständige Wehren in Broich, Wolfgarten, Ettelscheid, Scheuren, Nierfeld und Olef beispielsweise gibt es heute nicht mehr. Sie wurden vielfach in der Folge der Gebietsreform aufgelöst bzw. mit größeren Einheiten fusioniert.

Feuerwehr Schleiden ist zwei Jahre jünger als geglaubt

Heinen korrigiert auch den einen oder anderen bestehenden historischen Irrtum bei den Wehren. So feierte die Feuerwehr Schleiden ihre Jubiläen bezogen auf das vermutete Gründungsdatum 1897: Ein Irrtum, wie sich bei näherer Betrachtung der Quellen zeigt. Tatsächlich erfolgte die Gründung der Einheit erst zwei Jahre später. Bürgermeister van Loyen ließ 1899 das Unterhaltungsblatt unter der Überschrift „Feuerwehr Schleiden!“ ankündigen, dass er beabsichtige, für die Stadt eine Feuerwehr ins Leben zu rufen. Zu dem Zweck lud er „alle, welche sich hierfür interessieren und eine Wehr mitbegründen helfen bezw. derselben beitreten wollen“, für Sonntag, 29. Januar 1899, in das Hotel Britz ein. Die nächste Erwähnung der Feuerwehr am 22. Februar 1899 spricht dafür, dass es bei dem vorherigen Treffen tatsächlich zur Gründung kam. Am Sonntag, 26. Februar 1899, sah die Tagesordnung vor: „1. Festsetzung der Statuten, 2. Wahl des Hauptmannes und der Führer“.

Der Journalist und Sachbuchautor F.A. Heinen hat ein Buch über die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr am Beispiel der Wehren im Schleidener Stadtgebiet verfasst. Foto: Eva Heinen/pp/Agentur ProfiPress
Der Journalist und Sachbuchautor F.A. Heinen hat ein Buch über die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr am Beispiel der Wehren im Schleidener Stadtgebiet verfasst. Foto: Eva Heinen/pp/Agentur ProfiPress

Der Leser erfährt unter anderem, wie geschickt Kreisbrandmeister (und Kreisbaumeister) Hermann Burisch im Jahr 1929 seinen Chef, Landrat Josef Graf von Spee, dazu brachte, die kreisweit erste Motorspritze nach Schleiden zu holen. Die Erfahrungen damit waren so gut, dass 1932 eine ganze Reihe solcher Spritzen für das Schleidener Land beschafft wurden. Aber auch Probleme der Wehren, etwa bei der Nachwuchssicherung, verschweigt das Buch nicht.

Ein im Wesentlichen durch die Bilder lebendes Kapitel stellt die großen Brände und Naturkatastrophen der 1980er- und 90er-Jahre im Stadtgebiet dar. Den Schluss bildet ein vor Kurzem geführtes Interview mit Kreisbrandmeister Udo Crespin zu aktuellen Aspekten und zum Weg der Feuerwehren in die Zukunft. Aber es werden auch überkommene Traditionen angesprochen, die womöglich bald auslaufen könnten. Tabellen liefern transparente Überblicke, zahlreiche Fotos untermalen den Text.

Das Titelbild des Buches zeigt nur einen Teil der Feuerwehrmitglieder der Stadt Schleiden. Das Foto zieht sich rund um das Buch. Foto: Eva Heinen/pp/Agentur ProfiPress
Das Titelbild des Buches zeigt nur einen Teil der Feuerwehrmitglieder der Stadt Schleiden. Das Foto zieht sich rund um das Buch. Foto: Eva Heinen/pp/Agentur ProfiPress

Das von der Bürgerstiftung Schleiden geförderte Buch ist ab sofort in der Buchhandlung Rees in Schleiden, der Buchhandlung Wachtel in Gemünd oder direkt beim Geschichtsforum Schleiden mit einem Online-Bestellformular erhältlich. www.gf-sle.de

F.A. Heinen: „Im Kampf mit dem Roten Hahn“, Schleiden 2016. 256 Seiten, mehr als 200 Fotos; Preis: 12,80 Euro.

Am 21. April 1980 brach bei der Firma Papstar in Olef ein Feuer aus. Zwei Traglufthallen, die mit hochbrennbarem Einweggeschirr und -besteck gefüllt waren, standen in Flammen. Foto: F.A. Heinen/pp/Agentur ProfiPress
Am 21. April 1980 brach bei der Firma Papstar in Olef ein Feuer aus. Zwei Traglufthallen, die mit hochbrennbarem Einweggeschirr und -besteck gefüllt waren, standen in Flammen. Foto: F.A. Heinen/pp/Agentur ProfiPress