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„Das Engagement ist überwältigend“

Dritter „Runder Tisch“ zur Flüchtlingssituation in der Stadt Mechernich – Verwaltung hat Koordinatorenstelle ausgeschrieben – Erste Integrationsklassen an Grund- und Gesamtschule

Mechernich – Aktuell leben in Mechernich 512 Flüchtlinge, sie sind verteilt auf mehrere Unterkünfte in der Elisabethhütte, Peterheide, Strempt und einige städtische und angemietete Wohnungen. Wie auch in anderen Kommunen, kümmern sich in Mechernich ehrenamtliche Helfer, Kirchen und andere Organisationen um die Menschen. Sie begleiten bei Behördengängen, geben Sprachkurse und helfen bei vielen Dingen des täglichen Lebens.

Um die Ehrenamtler untereinander und mit der Verwaltung zu vernetzen, Infos auszutauschen und auch Probleme anzusprechen, hatte die Stadt jetzt zum bereits dritten „Runden Tisch“ für alle „Kümmerer“ ins Rathaus eingeladen. „Hier in Mechernich ist das ehrenamtliche Engagement überwältigend. Ohne Sie wäre die momentane Situation nicht zu bewältigen – dafür ein großes Kompliment und herzliches Dankeschön.“ Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick das Treffen. Auch den zuständigen Kollegen in der Verwaltung galt sein Dank.

Als „Gesprächsgrundlage“ gab’s Kaffee und Kuchen für alle. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Als „Gesprächsgrundlage“ gab’s Kaffee und Kuchen für alle. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Er sei froh, so der Bürgermeister, dass Mechernich dank der Bundeswehr bzw. der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) genügend Unterbringungsmöglichkeiten habe. Aktuell seien noch rund 80 Plätze verfügbar. Dr. Schick: „Ohne die Peterheide und ab 2016 auch das Uffz-Heim wäre die Situation viel schwieriger.“ Das Uffz-Heim in der Friedrich-Wilhelm-Straße, auch Casino genannt, soll in Kürze bezugsfertig sein, 250 bis 300 Menschen können dort dann untergebracht werden.

Ähnlich sah es auch Fachbereichsleiter Holger Schmitz, der zunächst einen Überblick über die aktuelle Situation gab. Im Moment, so Schmitz, habe sich die Situation im Hinblick auf die Anzahl der Flüchtlinge, die pro Woche nach Mechernich kommen, etwas entspannt. Waren es vor drei Wochen noch 23 bis 25 Menschen, seien es nun 17, die jede Woche ankommen.

Wirtschaftsförderer Peter Dierichsweiler wies auf eine neue Initiative der Stadt gemeinsam mit dem Kreis Euskirchen und der Agentur für Arbeit hin. Sie trägt der Tatsache Rechnung, dass die Flüchtlinge auch eine Chance für die Wirtschaft bedeuten. „Viele Flüchtlinge möchten gerne arbeiten, dürfen das aber nicht, solange sie nicht anerkannt sind.“ Mit dem Ausländeramt sei nun vereinbart, dass Interessierte unentgeltliche Praktika machen und so in die deutsche Berufswelt hineinschnuppern können. Sowohl von Seiten der Asylbewerber als auch der Unternehmer bestünde großes Interesse. „Ich biete Ihnen an, dass ich hier Kontakte herstelle“, so Dierichsweiler. Er bat die Ehrenamtler, interessierte Flüchtlinge mit ihren Vor- und Sprachkenntnissen zu erfassen, er werde dann an passende Unternehmer vermitteln. Initiativen wie diese, so der Erste Beigeordnete Thomas Hambach, ließen bereits einen „zweiten Schritt“ ahnen: „2015 stand die Unterbringung der Menschen an erster Stelle. Jetzt geht es für diejenigen, die anerkannt werden, um weitere Perspektiven.“

Zum dritten „Runden Tisch“ zur Flüchtlingssituation hatte die Mechernicher Verwaltung alle ehrenamtlichen Helfer, darunter auch die Kirchen, in den Ratssaal eingeladen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Zum dritten „Runden Tisch“ zur Flüchtlingssituation hatte die Mechernicher Verwaltung alle ehrenamtlichen Helfer, darunter auch die Kirchen, in den Ratssaal eingeladen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Das betrifft auch die Kinder. Willi Göbbel, Teamleiter Schulen und Jugend, berichtete, dass es an der Mechernicher Grundschule bereits eine Integrationsklasse gibt, an der Gesamtschule stehe die Einrichtung einer solchen Klasse kurz bevor. „Das sind positive Nachrichten“, kommentierte ein Flüchtlingshelfer und erntete viel Zustimmung.

Deutlich wurde beim Runden Tisch, dass die Ehrenamtler sich eine Koordinationsstelle in der Verwaltung wünschen, bei der die Fäden zusammenlaufen, und die Informationen weitergeben kann. Hierzu konnte Dr. Schick ebenfalls Positives vermelden: „Wir haben eine volle Stelle für einen Sozialarbeiter ausgeschrieben, sie soll Anfang des Jahres besetzt werden.“ Holger Schmitz wies darauf hin, dass seine Mitarbeiter darauf angewiesen seien, dass nicht jeder Ehrenamtler sich einzeln an sie wende. Sein Wunsch wäre es, dass sich möglichst alle an Organisationen anschlössen.

Die Ehrenamtler mahnten auch an, dass sie derzeit zwar alles gut im Griff hätten, aber nicht die Kapazitäten, 250 zusätzliche Flüchtlinge ausreichend gut zu betreuen. Die Verwaltung sagte hier Unterstützung zu, möglichst auch mit Hilfe der Kirchen um weitere Ehrenamtler zu werben. Unterstützung bieten möchte die Stadt Mechernich zudem auch künftig mit dem „Runden Tisch“, der 2016 auf Wunsch der Flüchtlingshelfer einmal im Monat stattfinden soll.

pp/Agentur ProfiPress