Menschen auf dem Weg zur Krippe
Benefizkonzert für die Schützlinge der Hilfsgruppe Eifel für tumor- und leukämiekranke Kinder in Mechernich mit Peter Zülls Ü-50-Orchester und Geschichtenerzähler Manni Lang – 2500 Euro von der Sparda-Bank West und viel Lob für Willi Greuel, Helmut Lanio und ihre Mitstreiter: In fast 25 Jahren sechs Millionen Euro für Operationen, Behandlungskosten und Ferienmaßnahmen krebskranker Kinder eingesammelt und ausgegeben
Mechernich – Proppenvolle Ränge, Superstimmung, ein tadelloses Ü-50-Orchester um Peter Züll und ein gut aufgelegter Geschichtenerzähler Manni Lang waren am Samstagabend die Mischung, die das Benefizkonzert zugunsten der Hilfsgruppe Eifel für tumor- und leukämiekranke Kinder zu einem Bombenerfolg werden ließ.
In die gute Stube Mechernichs eingeladen hatte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick. Dass der Schirmherr am Ende selbst fehlte, war einem Trauerfall geschuldet. Schicks Vater Josef, selbst jahrzehntelang Kommunal- und Kreispolitiker, war plötzlich gestorben. Ehrensache für das Vizebürgermeisterpaar Ingeborg und Peter Wassong, Schick zu vertreten, seine herzlichsten Grüße zu überbringen und die hohe Achtung kundzutun, die die Stadt Mechernich und ihre Bürger für die Hilfsgruppe Eifel und ihre Schützlinge empfindet.
Sechs Millionen Euro hat die größtenteils aus den Nachbarkommunen Mechernich und Kall rekrutierte Hilfsgruppe Eifel bislang mit Veranstaltungen, vor allem aber durch viele, viele Spenden zusammengetragen, um tumor- und leukämiekranken Kindern zu helfen. Dabei schauen die Frauen und Männer um Willi Greuel (Lückerath) und Helmut Lanio (Kall) nicht auf Herkunft, Religion oder Hautfarbe.
Am Anfang stand Tschernobyl
Ihre Hilfsaktionen begannen mit Ferienmaßnahmen für Kinder aus der Nachbarschaft des 1986 geschmolzenen Kernreaktors Tschernobyl und haben inzwischen vielen Hundert jungen Patienten aus aller Welt, aber mit Schwerpunkt Eifel und Rheinland, Operations- und Behandlungskosten finanziert oder das schwere Schicksal sonst wie erträglicher gestaltet.
„Wir sind stolz auf Euch“, sagte Bürgermeister Peter Wassong: „Wir wissen, dass die Hilfsgruppe Eifel in der Bevölkerung einen Rückhalt genießt wie kaum eine andere Institution oder Einrichtung.“ Willi Greuel bedankte sich nicht nur bei Schick und Wassong, sondern auch bei allen Akteuren dieses Benefizkonzertes und aller anderen Aktionen, die Jahr für Jahr für die Hilfsgruppe aufgezogen und deren Erlöse an sie gespendet werden.
Die Sparda-Bank Euskirchen ging am Samstagabend mit gutem Beispiel voran und stiftete 2500 Euro. Der in Voißel (Stadt Mechernich) lebende Bankkaufmann Ferdi Heinrichs übergab den symbolischen Scheck gemeinsam mit seinem Filialkollegen Ralf Klinkhammer.
Das Programm gestaltete Peter Zülls 2009 gegründetes Ü-50-Blasorchester der Eifel mit klassischen Advents- und Winterliedern, aber auch mit flotten Nachkriegskompositionen. Dazwischen erzählte und rezitierte Manni Lang Geschichten und Gedichte aus seinem 2010 im Hillesheimer KBV-Verlag herausgegebenen Weihnachts-Lesebuch „Eifel-Winter“.
Nikolaus kommt aus Bleibuir
Darunter eine Erzählung des österreichischen Autors Karl-Heinrich Waggerl („Der Tanz des Räubers Horrifikus“), die Lang ins Eifeler Platt übertragen hat. Das Publikum kam auch bei der Schilderung eines völlig durchgedrehten Christbaumständers und eines Nikolaus-Gedichtes von Fritz Koenn nicht aus dem Lachen raus. Ganz spontan kam Marie-Luise Langerscheid, Klarinettistin im Ü-50-Ensemble, Lang als Rezitatorin zu Hilfe, als sie ein gereimtes Streitgespräch zwischen Mutter und Sohn vortrug, die sich in der Frage uneins waren, wo der „Hillije Mann“ wohl herkommt.
Die Mutter ist davon überzeugt, dass der Nikolaus aus dem Himmel kommt und dorthin nach erfolgter Bescherung auch wieder zurückkehrt. Doch ihr Sohnemann weiß es besser und tippt auf Bleibuir als Heimatort von Bischof Klaus und Knecht „Hans Muff“. Er hat auch Grund zu der Annahme, weil er im elterlichen Keller einen Sack voller „Kloosmänn“, Printen und Spritzgebäck gefunden hat, auf dem nicht nur Bart und Mitra lagen, sondern auch eine Rechnung der Bäckerei Schoeller aus Bleibuir . . .
„Ave Maria“ und Transeamus
Mit Beethovens Ode an die Freude aus der neunten Symphonie gab das unter heftigem Applaus eingezogene Ü-50-Orchester einen fulminanten Auftakt ins Konzert, gefolgt von dem Adventsklassiker „Wachet auf“, der mindestens von 1599 stammt und auf eine Wendung des Nürnberger Meistersängers Hans Sachs zurückgeht. „Ave Maria“ kam gleich zweimal vor – als Klassiker aus der Feder des Franzosen Charles Gounod und als moderne Fassung „Ave Maria no Morro“, die vielen Zuhörern von Nana Mouskouri und Andrea Bocelli bekannt vorkam.
„Tochter Zion“ erklang beim Benefizgastspiel in Mechernich ebenso wie „Last Christmas“ der Gruppe „Wham“, Bing Crosbys „White Christmas“, mehrere Medleys und Weihnachtslieder zum Mitsingen wie „Macht hoch die Tür“, „Süßer die Glocken nie klingen“ oder „O Tannenbaum“ sowie auch nicht (mehr) so bekannte wie das lateinische „Transeamus“, das nach dem Zweiten Weltkrieg mit den heimatvertriebenen Schlesiern als deren „Ersatzhymne“ auch den Westen eroberte.
Das Lied war wie ein Synonym für den ganzen großartigen Konzertabend, der wie eine Reise aus der Eifel nach Bethlehem aufgebaut war – auf der Suche nach Hoffnung auf erfüllte Sehnsüchte, dass sich Menschen für andere Menschen interessieren und sie deren Schicksal nicht unberührt lässt . . .
pp/Agentur ProfiPress