Buntes Tollitäten-Panorama beim karnevalistischen Bürgermeister-Empfang in der Mechernicher Barbara-Schule – Spaß, Zusammenhalt und gute Taten gingen Hand in Hand – Sechs Vereine präsentierten Familien-Fünfgestirn, Prinzenpaar, Prinzen und zwei Damen-Dreigestirne
Mechernich – Als die BigBand der Prinzengarde Mechernich die ersten Takte spielte und sich der Saal der St.-Barbara-Schule immer mehr in ein buntes Meer aus Kostümen und Glitzer verwandelte, war klar: „Oss Stadt fiert Fastelovend“ ist mehr als ein Motto – es ist gelebter Alltag im Mechernicher Karneval. Musikalisch auch vom Tambourcorps Kommern, der Band „Lückenfüller“ und dem Vussemer „Partyprinz“ mit Hits wie „Sweet Caroline“ und „Hey hey boom boom shalala täterä“ untermalt, war an diesem Abend gute Laune vorprogrammiert.

Bürgermeister Michael Fingel begrüßte die zahlreich erschienen Tollitäten, Vereinsvertreterinnen und -vertreter sowie Gäste mit spürbarer Freude zu seinem ersten karnevalistischen Empfang: für ihn „weit mehr als bunte Kostüme, Musik und fröhliche Stunden“. Es sei ein Stück regionaler Identität, – „gelebte Kultur, die Generationen verbindet“. Er dankte allen Aktiven für ihr großes Herzblut im Ehrenamt – und erntete dafür den ersten großen Applaus des Abends. Jeder der anwesenden Karnevalsvereine aus Mechernich, Kommern, Vussem, Lorbach, Bergheim und Weyer zeigten ihm im Anschluss, was sie auf ihre ganz eigene Art besonders macht.
„Dr. Welsch“ machte karnevalstauglich
Dann betrat einer die Bühne, der den Karneval im Blut hat: Björn Wassong („Ne Jeck im Rähn“) schlüpfte als Moderator des Abends in die Rolle des schrulligen Lehrers „Dr. Welsch“ von der „rheinischen Akademie für Brauchtum und Fröhlichkeit“. Mit viel Humor attestierte er Fingel, wie vielen Bürgermeistern, ein „nicht besonders ausgeprägtes Karnevals-Gen“ – und kündigte augenzwinkernd an: „Lieber Herr Finger… äh Fingel – das ändern wir heute!“ Zur karnevalistischen „Einschulung“ unter dem Motto „Dreimol Null is Null bliev Null“ überreichte er dem Stadtchef stilecht eine Propeller-Kappe und eine liebevoll mit den Mechernicher Ortsnamen dekorierte Schultüte. Fortan, so erklärte der „Doktor“, habe der Bürgermeister vom Weiberfastnacht bis Aschermittwoch ohnehin „nix mehr zu melden“ – dann regierten die Narren. Das Publikum tobte.

Zwischendurch erklärte „Dr. Welsch“ mit viel Wortwitz rheinische Besonderheiten von „Alaaf“ bis „Fastelovend“, lobte die Mechernicher Schullandschaft, die sogar auf dem diesjährigen Sessionsorden verewigt ist, und dankte ausdrücklich der Organisatorin Manuela Holtmeier sowie allen Helferinnen und Helfern im Hintergrund. Stellvertretend für alle helfenden Hausmeister ehrte er Rainer Schulz auf der Bühne.
„Jeder Ort mit Stolz vereint“
Ein Höhepunkt des Abends war der Einzug des Prinzen des Festausschusses Mechernicher Karneval: Prinz Thorsten I. mit seinem Gefolge aus Festausschuss, Prinzengarde, den KC Bleifööss und weiteren Karnevalsfreunden. In seiner Rede spannte er den Bogen über das Sessionsmotto „Jeder Ort mit Stolz vereint im Fastelovend“ und erinnerte daran, wie sehr Karneval in Mechernich für Zusammenhalt, Menschlichkeit und gegenseitige Hilfe steht. Trotz leicht angeschlagener Stimme trug er seine Verse vor – und sang mit allen Anwesenden „In unserm Veedel“.
Eine Familie – fünf Tollitäten
Besonders viele Herzen gingen auf, als die KG Greesberger Kommern 1947 e.V. aufmarschierte: mit Kinderdreigestirn und ihren Eltern als Prinzenpaar. Eine ganze Familie, die als erstes Fünfgestirn Mechernicher Karnevalsgeschichte schreibt: Prinz Maxi I., Jungfrau Louisa, Bauer Kilian sowie Prinz Marcel I. und Prinzessin Michaela. Die jecke Zeit zeige, „dass es egal ist, woher man kommt – wir feiern immer wunderbar zusammen“. Wenn sich die Weltpolitik davon etwas abgucken würde, „wäre die Welt ein Stückchen besser“, meinte Prinzenvater Marcel – bevor die Gesellschaft ein musikalisches Ausrufezeichen setzte.

Kinderprinz Maxi sorgte darüber hinaus mit energetischem Tanz und viel Humor für Begeisterung. So hielt er Bürgermeister Fingel wortwörtlich den Spiegel vor, der statt Kostüm bis dato „nur“ einen Anzug mit rotem Band trug, und überreichte ihm eine Perücke samt Sonnenbrille zur Kostümierung. Fingel war begeistert und nannte ihn seinen „karnevalistischen Endgegner“. Dennoch verstanden sich beide sehr gut – und so versprach ihm der Bürgermeister einen ganzen gemeinsamen Tag in der Stadtverwaltung.
„Bock auf Party?!“
Aus Vussem reiste der Karnevalsverein 1977 Vussem e. V. mitsamt Jugendgarde an, die einen beeindruckenden Tanz hinlegte. Präsident und Moderator sprachen von einer langen Tradition: Seit Mitte der 1990er Jahre sei man – abgesehen von Corona – praktisch durchgehend mit Tollitäten im Stadtgebiet unterwegs. In dieser Session steht „Partyprinz“ Stefan an der Spitze. Ein „Seiteneinsteiger“, wie sein Präsident Michael Mertes schmunzelnd erklärte – immer dabei, aber nie „ganz vorne“. Das ändert sich nun: Gemeinsam mit seinen Adjutantinnen Nadine und Joline sowie Adjutant Thomas verbreitete er echtes Party-Feeling. Sein Motto: „Groß und klein, ob dick oder dünn, von fern oder nah – solange wir die Jecke sinn, sind wir alle gleich.“ Weil der Prinz neben Vussem auch am DJ-Pult zuhause ist, war schnell klar: Dieser Abend bekommt noch eine Extraschicht Feierlaune – spätestens nach dem Ausruf: „Bock auf Party?!“
Leben retten
Zwischen all der Fröhlichkeit setzte das Deutsche Rote Kreuz – neben Sicherstellung des körperlichen Wohlbefindens aller Anwesenden – einen weiteren wichtigen Akzent. Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker, Bereitschaftsleiter Sascha Suijkerland und die Blutspendebeauftragte Edeltraud Engelen machten sich gemeinsam mit dem jungen Kommerner Dreigestirn für die traditionelle Prinzenblutspenden im Stadtgebiet stark.

Statt finden die royalen „Aderlässe“ mit Tollitäten am Mittwoch, 21. Januar, von 16 bis 20 Uhr in der Bürgerhalle Kommern und am Donnerstag, 18. Dezember, von 15.30 bis 20 Uhr im Rotkreuz-Zentrum Mechernich. Es ist bereits die elfte Aktion dieser Art. Begonnen hatte alles einst mit Björn Wassong in Weyer – inzwischen, so das DRK, würden diese Termine noch „besser angenommen als normale Blutspenden“. Besonders rührend: der junge Kommerner Karnevalsprinz erklärte, warum er die Spendenaktion so wichtig findet. Man helfe Leuten, die krank sind. „Das ist einfach schön“ Noch sei er zwar zu jung – „aber wenn ich älter bin, werde ich auch Blut spenden.“ Seine Schwester stimmte ihm zu: „Das ist wichtig, damit andere Menschen gut leben können.“

Während der Auftritte, auch der I. G. Lorbach mit ihrem Damen-Dreigestirn aus Prinz Kathrin I., Bauer Elena und Jungfrau Vivien, den Seilbahn-Jecken Bergheim mit Prinz Philip I. und Prinzessin Christina sowie der KG Weyerer Blömche, die mit Prinz Annika I., Bauer Jenni und Jungfrau Larissa ebenfalls ein Damen-Dreigestirn haben, wurden fleißig Orden untereinander verliehen – während aus einem offiziellen Empfang längst eine große, familiäre Karnevalsparty geworden war. „Dat es Heimat“.









pp/Agentur ProfiPress
12/03/2025

