Dr. Peter Schweikert-Wehner (56) sucht nach Spuren von Kirchenkunstwerken und einem kirchennahen Karnevalsorden und bittet die Bevölkerung um Mithilfe
Mechernich/Köln – Der Mechernicher Apotheker, Kirchenkunstforscher und Wikipedia-Autor Dr. Peter Schweikert-Wehner, im Internet bekannt unter seinem Netzpseudonym „Tryptychon“, hat in den vergangenen Jahren einige kunsthistorische Rätsel im Rheinland gelöst. Unter anderem wurde in den Medien über seine Recherchen zum Roggendorfer Schnitzaltar und zum Mechernicher Antependium berichtet.

Jetzt stellt Schweikert-Wehner drei neue Fragen und bittet die Öffentlichkeit um ihre Mithilfe. Auf einem Flohmarkt in Kommern fiel ihm ein ungewöhnliches Stück in die Hände: ein Karnevalsorden aus Bleiverglasung, datiert auf das Jahr 1986 – allerdings in lateinischen Ziffern = „MCMLXXXVI“.
Auf der Hauptplakette finden sich das Kölner Stadtwappen mit den drei Kronen der Heiligen Drei Könige, elf Flammen für die Jungfrauen der heiligen Ursula, das Diözesankreuz, die Buchstaben F, E, K sowie das Papstwappen Johannes Pauls II.

Noch merkwürdiger: Eine Gravur verweist auf ein „52 Jahre zurückliegendes Ereignis“ in der Kölner Diözesankurie, das also in den Jahren 1933 oder 1934 stattgefunden haben könnte – die genaue Bedeutung blieb bislang verborgen. Schweikert-Wehner vermutet einen kirchlichen und gleichzeitig karnevalistischen Zusammenhang.
Berührungsreliquie?
In einer kleinen Hülse des Ordens befindet sich zudem ein Stück roten Teppichs, mutmaßlich jenes Stoffes, über den Papst Johannes Paul II. bei seinem Köln-Besuch 1980 geschritten ist. „Nach katholischer Auslegung wäre dies eine Berührungsreliquie“, so Dr. Peter Schweikert-Wehner.

Doch trotz intensiver Nachforschungen beim Festkomitee Kölner Karneval, im Karnevalsmuseum und über den Kölner Exprinzen und Fasteleer-Historiker Wicky Junggeburth blieb der Ursprung bislang unklar: „Vielleicht erkennt ja jemand eines der Motive und kann sich einen Reim darauf machen, oder weiß, wer diesen außergewöhnlichen Orden geschaffen hat.“
Marienbild von Gemünd
Der zweite Forschungsgegenstand ist ein Mariengemälde, das laut Wikipedia-Autor „Tryptychon“ um 1600 entstanden sein dürfte. Schweikert-Wehner entdeckte es im Privatbesitz in Gemünd. Das Restaurierungsatelier Sarah Renn aus Euskirchen hat das Ölgemälde inzwischen fachgerecht freigelegt und gereinigt.

Die Darstellung zeigt Maria als Siegerin über das Böse, mit dem Jesuskind auf dem Arm, auf einer Mondsichel stehend, die Schlange – Symbol des Teufels – unter ihren Füßen. Rosen umranken die Szene: ein Motiv, das auf die im 15. Jahrhundert aufblühende Rosenkranzfrömmigkeit verweist.
„Ich habe das Ölgemälde freilegen lassen“, berichtet Schweikert-Wehner. „Es ist das oberste von mindestens drei Darstellungen auf derselben Leinwand.“ Das Werk ist nicht signiert. Und auch nicht datiert. Der gebürtige Sinziger hält es für möglich, dass es aus einer Kölner Werkstatt der Spätgotik oder des Frühbarock stammt – vielleicht aus der Schildergasse, wo mehrere Maler dieser Zeit tätig waren, teils auch in „Teamwork“, wie man heute die gemeinsame Arbeit einer ganzen Werkstatt an einem Produkt nennen würde.

Stilistisch wagt Schweikert-Wehner Einflüsse von Stefan Lochner, Martin Schongauer oder sogar Peter Paul Rubens zu erkennen. „Aber das bleibt Spekulation“, räumt der Mechernicher ein. „Sicher ist nur, dass es kunsthistorisch mehr Aufmerksamkeit verdient.“
Pax-Täfelchen von Hostel
Das dritte Rätsel betrifft ein Pax-Täfelchen – eine kleine, kunstvoll gearbeitete Platte mit der Darstellung der Auferstehung Christi, die in der Pfarrkirche St. Hubertus und zu den Heiligen Drei Mauren in Mechernich-Hostel aufbewahrt wird.

Das Objekt wird, so der Heimatforscher Hans-Peter Schiffer, bereits im 15. Jahrhundert in Hostel erwähnt. Der Fundort sei bemerkenswert: Das Dorf lag sowohl an der Via Agrippa (Köln–Trier) als auch an der Krönungsstraße (Frankfurt–Aachen). „Es ist gut möglich, dass hohe Herrschaften auf ihrer Reise hier Station machten“, sagt Schiffer. Der Ortsname „Hostel“ könnte aus einem alten Wort für Herberge abgeleitet sein.
Pax-Täfelchen wurden auch „Kusstäfelchen“ genannt, weil man sie während des Friedensgrußes in der Eucharistiefeier mit den Lippen berührte – eine Verehrungsform, wie sie so noch heute in den orthodoxen Kirchen mit Ikonen üblich ist. Schweikert-Wehner vermutet, dass das Täfelchen von einem vornehmen Gast in Hostel zurückgelassen wurde. Heute ist es hinter Glas im Altarraum ausgestellt.

Dr. Peter Schweikert-Wehner ist überzeugt: „Regionale Kirchenkunst und Volkskultur sind oft eng miteinander verwoben. In vermeintlich kleinen Dingen steckt häufig große Geschichte.“ Darum bittet er nun die Öffentlichkeit um Mithilfe: Wer kennt den Hintergrund des Karnevalsordens von 1986? Wer kann etwas zur Herkunft des Gemünder Marienbildes sagen? Und wer weiß mehr über das Pax-Täfelchen von Hostel?
pp/Agentur ProfiPress
12/12/2025

