Lichterfahrt der Landwirte von Euskirchen nach Mechernich – Friedliche Demonstration für fairen Handel und fairen Wettbewerb
Kreis Euskirchen/Mechernich – Der leichte Nieselregen schien das Glitzern und Blinken der mit bunten Lichterketten geschmückten Traktoren und Fahrzeuge noch zu verstärken, die am Sonntagabend ihre Lichterfahrt von Euskirchen nach Mechernich antraten. Was auf den ersten Blick so fröhlich weihnachtlich anmutete, hatte einen ernsthaften Hintergrund: Die Lichterfahrt ist eine Demonstrationsveranstaltung der Landwirte, die in diesem Jahr als „friedliche Demonstration für fairen Handel“ auf sich aufmerksam machte.
Thomas Gräf, Landwirt aus Euskirchen-Elsig, ist Initiator der Lichterfahrt. Zusammen mit Wilfried Schmitz hat er sie zu Coronazeiten unter dem Motto „Ein Funken Hoffnung“ ins Leben gerufen. Ein fairer Handel in der Lebensmittelindustrie ist Thomas Gräf und seinen Kollegen ein existentielles Anliegen. „Wir wollen die Lebensmittel, die wir produzieren, einfach nur vernünftig bezahlt bekommen“, sagt der Landwirt.
Protest gegen Freihandelsabkommen
Hintergrund ist das geplante Mercosur-Abkommen, ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. „Es ist kein fairer Wettbewerb, wenn die importierten Lebensmittel, mit denen wir preislich konkurrieren müssen, nicht zu den gleichen Standards produziert werden, welche wir hier in Deutschland einhalten müssen“, so Thomas Gräf.

Wer in Deutschland Lebensmittel herstellt, ist den unterschiedlichsten Regularien unterworfen, angefangen beim Mindestlohn der Mitarbeiter über Auswahl und Menge zugelassener Spritzmittel bis hin zur Dokumentationspflicht – all das kostet Zeit und Geld. Thomas Gräf: „Wenn in den Ländern, aus denen wir unsere Lebensmittel importieren, aber nicht nach solch hohen Standards produziert wird und die Produkte deshalb viel billiger verkauft werden, ist das kein fairer Handel. Die Betriebe hier kämpfen um ihre Existenz, das geht so nicht mehr weiter.“
Kartoffeln landen in der Biogasanlage
Als Beispiel nennt er die Kartoffelernte: „Warum müssen wir Lebensmittel, von denen wir genug haben, aus dem Ausland importieren? Kartoffeln aus Ägypten werden bei uns billiger verkauft, als wir sie in Deutschland herstellen können. Am Ende landen unsere deutschen Kartoffeln in der Biogasanlage, während die Menschen in Ägyptens Nachbarland Hunger leiden.“
Darüber hinaus ist für Thomas Gräf nicht nachvollziehbar, warum von den in Deutschland hergestellten Lebensmitteln jede Charge auf Herz und Nieren überprüft wird, aber importierte Lebensmittel nur einer augenscheinlichen Prüfung durch den Zoll unterzogen werden dürfen. Und das obwohl in vielen anderen Ländern beispielsweise Pestizide verwendet werden, die in Deutschland seit Jahrzehnten verboten sind.

Die Qualität der deutschen Landwirtschaft sei herausragend, ist Thomas Gräf überzeugt. Beim Einsatz von Spritzmitteln beispielsweise seien seine Spritzdüsen so fein kalibriert, dass er nur fünf Gramm gleichmäßig auf 10.000 Quadratmetern Feld verteilen könne. „Das ist ganz großes Kino“, so der Landwirt.
47 Fahrzeuge bildeten Lichterkorso
Vor diesem Hintergrund fuhren am Sonntag 47 Traktoren und andere landwirtschaftliche Fahrzeuge als Lichterkorso durch die Straßen. Auf Plakaten war zu lesen „Ohne Bauern geht es nicht“ oder „Regionale Lebensmittel brauchen regionale Unterstützung! Wir brauchen euch!!!“ Trotz des nassen Wetters ließen es sich die Menschen in Euskirchen und Mechernich nicht nehmen, die Bauern winkend am Straßenrand zu unterstützen.
Start des Korsos war in Euskirchen an der Kommerner Straße. Von dort ging es über Lessenich, Rissdorf, Weiler am Berge und Holzheim in Richtung Mechernich, bevor die Lichterfahrt ihren Abschluss in Kommern fand. Geplant war die Route ursprünglich auch über Antweiler und Wachendorf, doch zur allgemeinen Enttäuschung von Zuschauern und Teilnehmern musste dieser Abschnitt wegen zu enger Straßen umfahren werden.
Im Namen der Landwirte verteilte Thomas Gräf abseits des Lichterkorsos am Sonntag außerdem über 1.000 Schokoladen-Nikoläuse an die Patienten des Euskirchener Marien-Hospitals und des Kreiskrankenhauses Mechernich sowie an die Gäste des Hospizes „Stella Maris“ und die Bewohner der Langzeitpflege für Schwerstpflegebedürftige des Sozialwerk Communio in Christo e.V. in Mechernich.
pp/Agentur ProfiPress
12/12/2025

