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Manfred Lang

11/24/2025

Erinnerung, die Geschichte schreibt

6 min read

Bärbel und Elisabeth Geusen geben zweite Auflage ihres Heimatbuchs „Lessenich in der Eifel – Ein Dorf im Wandel der Zeit“ heraus – Wie erlebten die einfachen Leute in der rheinischen Provinz den Lauf des Lebens daheim und in der Welt?

Mechernich-Lessenich – Kann man über ein 400-Einwohner-Dorf wie Lessenich ein sehens- und lesenswertes Dokument der Zeitgeschichte verfassen? Man kann, wie die beiden Autorinnen und „Buch-Macherinnen“ Bärbel und Elisabeth Geusen beweisen.

Für das Lessenicher Heimatbuch führte Bärbel Geusen über 20 Interviews mit Zeitzeugen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Für das Lessenicher Heimatbuch führte Bärbel Geusen über 20 Interviews mit Zeitzeugen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Auf über 250 Seiten Text und illustriert mit über hundert Fotos und Zeitungsausschnitten ist es den beiden angeheirateten Cousinen gelungen, das Leben der einfachen Leute in der rheinischen Provinz der vergangenen hundert Jahre exemplarisch anhand ihres Heimatortes zu dokumentieren. Ihr Werk mit dem Titel „Lessenich in der Eifel – Ein Dorf im Wandel der Zeit“ und dem Untertitel „Erinnerungen“ ist beeindruckend gut gemacht.

Der Alltag in der rheinischen Provinz wurde ebenso festgehalten wie besondere Ereignisse, hier die Hochzeit von Gertrud und Christian Kreutzwald in den 50er Jahren vor der Kulisse jenes Fachwerkhauses, in dem lange „Boresse Annche“ lebte. Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress
Der Alltag in der rheinischen Provinz wurde ebenso festgehalten wie besondere Ereignisse, hier die Hochzeit von Gertrud und Christian Kreutzwald in den 50er Jahren vor der Kulisse jenes Fachwerkhauses, in dem lange „Boresse Annche“ lebte. Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress

Vor allem, weil es nicht nur das Leben im Dorf selbst wiedergibt, sondern auch das, was die Menschen, die in Lessenich lebten, „draußen“ in der Welt erfahren haben. Ebenso kommen die zu Wort, die beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg heimatvertrieben wurden und in Lessenich neuen Boden unter die Füße bekamen.

Zwei Dutzend Interviews

Die erste Auflage dieser bewegenden Erinnerungen war Weihnachten 2024 binnen einer Woche vergriffen, jetzt sind die zweiten 150 Exemplare mit Unterstützung der Volksbank und der Sparkasse Euskirchen erschienen. „Die Interessenten reißen uns die Bücher aus den Händen“, berichtet Bärbel Geusen, die für das Buch zwei Dutzend Interviews mit Zeitzeugen geführt und zusammen mit Elisabeth Geusen dokumentiert hat.

Auch nach Erscheinen der zweiten Auflage betrachten Bärbel und  Elisabeth Geusen ihren Job noch nicht als beendet: „Wir denken, in Lessenich schlummert noch Stoff für einen zweiten Band…“ Foto: Thomas Geusen/pp/Agentur ProfiPress
Auch nach Erscheinen der zweiten Auflage betrachten Bärbel und  Elisabeth Geusen ihren Job noch nicht als beendet: „Wir denken, in Lessenich schlummert noch Stoff für einen zweiten Band…“ Foto: Thomas Geusen/pp/Agentur ProfiPress

90 sind schon weg – nachdem der Bedarf in den allermeisten Lessenicher Haushalten gedeckt ist, geht es jetzt zunehmend vor allem an „Auswanderer“ und temporär hier Gewesene. Aber auch in der Nachbarschaft regt sich Interesse, vor allem bei „Heimat- und Familienforschern“. Bärbel Geusen berichtet von Anfragen aus Euskirchen, Kommern, Kreuzweingarten und Obergartzem, die das Buch haben wollen.

Bis 1940 war es Brauch, dass die Kommunionkinder aus Lessenich auf die Burg Zievel eingeladen und dort bewirtet wurden. Diese Aufnahme entstand vermutlich 1931. Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress
Bis 1940 war es Brauch, dass die Kommunionkinder aus Lessenich auf die Burg Zievel eingeladen und dort bewirtet wurden. Diese Aufnahme entstand vermutlich 1931. Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress

Elisabeth und Bärbel Geusen sind beide gebürtige Lessenicherinnen, die Rechtspflegerin Bärbel ist eine geborene Esser, die Diplom-Geographin Elisabeth, die heute als Orgelbauerin in Bonn arbeitet, konnte bei den Nachforschungen auf die Hilfe ihres Ahnenexperten und Bruders Martin Geusen zurückgreifen. „Für die Interviews habe ich zuerst die älteren angesprochen oder bereits schriftlich vorliegende Erinnerungen verwendet“, berichtet Bärbel Geusen. Dann ging sie dazu über, auch die heute um die 60-Jährigen, zuletzt die ehemalige Wirtstochter Barbara Graf (63) aus der Dorfschänke „Kolei“, zu befragen.

Änni Geusens Grundstein

Auch Helga Keul aus der Konkurrenzwirtschaft „En de Möll“ kam zu Wort, den ehemaligen Musikvereinsdirigenten Hans Pohl suchte Bärbel Geusen zum Interview an der Ahr auf, andere besuchte sie im Altersheim, nicht weit zu laufen brauchte die Interviewerin für Elisabeth Geusens Vater Hubert (99), ein „lebendes Geschichtsbuch“ – gleich nebenan. Ähnlich verhält es sich mit dem schriftstellerischen und fotografischen Nachlass von Änni Geusen, die 1994 mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet wurde.

Bis 1940 war es Brauch, dass die Kommunionkinder aus Lessenich auf die Burg Zievel eingeladen und dort bewirtet wurden. Diese Aufnahme entstand vermutlich 1931. Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress
Bis 1940 war es Brauch, dass die Kommunionkinder aus Lessenich auf die Burg Zievel eingeladen und dort bewirtet wurden. Diese Aufnahme entstand vermutlich 1931. Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress

Aus ihrem Fundus stellten Bärbel und Elisabeth Geusen 2023 eine umfangreiche Ausstellung zur 1000-Jahr-Feier Lessenichs im Dorfgemeinschaftsraum des Waldorfkindergartens zusammen. Diese Fotopräsentation, der auch einige schriftliche Erzählungen beigefügt waren, bildete praktisch die Grundlage und gab die Initialzündung für das Buchprojekt.

Schmiedemeister Karl-Josef Eschweiler (1857 – 1933), der Erbauer des Lessenicher Kriegsdenkmals, hat einen Bericht hinterlassen, der posthum im Kreisjahrbuch Euskirchen und jetzt im Heimatbuch Lessenich veröffentlicht wurde. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Schmiedemeister Karl-Josef Eschweiler (1857 – 1933), der Erbauer des Lessenicher Kriegsdenkmals, hat einen Bericht hinterlassen, der posthum im Kreisjahrbuch Euskirchen und jetzt im Heimatbuch Lessenich veröffentlicht wurde. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Ich habe bereits im Vorfeld der 1000-Jahr-Feier die ersten Interviews geführt und dokumentiert“, so Bärbel Geusen, „danach haben wir richtig losgelegt“. Neben die Interviews traten Teile der über etwa ein Jahrhundert von Dorfschullehrern verfassten Schulchronik und verschiedene Vereinschroniken, Feldpostbriefe, Aufzeichnungen und Zeitungsausschnitte. Das Ganze wurde reich bebildert mit Fotos aus dem Alltag der Lessenicher – und natürlich auch von den Besonderheiten wie Kirmes, Karneval, Taufe, Hochzeit, Feldarbeit, Hahnenköppen und einem Starfighter-Absturz.  

Abgabe gegen Spenden

Auch nach Erscheinen der zweiten Auflage betrachten Bärbel und Elisabeth den Job noch nicht als beendet: „Ich denke, in Lessenich schlummert noch Stoff für einen zweiten Band, außerdem schreitet die Zeitgeschichte ja fort…“, erklärte Bärbel Geusen, die sich außer der Rechtspflege auch den Journalismus als Beruf hätte vorstellen können.

Teile der über hundert Jahre von den Dorflehrern verfassten Schulchronik wurden ebenso ins Buch übernommen wie Erinnerungsbilder, hier eine Aufnahme der Volksschüler mit Lehrer Ophoves von 1939. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Teile der über hundert Jahre von den Dorflehrern verfassten Schulchronik wurden ebenso ins Buch übernommen wie Erinnerungsbilder, hier eine Aufnahme der Volksschüler mit Lehrer Ophoves von 1939. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Gegen eine Spende wird das sehens- und lesenswerte Buch abgegeben, man kann sich telefonisch bei Bärbel Geusen unter (0151) 50 41 96 26 erkundigen.

Eine Szene aus dem Lessenicher Dorfkarneval. Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress
Eine Szene aus dem Lessenicher Dorfkarneval. Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress
Josef Regh kommt mit seinem Arbeitsochsengespann von der Feldarbeit aus Richtung Rißdorf zurück ins Dorf. Rechts in der Zieveler Straße ist Haus Janes (jetzt Heinen-Bürger) zu sehen, dahinter eine Scheune, die abgerissen wurde.  Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress
Josef Regh kommt mit seinem Arbeitsochsengespann von der Feldarbeit aus Richtung Rißdorf zurück ins Dorf. Rechts in der Zieveler Straße ist Haus Janes (jetzt Heinen-Bürger) zu sehen, dahinter eine Scheune, die abgerissen wurde.  Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress
A Schölle: Maria und Anna Wey mit Mutter Katharina geb. Janes und Karl-Josef Eschweiler („Schölle Karl“). Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress
A Schölle: Maria und Anna Wey mit Mutter Katharina geb. Janes und Karl-Josef Eschweiler („Schölle Karl“). Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress
Bau der Wasserleitung in der Wachendorfer Straße um 1905. Repro: Manfred Lang/Stadtarchiv Mechernich/pp/Agentur ProfiPress
Bau der Wasserleitung in der Wachendorfer Straße um 1905. Repro: Manfred Lang/Stadtarchiv Mechernich/pp/Agentur ProfiPress
Der Musikverein Lessenich mit Nachwuchsinstrumentalisten 1962. Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress
Der Musikverein Lessenich mit Nachwuchsinstrumentalisten 1962. Repro: ml/pp/Agentur ProfiPress

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