Bärbel und Elisabeth Geusen geben zweite Auflage ihres Heimatbuchs „Lessenich in der Eifel – Ein Dorf im Wandel der Zeit“ heraus – Wie erlebten die einfachen Leute in der rheinischen Provinz den Lauf des Lebens daheim und in der Welt?
Mechernich-Lessenich – Kann man über ein 400-Einwohner-Dorf wie Lessenich ein sehens- und lesenswertes Dokument der Zeitgeschichte verfassen? Man kann, wie die beiden Autorinnen und „Buch-Macherinnen“ Bärbel und Elisabeth Geusen beweisen.

Auf über 250 Seiten Text und illustriert mit über hundert Fotos und Zeitungsausschnitten ist es den beiden angeheirateten Cousinen gelungen, das Leben der einfachen Leute in der rheinischen Provinz der vergangenen hundert Jahre exemplarisch anhand ihres Heimatortes zu dokumentieren. Ihr Werk mit dem Titel „Lessenich in der Eifel – Ein Dorf im Wandel der Zeit“ und dem Untertitel „Erinnerungen“ ist beeindruckend gut gemacht.

Vor allem, weil es nicht nur das Leben im Dorf selbst wiedergibt, sondern auch das, was die Menschen, die in Lessenich lebten, „draußen“ in der Welt erfahren haben. Ebenso kommen die zu Wort, die beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg heimatvertrieben wurden und in Lessenich neuen Boden unter die Füße bekamen.
Zwei Dutzend Interviews
Die erste Auflage dieser bewegenden Erinnerungen war Weihnachten 2024 binnen einer Woche vergriffen, jetzt sind die zweiten 150 Exemplare mit Unterstützung der Volksbank und der Sparkasse Euskirchen erschienen. „Die Interessenten reißen uns die Bücher aus den Händen“, berichtet Bärbel Geusen, die für das Buch zwei Dutzend Interviews mit Zeitzeugen geführt und zusammen mit Elisabeth Geusen dokumentiert hat.

90 sind schon weg – nachdem der Bedarf in den allermeisten Lessenicher Haushalten gedeckt ist, geht es jetzt zunehmend vor allem an „Auswanderer“ und temporär hier Gewesene. Aber auch in der Nachbarschaft regt sich Interesse, vor allem bei „Heimat- und Familienforschern“. Bärbel Geusen berichtet von Anfragen aus Euskirchen, Kommern, Kreuzweingarten und Obergartzem, die das Buch haben wollen.

Elisabeth und Bärbel Geusen sind beide gebürtige Lessenicherinnen, die Rechtspflegerin Bärbel ist eine geborene Esser, die Diplom-Geographin Elisabeth, die heute als Orgelbauerin in Bonn arbeitet, konnte bei den Nachforschungen auf die Hilfe ihres Ahnenexperten und Bruders Martin Geusen zurückgreifen. „Für die Interviews habe ich zuerst die älteren angesprochen oder bereits schriftlich vorliegende Erinnerungen verwendet“, berichtet Bärbel Geusen. Dann ging sie dazu über, auch die heute um die 60-Jährigen, zuletzt die ehemalige Wirtstochter Barbara Graf (63) aus der Dorfschänke „Kolei“, zu befragen.
Änni Geusens Grundstein
Auch Helga Keul aus der Konkurrenzwirtschaft „En de Möll“ kam zu Wort, den ehemaligen Musikvereinsdirigenten Hans Pohl suchte Bärbel Geusen zum Interview an der Ahr auf, andere besuchte sie im Altersheim, nicht weit zu laufen brauchte die Interviewerin für Elisabeth Geusens Vater Hubert (99), ein „lebendes Geschichtsbuch“ – gleich nebenan. Ähnlich verhält es sich mit dem schriftstellerischen und fotografischen Nachlass von Änni Geusen, die 1994 mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet wurde.

Aus ihrem Fundus stellten Bärbel und Elisabeth Geusen 2023 eine umfangreiche Ausstellung zur 1000-Jahr-Feier Lessenichs im Dorfgemeinschaftsraum des Waldorfkindergartens zusammen. Diese Fotopräsentation, der auch einige schriftliche Erzählungen beigefügt waren, bildete praktisch die Grundlage und gab die Initialzündung für das Buchprojekt.

„Ich habe bereits im Vorfeld der 1000-Jahr-Feier die ersten Interviews geführt und dokumentiert“, so Bärbel Geusen, „danach haben wir richtig losgelegt“. Neben die Interviews traten Teile der über etwa ein Jahrhundert von Dorfschullehrern verfassten Schulchronik und verschiedene Vereinschroniken, Feldpostbriefe, Aufzeichnungen und Zeitungsausschnitte. Das Ganze wurde reich bebildert mit Fotos aus dem Alltag der Lessenicher – und natürlich auch von den Besonderheiten wie Kirmes, Karneval, Taufe, Hochzeit, Feldarbeit, Hahnenköppen und einem Starfighter-Absturz.
Abgabe gegen Spenden
Auch nach Erscheinen der zweiten Auflage betrachten Bärbel und Elisabeth den Job noch nicht als beendet: „Ich denke, in Lessenich schlummert noch Stoff für einen zweiten Band, außerdem schreitet die Zeitgeschichte ja fort…“, erklärte Bärbel Geusen, die sich außer der Rechtspflege auch den Journalismus als Beruf hätte vorstellen können.

Gegen eine Spende wird das sehens- und lesenswerte Buch abgegeben, man kann sich telefonisch bei Bärbel Geusen unter (0151) 50 41 96 26 erkundigen.





pp/Agentur ProfiPress
11/24/2025

