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Zweite OP für Sivar finanziert

Irakische Familie bedankt sich beim Treffen der Hilfsgruppe Eifel in Mechernich-Vollem für Rettung ihres Kindes – Euskirchener Friseur unterstützt Landsleute aus dem Irak

Der knapp dreijährige Sivar Farhan aus dem Nordirak wurde zum zweiten Mal auf Kosten der Hilfsgruppe Eifel in der Kölner Uni-Klinik operiert. In Vollem bedankte sich der Dreijährigen mit seiner Mutter Hamin und seinem Vater Omar (rechts). Im Hintergrund zu sehen ist Karwan Mohammed aus Euskirchen, der die Hilfsaktion ankurbelte. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich-Vollem – Die irakische Familie Farhan erschien mit ihrem zweieinhalbjährigen Sohn Sivar bei der Monatsversammlung der Hilfsgruppe Eifel in Vollem, um sich beim Förderkreis für die Rettung ihres Kindes zu bedanken. Der Gesundheitszustand des kleinen irakischen Jungen gab nicht nur dem Lückerather Vorsitzenden Willi Greuel Anlass zur Freude. Die Mitglieder der Hilfsgruppe erlebten einen aufgeweckten, fröhlichen kleinen Jungen, der als Einjähriger im Irak dem Tode nahe war.

Sivar war im Oktober 2011 mit schwersten Missbildungen im Gesicht und Löchern im Inneren des Mundraumes zur Welt gekommen. Das Kind hatte keine großen Überlebenschancen. Doch der kleine Junge und dessen Familie hatten das Glück, in Euskirchen einen Landsmann und guten Menschen zu finden, der sich dem Schicksal des Kindes annahm. Der irakische Friseur Karwan Mohammed, der seit Jahren in der Oststraße in Euskirchen ein Haarstudio betreibt, handelte prompt.

Als der vom Schicksal der im Nordirak wohnenden Familie Farhan erfuhr, bat er die Hilfsgruppe um Hilfe. Die hatte vor zwei Jahren  seinem Bruder, der an einem schlimmen Hirntumor litt, geholfen. Da eine dringend erforderliche Operation im Irak nicht möglich war, hatte die Hilfsgruppe damals mit einer Finanzierungsabsicherung dafür gesorgt, dass der Jugendliche ein Visum für einen Aufenthalt in Deutschland bekam. Er konnte in einer Düsseldorfer Klinik erfolgreich operiert werden. Inzwischen hat Karwans Bruder ein längerfristiges Visum bekommen, so dass er im Salon seines Bruders in Euskirchen eine Friseurlehre absolvieren kann.

Als Karwan Mohammed dann der Hilfsgruppe im Sommer 2012 Fotos des todkranken Sivar Farhan zeigte, sagte die sofort wieder ihre Hilfe zu. Schon im Herbst konnte Sivar mit seinen Eltern nach Deutschland ausreisen, so dass eine erste Operation in der Kölner Uni-Klinik erfolgen konnte. Dort bekam der Einjährige nicht nur ein richtiges Gesicht, auch der fehlende Gaumen, der gespaltene Kiefer und die Atemwege wurden erfolgreich operiert. Auch das linke Auge konnten die Ärzte in Köln retten. Seit ein paar Wochen sind Sivar, sein Vater Omar und seine Mutter Hamin wieder in Deutschland, wo die Ärzte der Kölner Uniklinik dem jetzt zweieinhalbjährigen Junge in einer zweiten Operation die fehlende Nase durch eine Transplantation von Knochen ersetzt haben.

„Ich habe jetzt eine deutsche Nase“, freute sich der Kleine beim Besuch in Vollem. In der Zeit, in der die Familie sich während der Therapierung von Sivar sich in Deutschland aufhält, wohnt sie bei Karwan Mohammed in Euskirchen. Weil weder der Vater noch die Mutter des Jungen Deutsch oder Englisch sprechen und nicht lesen können, hilft der Friseur seinen irakischen Landsleuten, wo immer es geht. In Vollem übergab er der Hilfsgruppe 1000 Dollar, die seine irakischen Landsleute gesammelt hatten, um die Finanzierung von Sivars Operationen zu unterstützen.

Wie Mohammed beim Stammtisch der Hilfsgruppe in Vollem berichtete, steht bei Sivar nun als nächstes die Rekonstruktion des entstellten rechten Auges an, auf dem der Junge blind ist und das wohl nicht mehr zu retten ist.  „Er hat an diesem Auge oft große Schmerzen“, berichtete Mohammed. Dennoch, so konnten die Hilfsgruppen-Mitglieder am Donnerstag erleben, ist Sivar voller Lebensfreude und kann auch schon „Tschüss“ auf Deutsch sagen.

Karwan Mohammed schließt nicht aus, dass Sivars Missbildungen eine Spätfolge des Irakkrieges vor mehr als zehn Jahren ist. Seit dieser Zeit seien im Irak rund 20.000 Kinder mit ähnlichen Missbildungen zur Welt gekommen. „Allein in meiner Familie sind seit dieser Zeit fünf Kinder gestorben“, zog Mohammed in Vollem eine traurige Bilanz.

Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress