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Zehn Jahre neues Rathaus

September 2009 – 2019: Nach 40 Jahren Planung ohne Taten setzten Stadtrat und Verwaltung 2008 nach der Idee einer modernen transparenten und bürgerfreundlichen Stadtverwaltung in nur 15 Monaten auch den Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes um – „Ein Haus für alle Bürger, in dem Demokratie gelebt wird“ steht für ein vereintes Europa im Kleinen – Bürgermeister Pierre Combes aus der Partnerstadt Nyons wünscht sich in Eifel und Provence gemeinsames Eintreten für Freiheit und Gerechtigkeit

Mechernich – Das neue Rathaus von Mechernich ist nicht der Tempel von Jerusalem und Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick ist nicht König Salomo. Gleichwohl wurde aus den weisen Sprüchen des israelischen Monarchen und religiösen Führers zitiert, als der neue Verwaltungstrakt an der Bergstraße vor zehn Jahren – im September 2009 – eingeweiht wurde.

Er ersetzte damals fünf mehr als unzulängliche Vorgängerbauten, die über die ganze Bergstraße verteilt lagen und zum Teil weder bau- noch brandschutzrechtlich genehmigt oder überhaupt genehmigungsfähig waren. Es handelte sich zum Teil um ehemalige Wohnhäuser des 19. und 20. Jahrhunderts sowie eine frühere Schule. Barrierefreiheit? Fluchtwege? Fremdwörter in einer damals tatsächlich noch ziemlich antiquiert mit Nachkriegscharme untergebrachten Stadtverwaltung.

In die Nutzungszeit der abgerissenen Mechernicher Verwaltungsgebäude fielen im historischen Kontext der Ausbruch zweier Weltkriege, die Machtergreifung Hitlers, Reichskristallnacht und die Wannsee-Konferenz zur so genannten „Endlösung der Judenfrage“.

Die Mechernicher City mit Kreiskrankenhaus (vorne), neuem Rathaus und Märkten (rechts), Pfarrkirche St. Johannes Baptist und Johanneshaus/Kindergarten (Bildmitte) und Schulzentrum hinten. Luftbild: pp/Archiv ProfiPress

Ihre Nutzung als Mechernicher Stadtverwaltung erlebte die Gründung zweier deutscher Staaten, den Volksaufstand in der DDR, die Schließung des Bergwerks in Mechernich und den Bau der Berliner Mauer. In ihre unwiederbringlich beendete Ära fielen aber auch die Verleihung der Stadtrechte an Mechernich, Maueröffnung und Wiedervereinigung.

Auch wenn die Vorgängerverwaltung baulich eine einzige Katastrophe war, so brauchte es doch über 40 Jahre, ehe Neubaupläne nach der Jahrtausendwende allmählich in der Bevölkerung akzeptanz- und in der Politik mehrheitsfähig wurden.

Spitzengespann Schick/Baans brach verkrustete Strukturen auf

Das zugkräftige Spitzengespann aus Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (CDU) und dem damaligen Ersten Beigeordneten Christian Baans (SPD) räumte Bedenken und grundsätzliche Ablehnung beiseite und warb inhaltlich wie administrativ und schließlich auch architektonisch für eine moderne, bürgerfreundliche, transparente und effektive Stadtverwaltung am Bleiberg.

Bereits am 14. Dezember 1965 hatte der Haupt- und Finanzausschuss des Amtes Mechernich für einen Umbau/Neubau eines Rathausgebäudes in Mechernich plädiert und das Einholen von Architektenentwürfen beschlossen.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Investor Rüdiger Schmitz (vorne v.l.) versenken die Grundsteinplatte beim Richtfest des neuen Rathauses vor zehn Jahren. Im Hintergrund unter anderem der damalige Erste Beigeordnete Christian Baans (l.) und Vize-Bürgermeister Peter Wassong (2.v.r.). Foto: pp/Archiv ProfiPress

Bis die Vision aber in Angriff genommen und realisiert werden würde, sollten weitere 40 Jahre ins Land gehen. Möglich wurde das durch eine vollständige Veränderung des politischen Klimas mit konstruktiver Zusammenarbeit aller Parteien und Fraktionen unter Schick/Baans.

Außerdem sei damals die Zeit noch nicht reif gewesen für einen Rathausneubau, resümierte Dr. Hans-Peter Schick bei der Rathauseinweihung vor zehn Jahren. Die Stadtväter hätten der Entwicklung des ehemaligen Bergarbeiterdorfes Mechernich zur Schulstadt und infrastrukturellem Mittelpunkt einer ganzen Region, beispielsweise in der medizinischen Versorgung, den Vorrang gegeben. Erst dann seien Stadtkernsanierung und Rathausneubau schrittweise in Angriff genommen worden.

6,9 Millionen Euro für 3300 Quadratmeter

Nach einem vorgeschalteten Investorenwettbewerb beschloss der Stadtrat am 18. Dezember 2007 die Auftragsvergabe an Rüdiger Schmitz als Generalübernehmer und die Firma Goldbeck als Generalunternehmer.

Die Bauzeit dauerte von April 2008 bis Juli 2009, also 15 Monate. Der Neubau umfasst 3300 Quadratmeter – 60 Quadratmeter weniger als die Altbauten, in denen aber auch noch Ratssaal, Archiv und Fraktionsräume fehlten.

Die Baukosten beliefen sich für Rathaus und Bistro auf 6,9 Millionen Euro inklusive Geothermie (0,4 Mio.) und Solaranlage (0,25 Mio), die das neue Rathaus energetisch nahezu autark machen. Für Nebenkosten (Planung, Zwischenunterbringung, Projektsteuerung, Zwischenfinanzierung) gab die Stadt weitere 1,5 Millionen Euro aus.

„Das Gesicht Mechernichs hat sich mit dem Rathausneubau verändert“, sagte der Bürgermeister bei der Einweihung: „Rathaus und Rathausplatz haben dem innerstädtischen Kernbereich binnen kürzester Zeit ein neues, wie ich finde, sehr modernes Gesicht verliehen und durch das Rathausbistro wurde ein weiteres belebendes Element in der Innenstadt geschaffen.“

Zeitweise war die Stadtverwaltung Mechernich nach dem Abriss des alten Rathauses in einer Art Containerdorf untergebracht. Auch dort war die Stimmung gut und der Bürgerservice wurde weiter großgeschrieben. Foto: pp/Archiv ProfiPress

Schick weiter: „Unser neues Rathaus ist aber nicht nur ein architektonisch interessantes Gebäude. Unser neues Rathaus ist Ausdruck eines neuen Verständnisses von Stadtkultur, in der sich die Stadtverwaltung als Dienstleister und das Rathaus als modernes Dienstleistungszentrum verstanden wissen wollen.“ Zugleich sei es ein Haus, in dem man Demokratie lebe. Das neue Rathaus sei auch der optische Abschluss der kommunalen Neugliederung, so Dr. Schick.

Vor der Einsegnung durch die Pfarrer Susanne Müller und Dr. Michael Stöhr (ev.) und Erik Pühringer (kath.) sprach Pierre Combes, der Bürgermeister aus Mechernichs französischer Partnerstadt Nyons, dem neuen Mechernicher Rathaus die drei Ideale der Aufklärung zu, die seit der Französischen Revolution an jedem Rathausgiebel seines Heimatlandes prangten: Liberté (Freiheit), Egalité (Gleichheit) und Fraternité (Brüderlichkeit).

Er in Nyons und „Hans-Peter“ in Mechernich seien mit ihren demokratischen Mitstreitern in Rat, Verwaltung und Bürgerschaft aufgerufen, für diese Ideale einzustehen, so Combes: „Die Verteidigung der Freiheit jedes Einzelnen, die Gleichheit vor den Gesetzen der Republik und das Billigen und Respektieren aller religiösen Überzeugungen in einer zunehmend entkirchlichten Welt, zuletzt die Brüderlichkeit zwischen allen Menschen.“

„Vom Rathaus gingen nicht nur gute Entscheidungen aus“

Der erste Bürger Mechernichs erinnerte in seiner Ansprache zur Rathauseinweihung seinerzeit auch an die Schattenseiten der Mechernicher Vergangenheit, insbesondere die Diskriminierung, Verfolgung und schließlich Vernichtung von Mechernicher und Kommerner Bürgern jüdischen Glaubens. Schick: „Von diesem Rathaus sind nicht nur gute und segensreiche Entscheidungen für die Menschheit ausgegangen und durchgesetzt worden.“

Neues Rathaus und neues Polizeigebäude in der Bergstraße. Luftbild: pp/Archiv ProfiPress

Womit Schick räumlich den Vorgängerbau meinte, der dem neuen Rathaus hatte weichen müssen – aber institutionell natürlich die Mechernicher Stadtverwaltung im Lauf der Geschichte. Der Bürgermeister eröffnete in dem Zusammenhang zur Rathauseröffnung eine Ausstellung unter dem Titel „Tief verwurzelt – ausgelöscht – unvergessen – Jüdisches Leben in Mechernich und Kommern“, die Gisela und Wolfgang Freier mit Mechernicher Hauptschülern vorbereitet hatten.

pp/Agentur ProfiPress