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Winterliches Leben wie im 19. Jahrhundert

Winterliches Leben wie im 19. Jahrhundert
Das LVR-Freilichtmuseum Kommern hat 365 Tage im Jahr geöffnet. Und dies aus gutem Grund: Denn nur so kann der Besucher auch erfahren, wie sich das Leben seiner Vorfahren während der dunklen Jahreszeit abspielte und welche Probleme die strenge Witterung zuweilen mit sich brachte.
Kommern. Winter, Schnee, Frost und Eis, das scheinen zunächst schlechte Voraussetzungen zu sein, um das LVR-Freilichtmuseum Kommern zu besuchen. Doch weit gefehlt. Gerade, wer einmal erleben möchte, wie entbehrungsreich das Leben unserer Vorfahren war bzw. welche Probleme eine strengen Witterung mit sich bringen konnte, der sollte sich auch im Winter auf den Weg ins Museum machen. Dort gilt es, hautnah eine Zeit zu erleben, in der noch keine nächtlichen Schneepflüge dafür sorgten, dass man am frühen Morgen unbeschwert mit dem Auto zur Arbeit fahren konnte.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein und auch noch Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte vor allem der hereinbrechende Eifel-Winter so manches Mal noch zu den lebensbedrohenden Katastrophen, schnitt ganze Dörfer von der Außenwelt ab und führte sogar zu Hungerkatastrophen. Nicht von ungefähr trug die Eifel den Beinamen “Preußisches Sibirien” oder “Rheinisches Irland”.
Der Winter von 1879/80 beispielsweise war so streng, dass mancher Eifeler Schulden machen musste, um an etwas Essbares zu kommen. Schnee und Eis waren in diesem Jahr so früh gekommen, dass die Kartoffeln auf den Feldern nicht mehr reif wurden. Im Jahre 1816 soll der Schnee gar mancherorts bis in den Juni hinein gelegen haben. Der Heimatforscher Hans-Dieter Arntz schreibt in seiner Auflistung der “Naturkatastrophen und Notstände in der Eifel”: “1816 war ein Jahr des Unheils. Nichts wurde reif, alles verdarb und verkam. Ende September wurde erst das Heu eingeerntet. Das Korn wurde erst im Oktober reif. Die Kartoffeln waren alle erfroren und lagen unter dem Schnee begraben. Man grub diese walnussgroßen Früchte aus und backte Brot daraus.”
Während sich das Ardenner-Kaltblutpferd, der Hausesel, die Schafe, Ziegen, Hühner, Gänse und all die anderen Museumstiere bei kalten Temperaturen lieber im Stall aufhalten und nur ab und an mal einen kurzen Blick nach draußen riskieren, zeigt sich das Deutsche Weideschwein gegen Schnee und Frost resistent und fühlt sich auch draußen “sauwohl”. Die “Allwetter-Schweinerasse” wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Gießen im LVR-Freilichtmuseum Kommern rückgezüchtet und beweist vor allem im Winter eindrucksvoll, dass die in den 70er Jahren ausgestorbenen Tiere besonders witterungsunempfindlich waren. – Ein Vorteil, der für die Menschen in früheren Zeiten gerade während strenger Frostperioden überlebenswichtig werden konnte.

Der Besucher braucht übrigens anders als die Menschen in früheren Zeiten keine Angst zu haben, dass er im dichten Schneetreiben verhungern muss. Die Räumkommandos des Freilichtmuseums sind bei Schneefall pausenlos im Einsatz, um sowohl die Zufahrt, den Parkplatz als auch die meisten Wege des Museums befahrbar bzw. begehbar zu halten. Und natürlich ist auch – anders als früher – beständig für das leibliche Wohl gesorgt. Dennoch sollten Besucher bei entsprechender Witterung rutschfestes Schuhwerk anziehen und einigermaßen sicher auf den Beinen sein. Vor allem Schulkinder haben riesigen Spaß im Museum, wenn die Dorfensembles sich wieder einmal eingeschneit präsentieren. Mancher Dorfplatz wird dann schon mal – wie in früheren Zeiten – zum Austragungsort einer Schneeballschlacht. Und für Fotografen ergeben sich auch im Winter überall wunderbare Fotomotive. Und selbstverständlich findet auch im Winter “Gespielte Geschichte” in den verschiedenen Baugruppen statt. Im Internetauftritt des Museums kann man sich über das tagesaktuelle Programm informieren.
Winteröffnungszeit des LVR-Freilichtmuseums Kommern:
täglich 10–16 Uhr (24. u. 31.12.: 10-14 Uhr; 25.12. u. 1.1.: 11-16 Uhr).
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre haben freien Eintritt.
Museumsprogramm unter
www.kommern.lvr.de

Manfred Lang

14.12.2010