Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

Nachrichten

“Wie es wirklich in DDR und Nazideutschland war”

“Wie es wirklich in DDR und Nazideutschland war”
Zeitzeugin Gerda Hirth berichtete Schülern der Mechernicher Hauptschule von Schrecken der Vergangenheit
Mechernich – Besonderen Besuch hatte die Abschlussklasse 10 A der Hauptschule Mechernich zu ihrer Verabschiedung eingeladen: Gerda Hirth (89), die der Klasse als Zeitzeugin eines bewegten Lebens im Unterricht Rede und Antwort gestanden hatte. Als Klassenlehrin Christine Fischer die Seniorin für den Geschichtsunterricht einlud, fragte Gerda Hirth: “Ob die Schüler sich dafür interessieren?” Wo doch die Abgangsklassen in den letzten Wochen ihrer Schulzeit nicht gerade für höchste Motivation bekannt seien.
Doch gebannt folgten die Jugendlichen den Berichten der gebürtigen Erfurterin, die seit 20 Jahren in Mechernich lebt. 1939 absolvierte sie ihr Landjahr in Kommern. Im Zweiten Weltkrieg verbrachte sie mehrere Jahre in Frankreich bei der Flugsicherung – und wusste den Kindern aus dieser Zeit Erstaunliches zu berichten, wie Christine Fischer sagte: “Sie sah auf dem Bildschirm eine deutsche Messerschmitt, die Generalfeldmarschall Erwin Rommel beschoss!”
Laut Propaganda der Nazis sei es ein Tieffliegerangriff der Alliierten gewesen, der Rommel schwer verletzte. Wie man in den Geschichtsbüchern nachlesen kann, stand Rommel aber bei der NSDAP wegen kritischer Äußerungen zu Hitler und angeblicher Verbindungen zum Widerstand in der Kritik. Später wurde er zum Selbstmord gezwungen, die Propagandamaschinerie verbreitete aber, Erwin Rommel sei an den Folgen des Tieffliegerangriffs verstorben.
Gerda Hirth geriet wenig später selbst in Lebensgefahr: Als sie vom französischen Widerstand zusammen mit zwei deutschen Soldaten gefangengenommen wurde, rettete ihr gutes Herz ihr das Leben. Als man die beiden Soldaten erschoss, hinderte ein älterer Herr die Männer daran, auch Gerda Hirth zu töten – die hatte nämlich heimlich Lebensmittel an französische alte Leute und Kinder gegeben, wie sie berichtete.
Auch mit Erlebnissen aus ihren Jahren in der DDR konnte sie die Kinder fesseln. Ihr Vater war wegen kritischer Äußerungen zum System ins Gefängnis gekommen – und sei dort totgeprügelt worden. Sie selbst habe Textilfabriken geleitet und DDR-Bürgern einmal darin unterstützt, im Heißluftballon in den Westen zu fliehen – in denen sie ihnen half, den Stoff für den Ballon beiseite zu schaffen.
Christine Fischer: “Ein solche Zeitzeugin wie Gerda Hirth ist von unschätzbarer Bedeutung für den Unterricht. So anschaulich und eindringlich wie sie hätte ich den Jugendlichen nie die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus nahebringen können.” Auch die Bedeutung der Wiedervereinigung sei den Schülern, die ja vor 1989 geboren sind, durch die Berichte von Gerda Hirth erst richtig bewusst geworden.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

27.07.2010