Werbung für die beste Eifel
Leseabend aus der neuen KBV-Anthologie „Die Eifel – Das Beste“ im Rahmen der Reihe „Kultur om Dörp“ in Bleibuirs Alter Schule – Humoriges und Nachdenkliches – Herausgeber und Koautoren lasen Klassiker und eigene Texte
Mechernich-Bleibuir – Ein neues „Lesebuch“, bestückt auf 444 Seiten mit 100 Texten über die Eifel, das ist „Die Eifel – das Beste“. Ob das nun stimmt oder nicht – in der Alten Schule von Bleibuir waren am Ende die meisten der Zuhörer davon überzeugt: Es könnte sein . . .
Die beiden Herausgeber Manfred Lang, er lebt in Lückerath, und Ralf Kramp, er wohnt im rheinland-pfälzischen Üxheim-Flesten, haben sich schon über viele Jahre mit der Literatur aus und über die Eifel beschäftigt. Beide schreiben selbst, Kramp ist bekannt als Autor schwarzhumoriger Eifelkrimis und Verleger in Hillesheim, der Journalist und Diakon Lang ist als Verfasser von Kolumnen und Büchern beliebt.
Beide zusammen sind seit Jahrzehnten mit den Gruselgeschichten-Nächten „Abendgrauen“ und mit WDR-Moderatorin Katia Franke in der Lesereihe „Club der toten Eifeldichter“ in der Region unterwegs und bilden mit „Eifel-Troubadour“ Günter Hochgürtel das berühmt-berüchtigte Trio „Eifel-Gäng“.
Texte aus 150 Jahren
Beste Voraussetzungen also, sich die Mühe der Sichtung der seit gut 150 Jahren erschienenen und immer wieder neu auf den Buchmarkt kommenden Literatur über und aus der Region zwischen Aachen, Bonn, Koblenz und Trier zu widmen und eine Auswahl der nach Meinung der beiden Herausgeber gelungensten Prosa und Lyrik zu treffen („Die Eifel – das Beste“, Edition Eyfalia im KBV-Verlag, ISBN 978-3-95441-329-4).
Über knapp drei Stunden trugen Lang, Kramp, zudem die Profi-Sprechern Katia Franke und Prof. Dr. Ulrich Mehler – wie die beiden Herausgeber in der Anthologie mit eigenen Texten vertreten – vor, was sie aus der Auswahlsammlung wiederum für besonders beispielhaft halten. Offenkundig fanden sie die richtige Mischung, denn beim Publikum kam das Vorgetragene bestens an.
Etwa „Wie die Noobesch-Tant baal no Kölle jefahre wär…“ von Fritz Koenn, bekannter Mundartautor aus Hellenthal. Die unwahrscheinlichen Erlebnisse von „Schmött Jehännes“ in der Eisenbahn sorgten für viele Lacher, nicht zuletzt, weil Manfred Lang das Stück im Dialekt durch seinen Vortag so richtig zum Leben erweckte.
Kommunikation ohne Worte
Ralf Kramp setzte dem munteren Temperament seines Mit-Herausgebers am Tisch der „Super-Vorleser“ seine eher leise, konzentrierte Art des Vortrags entgegen. Doch das passte genau zur von ihm geschriebenen nachdenklichen Geschichte über die Oma, die zunehmend in die Demenz verfällt, aber noch ihren nächsten runden Geburtstag erleben will. Es ist der 90., wie sie hofft.
Ganz grandios auch Professor Dr. Mehlers Schilderungen von der „Kommunikation auf dem Dorfe“, die wortlos und ohne Melder auskommt, ganz diskret verläuft und doch jeden erreicht – außer den Zugezogenen aus der Stadt, der nichts mitbekommt und übrigens auch nie ganz eingebürgert werden kann, sondern „Imi“ bleibt bis an das Ende seiner Tage. Uli Mehler gab auch Mario Adorf mit einem Auszug („Der Kreisparteitag“) aus dem Roman „Mäusetöter“ seine Stimme und einem Gedicht („nordeifelkind“) des Steinfelder Avantgardisten Andreas Züll.
Katia Franke rezitierte unter anderem Emmi Elert, Viktor Bauer, Sophie Lange und Nima Rauprich auf großartige Weise – Ralf Kramp außer dem eigenen Text auch Jakob Kneip („Der Blauleinenphilipp“) und Manfred Lang außer Koenn eigene Mundartexte („Monologe“) aus Norbert Scheuers neustem Roman „Am Grund des Universums“.
Dass Autoren auch gute Vorleser sind, ist nicht selbstverständlich. An diesem ausgesprochen kurzweiligen Abend in der Alten Schule allerdings war die Kombination gelungen. Für die Zuhörer ein auch akustisches Erlebnis und eine gelungene Werbung für „Die Eifel – das Beste“. Schließlich, so Manfred Lang nicht ohne Hintersinn, „steht ja bald Weihnachten vor der Tür“.
Stefan Lieser/pp/Agentur ProfiPress