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Wer solidarisch zusammensteht…

Preis der AWO-Stiftung „Soziale Arbeit” im Mechernicher Rathaus verliehen – Beate Hausmann-Solh half von Abschiebung bedrohter mazedonischer Familie – Preisträgerin spendet den mit 1000 Euro dotierten Preis

Mechernich – Der Solidaritätspreis 2014 der AWO-Stiftung „Soziale Arbeit” ging an Beate Hausmann-Solh. Mit dem Preis würdigt die AWO das gesellschaftliche Engagement der Leiterin der Strempter Kindertagesstätte „Glückauf“ für Flüchtlinge. Zu den ersten Gratulanten zählten Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Landrat Günter Rosenke, die mazedonische Flüchtlingsfamilie Rustem und eine ganze Reihe von Gästen, Kollegen und Familienangehörigen.

Albert Klütsch, Präsident der Stiftung „Soziale Arbeit“, überreichte Beate Hausmann-Solh im Mechernicher Rathaus den Solidaritätspreis 2014. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress
Albert Klütsch, Präsident der Stiftung „Soziale Arbeit“, überreichte Beate Hausmann-Solh im Mechernicher Rathaus den Solidaritätspreis 2014. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress

Zwei von vier Kindern der Roma-Familie Rustem besuchen die Strempter Kita. Die Familie war 2012 aus Mazedonien geflohen. Der Vater Orhan fürchtete dort um sein Leben. Der Asylantrag wurde hier jedoch rechtskräftig abgelehnt, eine Arbeitserlaubnis gibt es nicht. Der Aufenthalt wird nurmehr geduldet. Diese Duldung sollte Anfang des Jahres zu Ende sein, eine Klage vor dem Verwaltungsgericht Aachen blieb erfolglos. Die Abschiebung der Familie durch das Ausländeramt des Kreises Euskirchen stand mit Ablauf der Duldung im Januar 2014 kurz bevor. All dies geschah in einer Zeit, in der die Mutter Ginel krank und reiseunfähig war sowie das jüngste Kind wegen eines Herzfehlers und der sechs Jahre alte Sohn wegen einer posttraumatischen Störung behandelt wurden.

Eine Entwicklung, der Beate Hausmann-Solh, die selbst mit einem Libanesen verheiratet ist, nicht tatenlos zusehen konnte. Sie versuchte mit viel Zivilcourage und noch mehr Mut das Unmögliche. Sie aktivierte zunächst die AWO, die sich schriftlich an Landrat Günter Rosenke wendete. Erstes Ergebnis: Verlängerung der Duldung um über 20 Tage.

Die Zeit wurde genutzt, um die Kontakte zu und Hilfen von erfahrenen Beratern auszubauen. Die Bundestagsabgeordnete Helga Kühn-Mengel schaltete sich ein. Der Träger des Aachener Friedenspreises 1991, der Friedensaktivist und Pfarrer Dr. Herbert Kaefer, gab Hinweise im Umgang mit den Behörden. Dann machte Beate Hausmann-Solh den entscheidenden Schritt: Sie riss den Schleier des Privaten von dem Fall und ging an die Öffentlichkeit. Die Lokalpresse griff das Schicksal der Familie auf, das Radio berichtete. Mitglieder örtlicher Parteien halfen mit Arbeitsangeboten und unterstützten die Familie im Alltag.

Stiftungspräsident Albert Klütsch (l.) überreichte im Beisein von Landrat Günter Rosenke (2.v.r.) der Strempterin Beate Hausmann-Solh den Solidaritätspreis der AWO. Die half der Familie Rustem, die ebenfalls zur Ehrung gekommen war. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress
Stiftungspräsident Albert Klütsch (l.) überreichte im Beisein von Landrat Günter Rosenke (2.v.r.) der Strempterin Beate Hausmann-Solh den Solidaritätspreis der AWO. Die half der Familie Rustem, die ebenfalls zur Ehrung gekommen war. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress

Strempt bewies Hilfsbereitschaft: Eine Kleidersammlung nahm der Familie die Angst vor dem Winter, Geldspenden in Höhe von 850 Euro kamen zusammen. Mit 434 Unterschriften forderten Menschen vom Landrat ein Bleiberecht für die mazedonische Familie. Beate Hausmann-Sohl war berührt von so viel Zuspruch. Derart ermutigt wagte sie den nächsten Schritt und organisierte zur Übergabe der Petition eine Busfahrt zum Kreishaus in Euskirchen. Begleitet wurde sie von Eltern und Kindern der Kita, die sich nachdrücklich für Familie Rustem einsetzten. Ergebnis: Die Familie ist auch heute noch Gast in Deutschland.

„Liebe Frau Hausmann, ich stehe voller Bewunderung vor Ihrer Leistung und Ihrem Erfolg. Das ist gelebte Solidarität”, würdigte der AWO-Stiftungspräsident Albert Klütsch bei der Verleihung im Mechernicher Ratssaal das Engagement. Die Kinder der Strempter Tagesstätte, ergänzte er, hätten zudem gelernt, dass das Fremde keine Angst machen müsste: „Sie haben die hässliche Fratze der Bürokratie gesehen und gemerkt, wer solidarisch zusammensteht, kann das Unausweichliche verändern.“ Beate Hausmann-Solh habe sich würdig in die Reihe jener couragierter Menschen eingereiht, die es wagen, die Welt auch im Kleinen zu ändern.

„Ich bin sehr stolz, diesen Preis entgegen zu nehmen und hoffe, dass andere den Mut finden, sich auch mehr zu engagieren”, entgegnete die sichtlich gerührte Geehrte. Sie bedankte sich bei allen, die sie unterstützt und ihr den Rücken gestärkt hatten. „Viele Menschen brauchen Hilfe und deshalb spende ich”, sagte sie. Die Hälfte des mit 1000 Euro dotierten Preises gehe an den Strempter Kindergarten, die andere an syrische Flüchtlingskinder.

pp/Agentur ProfiPress