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Vollbremsungen auf alter Panzerstraße

Vollbremsungen auf alter Panzerstraße
Fünf Fahrer der Busreisefirma Schneider & Bank nahmen an einem Sicherheitstraining teil. Die Ausbildung ist Teil von fünf Weiterqualifizierungen, die alle Busfahrer Deutschlands absolvieren müssen, um nicht ihre Fahrerlaubnis zu verlieren
Mechernich – In Deutschland gibt es hunderttausende Busfahrer. Sie kümmern sich um den Nah-, den Schul- oder den Reiseverkehr. Busfahrer, so könnte man glauben, ist ein krisenfester Job. Doch die meisten Fahrer ahnen nicht, dass sie ihre Fahrlizenz verlieren, wenn sie nicht bis zum 10. September 2013 an fünf Weiterbildungstagen teilnehmen. Denn ab dem 1. Oktober 2006 ist bereits das neue Berufskraftfahrer-Qualifikationsgesetz in Deutschland in Kraft. Und dieses sieht zwingend eine Weiterbildung nicht nur von Lastwagen-, sondern weit mehr noch von Omnibusfahrern vor. Wer diese Qualifizierungen bis zum Stichtag nicht vorlegt, der muss seinen Führerschein schlichtweg abgeben.
“So weit wollen wir es natürlich nicht kommen lassen”, sagte Harald Bank, Geschäftsführer der Mechernicher und Zülpicher Busreisefirma Schneider & Bank Reisen. Aus diesem Grund kümmert sich Harald Bank bereits jetzt um die Zusatzqualifizierungen seiner Mitarbeiter. Zu diesem Zweck reisten am Donnerstag zwei Experten von “omniplus” an. Peter Beck und Georg Harpeng aus Mannheim betreiben ein so genanntes “Aftersales Training” für Mercedes-Busse. “Für jede Berufsgruppe gibt es heute ein Sicherheitstraining. Nur bei Busfahrern ist das immer noch was Neues”, sagte Harpeng, der zu den Pionieren des Sicherheitstrainings gehört. “Als wir im März 1993 zum ersten Mal damit anfingen, mit Busfahrern schnelle Spurenwechsel und Kurvenfahrten bei 100 Stundenkilometern zu üben, waren zwölf Busfahrer und 13 Fernseh-Teams am Start.” Ab Ende 1999 verkaufte der Fahrlehrer aller Klassen dann seine Fahrschule und stieg als – wie er sagte – “freischaffender Künstler” beim Sicherheitstraining ein. Besonders viel Spaß bereiten dem 70-Jährigen bis heute Fahrsicherheitstrainings auf zugefrorenen Seen in Lappland.
Wie wichtig die Lehrgänge für die Busfahrer sind, demonstrierte Harpengs Kollege Peter Beck an einer einfachen Frage. Er wollte wissen, wie lange man eigentlich mit einem Sechs-Kilo-Feuerlöscher einen Brand löschen kann, und ob man besser stoßweise oder alles auf einmal in die Flammen entlädt. Die Antworten waren verblüffend. Einige der fünf Busfahrer glaubten, mit dem Feuerlöscher mehrere Minuten löschen zu können. Und alle hielten es für besser, stoßweise den Feuerlöscher zu bedienen. “Alles falsch”, so Beck. “Mit einem Sechs-Kilo-Löscher kann man gerade mal zehn bis 15 Sekunden löschen, und da heißt es voll reinhalten, denn es geht um Sauerstoffentzug. Wenn man nur ein bisschen draufhält, dann geht das Feuer wieder an.” – “Aber warum wisst ihr das nicht?”, fragte Kollege Harpeng. “Weil ihr es nie geübt habt!”
So mussten die Schneider & Bank-Busfahrer einsehen, dass die fünf Weiterbildungsblöcke á sieben Stunden keineswegs nur lästig, sondern auch notwendig sind. Dabei steht nicht nur Sicherheitstraining auf dem Programm. Es geht auch um Eco-Training, also um eine Energie sparende Fahrweise. Weiterhin werden Notfallsituationen eingeübt, man lernt wie man sich bei Pannen und Unfällen richtig verhält oder wie das Gepäck korrekt zu sichern ist. Geschult und vermittelt werden auch das Verhalten und der Umgang mit Fahrgästen sowie die Fahrzeugwartung, Stressprävention und Gesetzesgrundlagen. “Denn Busfahrer ist heute nicht einfach nur ein Job, sondern ein höchst komplexer Beruf, der dem Ausübenden einiges abfordert”, weiß Harald Bank von Schneider & Bank-Reisen.
Am Ende wird es eng
“Wenn ihr nicht frühzeitig mit den Nachschulungen anfangt, kann es am Ende der Dead-Line mächtig eng werden”, redete Beck den Fahrern ins Gewissen. Denn betroffen seien über eine Million deutscher Fahrer. Es gehe also um sechs Millionen Ausbildungstage. Doch die Zahl der Ausbildungsplätze sei begrenzt. “Am Ende, wenn auch der letzte Busfahrer bemerkt, dass sein Arbeitsplatz in Gefahr ist, dann wird man die Ausbildungsplätze wahrscheinlich nur noch bei Ebay ersteigern können”, meinte Beck. Denn nicht die Firma, sondern der Fahrer sei selbst verantwortlich für seine Weiterbildung.
Bei der Firma Schneider & Bank-Reisen will Geschäftsführer Harald Bank sich darauf aber nicht verlassen. Deshalb nahm er Kontakt zu den beiden Experten von “omniplus” auf. Seine Fahrer Matthias Rehfeldt, Karin Peters, Stavros Moutsoulas, Helmut Schmitz und Wolfram Hermans nahmen die Chance wahr. Sie opferten einen ganzen Tag, um sich weiterbilden zu lassen.
Zunächst wurde am Vormittag mit Schulkindern der Freien Waldorfschule in Erftstadt das richtige Verhalten im Omnibus eingeübt. Kindern und Fahrern wurde beispielsweise in Theorie und Praxis eindringlich klar gemacht, welche Gefahrenquellen im Schulbusverkehr lauern. Die Fahrer wurden darüber hinaus über Pflichten und Rechte im Schulbusverkehr informiert und bekamen Statistiken über Unfälle mit Schulkindern vorgelegt.
Vollbremsung bei 50 Stundenkilometern
Am Nachmittag fuhr die Schneider & Bank-Crew dann aber mit den beiden Sicherheits-Profis zur alten Panzerstraße zwischen Obergartzem und Satzvey. Dort galt es für die Busfahrer, diverse Zielbremsungen hinzulegen. Zunächst einmal demonstrierte Peter Beck, wie sich eine Vollbremsung bei lediglich 50 Stundenkilometern anfühlt. Dabei musste man sich in den Sitzen schon ganz schön festkrallen. Danach aber sollten die Fahrer selber eine solche Vollbremsung hinlegen. “Keine Angst”, meinte Beck, “der Aufbau des Busses trennt sich schon nicht vom Fahrwerk.” Dennoch kostete es auch den routinierten Fahrern einiges an Überwindung, wirklich voll in die Eisen zu steigen. Die Reifen quietschten und rauchten dabei, und es stank kräftig nach Gummi.
“Wir bieten jedes Jahr eine Schulung oder manchmal auch mehrere an”, so Schneider & Bank-Chef Harald Bank. Für Bank ist selbstverständlich, dass seine Fahrer so gut wie möglich ausgebildet sein müssen. “Die Qualifizierungsmaßnahmen sind allein schon deshalb sinnvoll, weil sie letztlich der Sicherheit der Fahrgäste dienen”, so Bank.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

24.11.2009