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Viele kamen und staunten

„Offene Türen“ und viel Betrieb in und rings um die Alte Schule zum 30jährigen Bestehen des Fördervereins – Sonderheft des Kodex.Kulturvereins beleuchtet Bleibuirer Schulgeschichte und vieles mehr – Auch Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick besuchte die Feierlichkeiten am Maifeiertag

Mechernich-Bleibuir – Die Kirche soll man in der Eifel bekanntlich im Dorf lassen, es also mit nichts und niemandem übertreiben, wie es im Sprichwort heißt. In Bleibuir ist die frühere Volksschule – sie stammt von 1892 – fast genauso wichtig für die Leute wie das Gotteshaus St. Agnes.

Am Sonntag, 1. Mai, war „Tag der offenen Tür“ im alt-ehrwürdigen Gemäuer. Dazu eingeladen hatte der Förderverein Alte Schule aus Anlass seines 30jährigen Gründungsjubiläums. Über den Tag verteilt kamen über 200 Gäste, um sich bei Fritten, Steaks und Würstchen, kalten Getränken, Kaffee und Kuchen bewirten zu lassen. Auch Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der in dem Gebäude selbst noch zur Schule gegangen war, besuchte das Fest.

Um 14 und um 16 Uhr konnten sich die Besucher des Tages der offenen Tür in der Alten Schule Filmaufnahmen aus den Anfängen und von den Renovierungsarbeiten Mitte der 80er Jahre angucken. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Um 14 und um 16 Uhr konnten sich die Besucher des Tages der offenen Tür in der Alten Schule Filmaufnahmen aus den Anfängen und von den Renovierungsarbeiten Mitte der 80er Jahre angucken. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Geboten wurde ein anspruchsvolles Unterhaltungsprogramm mit dem Musikverein Bleibuir und seinem neuen Dirigenten Michael Bartsch, dem in Bleibuir lebenden Gospel-Duo Brigitte Tweer-Rieken und Joachim Franz Rieken sowie mit dem bekannten Autor und Geschichtenerzähler Prof. Dr. Ulrich Mehler, der mit seiner Frau Ruth ebenfalls in Bleibuir lebt.

Außerdem wurden Filme aus der Renovierungsphase der Alten Schule gezeigt und Fotos aus der Schul- und Dorfgeschichte. Für die ganz jungen Festbesucher hatte der Förderverein Hüpfburg und Kinderschminken organisiert.

Die Alte Schule von Bleibuir, das zeigte sich auch beim Jubiläum, ist die Mitte von Bleibuir. Dort werden alle Dorf- und Familienfeste gefeiert. Im Keller residiert der Jugendclub, in der früheren Oberklasse der Musikverein. Der Förderverein bewirtschaftet die alte Unter- und Mittelklasse, die man wahlweise per Raumunterteilung einzeln oder auch als einziger großer Saal nutzen kann.

Ortsarchiv und Dorfbücherei, Jugendkeller und Probenraum

„Offene Tür“ hatten am Sonntag auch die unter anderem für die Stadt Mechernich tätige Nachrichten und Public-Relations-Agentur „ProfiPress“ sowie der Kodex-Kulturverein, der acht Jahre lang die Alte Schule gepachtet und untervermietet hatte, um das multifunktionale Gebäude für das Dorf und seine Menschen zu erhalten. Vor zwei Jahren übernahm dann der von Klaus-Peter Hoß geleitete Förderverein die Rolle des Koordinators in dem von vielen Dorfvereinen und Einzelpersonen genutzten Gebäude. Dort treffen sich unter anderem auch die Skatspieler des Dorfes. Ebenso gibt es ein Ortsarchiv und eine Bücherei in der Alten Schule.

Das in Bleibuir lebende Gospel-Duo Brigitte Tweer-Rieken und Joachim Franz Rieken spielten und sangen ebenfalls beim Fest in und rund um die Alte Schule von Bleibuir. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Das in Bleibuir lebende Gospel-Duo Brigitte Tweer-Rieken und Joachim Franz Rieken spielten und sangen ebenfalls beim Fest in und rund um die Alte Schule von Bleibuir. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Außer Klaus-Peter Hoß gehören unter anderem auch Walter Schumacher, Irene Huppertz, Klaus-Ludwig Lang, Klaus-Peter Hoß, Prof. Dr. Ulrich Mehler, Eva Dederichs, Karl und Peter Milde sowie Eberhard Thannhäuser zum Führungsgremium des Fölrdervereins.

Professor Dr. Ulrich Mehler und sein Kodex-Kulturverein stellten anlässlich des Jubiläums auch ihre aktualisierte Publikation „Die Alte Schule 2001 – 2016“ vor. Darin hat Mehler – noch in Interviews mit dem früheren langjährigen Rektor Wolfgang Thannhäuser – die Historie der Bleibuirer Volksschule und ihrer noch älteren Vorgängereinrichtungen aufgearbeitet, aber auch die Entwicklung seit dem bislang letzten Jubiläum im Jahre 2001 aufgezeichnet.

Lehrerlegenden wie Mohr, Brammertz, Köppen und Thannhäuser

Die Liste der in Bleibuir unterrichtenden Lehrer lässt sich mit Josef Müller namentlich bis 1759 zurückverfolgen. Nach ihm (1759 – 1786) unterrichteten Johann Eßer (bis 1789) und Josef Kesternich (bis 1816). Im Dorf legendär sind bis heute die Lehrer Franz Mohr, Peter Brammertz und Therese Dupont sowie Matthias Köppen und Wolfgang Thannhäuser. Ihre Konterfeis sind zum Teil an den Innenwänden der Alten Schule „verewigt“, ebenso die Klassenfotos der Jahrgänge des früheren bis mittleren 20. Jahrhunderts.

Das Ursprungsgebäude der Alten Schule von Bleibuir (rechts) stammt von 1892, die eingeschossige Oberklasse aus den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress
Das Ursprungsgebäude der Alten Schule von Bleibuir (rechts) stammt von 1892, die eingeschossige Oberklasse aus den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress

Eingestreut in die Chronik hat der Kodex-Kulturverein auch immer wieder Passagen aus früheren Dorf- und Pfarrchroniken des örtlichen Pfarrers Peter Oebbecke. In seiner Aktualisierung des schon seit 2001 vorliegenden Heftes über die Alte Schule geht Ulrich Mehler aus die Ereignisse seit 2001 ein.

Bereits zwei Jahre zuvor, 1999, hatte der noch heute amtierende Fördervereinsvorsitzende Klaus-Peter Hoß diesen Posten vom inzwischen verstorbenen Gründungsvorsitzenden und damaligen Ortsvorsteher Jean Schoeller übernommen.

Erste Sondierungsgespräche zur Übernahme der Alten Schule durch das Dorf Bleibuir hatten bereits am 24. Oktober 1985 noch unter der Ägide des damaligen Mechernicher Stadtdirektors Helmut Rosen stattgefunden. Einen Monat später beschäftigte sich der inzwischen aufgelöste „Kirmesreih Alte Herren Bleibuir“ mit der Frage.

Noch vor Weihnachten 1985 fand eine Versammlung der Dorfgemeinschaft statt, in der die Bildung des jetzigen Jubiläumsvereins beschlossen wurde. Seit der Gründungsversammlung hat sich die Zahl der Mitglieder auf mehr als hundert verdoppelt.

Auch Heinz Küpper und Achim Konejung gastierten hier

In der in der Alten Schule erfundenen und bis heute betriebenen Reihe „Kultur om Dörp“ traten unter anderem die Schriftsteller Heinz Küpper, Ralf Kramp, Martina Kempf, Berthold Thoma, Ulrich Mehler und Manfred Lang in Aktion. In den früheren Klassenräumen gastierten bereits die Eifel-Rockband „Wibbelstetz“, der Gospelchor „Gloryland Way“, die Original Eifeler Volksmusikanten, Liedermacher Erich Hermes, Eifel-Troubadour Günter Hochgürtel, die Puppenbühne „Petronius Paternoster“, das Kölsch-Karnevals-Duo „mager & lang“ sowie die Kabarettisten Hubert vom Venn, Jupp Hammerschmidt und Achim Konejung.

Besucher des Schulfestes lauschen einem Vortrag, im Hintergrund die gut bestückte Kuchentheke und der als „Schäfer Uldarich“ verkleidete Erzähler Prof. Dr. Ulrich Mehler (l.). Foto: ml/pp/Agentur ProfiPress
Besucher des Schulfestes lauschen einem Vortrag, im Hintergrund die gut bestückte Kuchentheke und der als „Schäfer Uldarich“ verkleidete Erzähler Prof. Dr. Ulrich Mehler (l.). Foto: ml/pp/Agentur ProfiPress

In seiner Aktualisierung der Jahre 2001 bis 2016 schreibt Professor Mehler unter anderem, wie es zum Engagements des Kodex-Kulturvereins für die Alte Schule kam. Damals suchte die Stadt einen Mieter für die oberen Geschosse, die nicht von Förderverein, Jugendclub und Musikverein genutzt wurden. Theoretisch war der Bestand des multifunktionalen Dorfmittelpunktes gefährdet. Schlimmstenfalls würde die Stadt die Alte Schule verkaufen müssen, wenn sich keiner fände, der die Regie übernähme.

Mehler schreibt: „Da war damals (es war um 1998-2000) wirklich »Holland in Not«, denn wenn die Alte Schule einmal weg wäre, dann wäre es um das Dorfleben geschehen. Die ganze Arbeit, die in die Renovierung und den Umbau mit eigener Kraft und Initiative von den Dorfbewohnern geleistet worden war: alles wäre dahin gewesen. Und wo hätte man sich im Dorf noch treffen können? Eine Wirtschaft würde es bald nicht mehr geben, das zeichnete sich schon ab.“

Nach langen Diskussionen und Überlegungen sei schließlich der Kodex.Kulturverein e. V. eingesprungen und habe von der Stadt Mechernich die obere Etage der Alten Schule für zehn Jahre gemietet. Nur zwei der Räume im ersten Obergeschoss brauchte dieser Verein, der sich unter anderem als Herausgeber von Heften und Büchern betätigt, als Büros für sich selbst.

Mit seinem frischgekürten neuen Dirigenten Michael Bartsch (rechts) gab der Musikverein Bleibuir anlässlich des 30jährigen Bestehens des Fördervereins Alte Schule am Maifeiertag ein über zweistündiges Platzkonzert. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Mit seinem frischgekürten neuen Dirigenten Michael Bartsch (rechts) gab der Musikverein Bleibuir anlässlich des 30jährigen Bestehens des Fördervereins Alte Schule am Maifeiertag ein über zweistündiges Platzkonzert. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Eine ganze Seite, die zum Kinderspielplatz, wurde Pfarrheim, zwei Räume (Straßenseite außen) behielt der Kodex-Kulturverein für sein Büro und für sein Lager, zwei Räume (Straßenseite innen) waren fürs Dorf: sie wurden Dorftreff und Bibliothek. Mehler: „Der Fortbestand der Alten Schule zu Bleibuir als Dorfgemeinschaftshaus war damit zumindest für die nächsten zehn Jahre gesichert.“

Von der Rettung der Alten Schule als Dorfgemeinschaftshaus

Weiter schreibt der Altgermanist, Mittellateiner, Musik- und Theaterwissenschaftler Ulrich Mehler: „Als nach den zehn Jahren die Pfarre nicht mehr ihre Räume als Pfarrheim behalten wollte und als der Mietvertrag des Kodex.Kulturvereins mit der Stadt auslief, übernahm der Förderverein »Alte Schule Bleibuir« e. V. im Jahre 2012 nach langen und reiflichen Überlegungen mit Zustimmung seiner Mitglieder die straßenseitigen Räume als Mieter, während in dem ehemaligen Pfarrheim mit Manfred Lang und seiner Firma »ProfiPress« eine Presseagentur einzog. Ein Glücksfall, ganz ohne Frage. Es konnte weitergehen, und die Stadt Mechernich zog mit. Der Kodex.Kulturverein blieb in seinen Räumen, nun aber als Untermieter; die Räume für das Dorf blieben so, wie sie waren.“

pp/Agentur ProfiPress