Vergangenheitsbewältigung in Vogelsang kam gut an
Junge Leute aus der ganzen Welt beseitigen die Altlasten der Geschichte im Dienste des Friedens
Schleiden-Vogelsang – Erst zwei der eigentlich drei Wochen sind vergangen in dem Friedenscamp in Vogelsang, doch die Leistung der 15 jungen Leute kann sich bereits sehen lassen. Das Kameradschaftshaus 13, vorher nicht gerade ein Schmuckstück unter den Bauten in der ehemaligen NS-Ordensburg, strahlt sauber und von den Einbauten der belgischen Armee befreit. Am Samstag stellte die Gruppe das Zwischenergebnis bei einem Tag der Offenen Tür der Öffentlichkeit vor.
„Die Teilnehmer sind super drauf“, strahlte Rolf Zimmermann, Vorsitzender des Ortsvereins Schleiden. Bereits zum zweiten Mal beherbergte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die Teilnehmer eines derartigen Friedenscamps, das in diesem Jahr von der Organisation CISV in Vogelsang veranstaltet wurde. „Wir sind eine weltweite Organisation, die mit pädagogischer und interkultureller Arbeit den Respekt zwischen den Kulturen fördern will“, fasste Dagmar Redweik, Programmleiterin des Vogelsanger Sommercamps, die Intention von CISV zusammen. Aus acht Ländern kamen die jungen Erwachsenen, um in Vogelsang zu arbeiten.
„Wir wollen einen Wandel schaffen“, meinten Caio und Barbara aus Brasilien, Sayaka aus Japan und Pablo aus Spanien übereinstimmend. Deutschland, Thailand, Algerien, Libanon und Italien waren die anderen Herkunftsländer der Teilnehmer, die der Altersgruppe über 19-Jährigen angehören. Zwei Wochen lang arbeiteten sie jeweils einen halben Tag praktisch und beseitigten beispielsweise die Toiletten, die von der belgischen Armee in die Wintergarten-ähnlichen Glaskanzeln an den Seiten des Kameradschaftshauses eingebaut worden waren. Den Rest des Tages widmeten sich die Teilnehmer der inhaltlichen Arbeit. Sie erfuhren viel über die Geschichte Deutschlands und die Vergangenheit Vogelsangs.
„Ich bewundere Deutschland, wie es sich der Vergangenheit stellt“, meinte Sayaka. In ihrer Heimat Japan werde damit nicht so umgegangen. Sie wünschte sich, es würde dort auch ein Ort wie Vogelsang existieren. Auch Pablo verwies auf die problematische Vergangenheit seines Herkunftslandes: „Davon können wir in Spanien nur lernen.“
Das Rote Kreuz hat das Kameradschaftshaus 13 vor 18 Monaten von der Standortgesellschaft Vogelsang IP gemietet. „Wir stehen im Gespräch mit einem privaten Investor, der dieses Haus betreiben könnte“, berichtete Zimmermann. Gedacht sei es als Gästehaus. Früher habe es als Übernachtungsmöglichkeit für Offiziere und Unteroffiziere gedient, erzählte Zimmermann. „Wir haben deshalb auch noch eine Kneipe und einen Speisesaal hier“, beschrieb er die Örtlichkeiten. Im Obergeschoß sind kleine Räume, die als Gastzimmer dienen könnten.
„Die Gruppe sollte etwas Bleibendes schaffen“, beschrieb Zimmermann die Idee hinter dem Sommerlager. Besonders freute es ihn, dass es gelungen war, Jean-Marie Malaise als Referenten zu gewinnen, der aus den Zeiten berichten konnte, als Vogelsang belgischer Standort war. „Seine nüchterne Art hat die jungen Leute sehr beeindruckt“, erzählte er. Übernachtet haben sie in dem Jugend-, Natur- und Umweltbildungshaus „Transit 59“, das der DRK-Kreisverband seit einiger Zeit in Vogelsang betreibt.
pp/Agentur ProfiPress