Unterwegs auf den Spuren des Bergbaus
Rund 200 Teilnehmer wanderten in Mechernich zu den Stätten des ehemaligen Erzbergbaus – Grubenführer des Bergbaumuseums sorgten für sicheres Geleit
Mechernich – Auf die Spuren der Mechernicher Bergbautradition begaben sich an Silvester rund 200 geschichtlich interessierte Wanderer in insgesamt sechs geführten Gruppen. Ihnen bot der Förderverein des Bergbaumuseums Mechernich zwei verschieden lange Rundtouren entlang der Grube Günnersdorf und in das weitreichende Gebiet am Bleiberg oberhalb Mechernichs an.
Dabei ging es den Wanderern nicht nur darum, sich vor dem Jahreswechsel noch einmal etwas Bewegung an der frischen Luft zu verschaffen. „Es schadet nicht, zu wissen, was hier so in der Region passiert ist”, sagte etwa Monika Meyer, während der Kommerner Bertholt Schmitz erfahren wollte, was sein Vater früher beim Bergbau erlebt hatte.
Mehr als 2000 Jahre alt ist die Geschichte des Erzbergbaus am Mechernicher Bleiberg. Bereits Kelten und Römer schürften nach dem begehrten Bleierz. Am 31. Dezember 1957 war endgültig Schluss, die Grube wurde geschlossen.
Unter anderem führte die Silvesterwanderung vorbei an der Ruine des „Langen Emils“, wie der große Schornstein der Magdalenenhütte genannt wurde, der bis zu seiner Sprengung im Jahr 1961 das Wahrzeichen von Mechernich und einer der größten Industrieschornsteine Europas war. Auch der „Baltesbendener Weiher“ war Station auf der Tour. Dieser Teil der Wasserwirtschaft des Bergbaubetriebs hat sich zu einem artenreichen Biotop entwickelt.
Einen Teil der Aufbereitung konnten die Wanderer am großen Eindicker sehen, einem Becken, in dem das zu Staub vermahlene Haufwerk mit Wasser und Schäumerölen vermengt wurde, damit das Bleierz an die Oberfläche stieg und abgeschöpft werden konnte. Auch ein Blick in den ehemaligen Tagebau am Kallmuther Berg war möglich. Wo nur noch Fragmente zu erkennen sind, halfen historische Bilder, die auf 13 Infotafeln am Wanderweg aufgestellt sind, sich die Szenerie der Betriebsstätten vorstellen zu können.
Durch das Bergschadensgebiet wurden die Wanderer aus Sicherheitsgründen nicht geführt, denn die unterirdischen Anlagen können jederzeit einbrechen. So streiften die Wanderer den Standort der ehemaligen Bleihütte nur. Von diesem Gebäude sind heute nur noch wenige überwucherte Mauerreste übrig. 1953 wurden die alten Stollen und Abbaukammern in der Grube Günnersdorf mit Schlamm und Erzaufbereitung zugespült, bis 1957 der Bergbaubetrieb vollständig zum Erliegen kam.
Von 1989 bis 1995 wurden Teile der Grube in ehrenamtlicher Arbeit von Mitgliedern der Vereinigung der Berg- und Hüttenleute Mechernich, die zum Teil selbst im Bergwerk gearbeitet hatten, für Besucher zugänglich gemacht. Friedrich Hunsicker, ehemaliger Vorsitzender des Fördervereins, und seine Mitstreiter, betreiben dort das Besucherbergwerk. Zur Wanderung waren 15 Helfer, darunter die Grubenführer des Museums, nicht nur als Wanderführer im Einsatz. Sie hielten für die Teilnehmer auch ein stärkendes Mittagessen bereit.
pp/Agentur ProfiPress