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Und dann war der Dackel wieder da

Zweite „Feykultur“ lockte hunderte Besucher nach Eiserfey – Sicherheitsmaßnahme des Bildhauers Peter Ratz-Ley löste Welle der Besorgnis aus

Hier zieht der vermeintlich verschollene Dackel wieder an der Leine. Bildhauer Peter Ratz-Ley hatte den stählernen Vierbeiner über Nacht vorsorglich ins Haus geholt, weil er nicht im Boden verschraubt war und damit für Spekulationen im Dorf gesorgt. „Jottseidank, de Hongk öss wedde doh. Mir hann att jedaaht, hä wöhr jeklaut“, hieß es am nächsten Tag. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich-Eiserfey – Für insgesamt neun Künstler wurden die alte Bürgermeisterei und zum Teil die Nachbargebäude wieder zur Galerie: Dort ging – drinnen wie draußen – die zweite Auflage der „Feykultur“ über die Bühne. Einige hundert Kunstfreunde – noch mehr als bei der schon gut besuchten Premiere im Vorjahr – lockte der zweite Eiserfeyer Kulturtag ins Dorf. Nicht zuletzt dank Unterstützung der WDR-„Lokalzeit“: Ein Beitrag in der Fernsehsendung am Vorabend war dem ländlichen Kulturereignis gewidmet.

Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet die Kommerner Kulturjournalistin Claudia Hoffmann von einer amüsanten Anekdote am Rande des künstlerischen Geschehens. Der Bildhauer Peter Ratz-Ley hatte eine seiner Skulpturen, einen aus Edelstahlblech geschweißten Dackel, sicherheitshalber über Nacht ins Haus geholt. Damit habe er unter den aufmerksamen Dorfbewohnern eine Welle der Besorgnis ausgelöst, so Hoffmann.  „Jottseidank, de Hongk öss wedde doh. Mir hann att jedaaht, hä wöhr jeklaut“, zitiert sie ein älteres Ehepaar, das nach dem Wiederauftauchen des metallenen Vierbeiners ehrlich erleichtert war.       

Zu den vielen originellen, witzigen, skurrilen, betörenden und zuweilen auch verstörenden Kunstwerken, die ausgestellt waren, zählte auch eine rund 50 Kilogramm schweren Metallskulptur in Gestalt des Fassadenkletterers, der Spidermann-ähnlich an der steinernen Hauswand entlang robbte. Pojagis, so der Name der Handarbeiten in koreanischer Quilttechnik, zeigte die Textilkünstlerin Andrea Jacobs. Kleinste Stoffreste aus leichtem, oft transparentem Material schiebt sie ineinander und befestigt sie mit stabiler Doppelnaht. Ohne Zuhilfenahme einer Nähmaschine: Jacobs bekannte sich dazu, eine „passionierte Handnäherin“ zu sein.

An der gegenüberliegenden Wand blickten die Besucher auf die wahrlich diabolischen Bilder des Berliner Fotografen Werner Dittmair. Für sein Projekt „111 Bilder in 111 Tagen“ hatte er unter anderem Puppenköpfe mit Stacheldraht umwickelt oder mit Messern und Filmblut dekoriert, die Aufnahmen in der Nachbearbeitung mit Fotoshop koloriert und die Ergebnisse zu guter Letzt in poppig-bunter Andy Warhol-Manier arrangiert. Während der Euskirchener Bildhauer und Maler Ralph Kleiner auf der gegenüberliegenden Straßenseite zum ersten schwungvollen Pinselstrich für sein Bild mit dem spontanen Titel „Die Badende“ ansetzte, das die Kunst als „work in progress“ (als Werk im Werden) demonstrierte, reihten bereits sich die ersten „Youngtimer“ auf dem Betriebsgelände von Raimund Ullrich. Denn das Treffen der Fangemeinde des W 124, der als „unkaputtbar“ geltenden Baureihe von Mercedes Benz flankierte auch diesmal den Eiserfeyer Kulturtag.

Zur Exposition gehörten weiterhin zeichnerischen Impressionen, figuralen und abstrakten Plastiken, Keramikarbeiten, Gedichte und Kurzfilme. Nachhaltigen Eindruck hinterließen dabei auch die freigespannten Rauminstallationen von Bernd Gaspers aus Zülpich: filigran-fragile Gebilde aus polygonen Sandstein-Findlingen, Metall und Holz in Kombination mit Fäden, Schnüren oder Seilen, bei denen die Grenzen der Schwerkraft ausgelotet wurden.

Auf der großen Bühne im malerischen Innenhof erzählte Sängerin Pia Fridhill unterdessen mit der ihr eigenen,  unverwechselbaren Schnörkellosigkeit und Frische allerlei jazzig-folkige Geschichten aus ihrer Heimat Schweden. Danach kehrten Echo-Preisträger André Nendza und sein „Tria Lingvo“ mit den Stücken ihres soeben produzierten vierten Albums wieder an ihre musikalischen Wurzeln zurück. Das junge Singer-Songwriter-Duo Ula und Maika, Soulsänger Udo Schild und die Darius Zander-Band komplettierten das anregend-unterhaltsame Rahmenprogramm.

pp/Agentur ProfiPress