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Turbulenzen im Kreuserstift

Verbleib von 107.000 Euro wird ermittelt – Kuratoriumsvorsitzender nahm seinen Hut, Geschäftsführer wurde entlassen – Inzwischen liegt die Strafanzeige des Letzteren gegen drei Kuratoriumsmitglieder vor – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und die Stiftungsaufsicht stellen sich vor die anerkannt hervorragenden Pflegeleistungen des Kreuserstiftes: „Einrichtung ist in keiner Weise gefährdet“

Mechernich – Eins vorweg: Die Seniorenpflegeeinrichtung der Stiftung Carl Kreuser jr. in Mechernich ist weder wegen ihrer anerkannt guten Pflegeleistungen in die Schlagzeilen geraten, noch ist die Einrichtung mit bis zu 88 Pflegebedürftigen und 74 Mitarbeitern in ihrem Bestand gefährdet.

Das bestätigte die Heimaufsicht des Kreises Euskirchen den Kölner Tageszeitungen und Justiziar Karl Dyckmanns von der Stiftungsaufsicht des Bistums Aachen dem Bürgerbrief der Stadt Mechernich.

Fakt scheint allerdings auch zu sein, dass das Kuratorium der Stiftung den Verbleib von 107.000 Euro recherchieren lässt und dass die Stellen des bisherigen Kuratoriumsvorsitzenden und des Geschäftsführers neu besetzt werden müssen. Umgekehrt hat der frühere Geschäftsführer Harald Münster (55) Anzeige gegen drei Kuratoriumsmitglieder erstattet.

Der Redakteur Klaus Pesch von der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft (Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnische Rundschau) schreibt: „Für den 18. März, 10.10 Uhr, ist im Amtsgericht Euskirchen ein Gütetermin angesetzt. Dabei geht es unter anderem um die fristlose Kündigung des ehemaligen Geschäftsführers des Kreuserstifts, der fristlos entlassen worden war. Der Vorsitzende des Kuratoriums nahm seinen Hut. Neuer Vorsitzender und Geschäftsführer ist Adrian Grüter.“

Harmonie zwischen alten und jungen Mechernichern: Das Jugendrotkreuz überreichte vergangenen Dezember selbst gebackene Plätzchen im Kreuserstift - und half den Senioren anschließend beim Verzehr. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Harmonie zwischen alten und jungen Mechernichern: Das Jugendrotkreuz überreichte vergangenen Dezember selbst gebackene Plätzchen im Kreuserstift – und half den Senioren anschließend beim Verzehr. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Der Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick war über die Turbulenzen im Kreuserstift in Kenntnis: „Ich weiß, dass es im Kreuserstift Schwierigkeiten gibt.“ Er sei aber selbst nicht Mitglied des Kuratoriums und kenne die Details nicht. Die Stadt wird von dem Stadtrat und Fraktionsvorsitzenden Egbert Kramp im Gremium vertreten. Den Tageszeitungen sagte Schick: „Die Mitarbeiter dort machen eine gute Arbeit und die Menschen werden gut versorgt.“ Der Pflegebetrieb habe nichts mit den Querelen zwischen Kuratorium und Geschäftsführer zu tun.

Amtsausübung warf Fragen auf

Die Dienstausübung des bisherigen Kuratoriumsvorsitzenden und des Geschäftsführers habe „Fragen aufgeworfen“, sagte Karl Dyckmans vom Generalvikariat den Medien. Ob das Wirken der bisherigen Amtsträger strafrechtliche Konsequenzen haben könnte, werde nun „von einem Externen“ überprüft. „Eine Strafanzeige ist bisher vom Kuratorium oder seitens der Stiftungsaufsicht nicht erstattet worden; darüber ist erst nach Vorliegen des fundierten Prüfungsergebnisses zu entscheiden“, teilte das Bischöfliche Generalvikariat mit.

Der frühere Geschäftsführer Harald Münster (55) erklärte inzwischen, er habe bei der Polizei gegen insgesamt drei Personen aus dem Kuratorium, darunter den Ex-Vorsitzenden, Anzeige erstattet. Er beschuldige diese laut Rundschau und Stadt-Anzeiger von Samstag der aktiven Beihilfe zur Veruntreuung von Stiftungsgeldern, des Verstoßes gegen das Datenschutzgesetz und das Telekommunikationsgesetz, des Diebstahls, der Nötigung und Verleumdung. Er erhob zahlreiche Anschuldigungen gegen das Kuratorium.

Jugendrotkreuz- Betreuerin Nicole Thielen und ihre Schützlinge bei einer gemeinsamen Feier mit den Bewohnern des Mechernicher Kreuserstiftes. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Jugendrotkreuz- Betreuerin Nicole Thielen und ihre Schützlinge bei einer gemeinsamen Feier mit den Bewohnern des Mechernicher Kreuserstiftes. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Lothar Willems, Pressesprecher der Kreispolizei, sagte dem Redakteur Klaus Pesch, die Anzeige sei noch sehr frisch. Es würden nun Vernehmungen durchgeführt, deren Ergebnisse an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet werden sollen. Diese entscheide dann, ob in der Sache weiter ermittelt werde.

Nach Informationen der Medien werde dem ehemaligen Kuratoriumsvorsitzenden vorgeworfen, „aus dem Stiftungsvermögen insgesamt rund 107 000 Euro (in Form von Barentnahmen oder sonstigen Verfügungen) entnommen zu haben, ohne dass hierfür Belege, insbesondere aber diese Entnahmen rechtfertigende Kuratoriumsbeschlüsse vorlägen“, so die Rundschau.

Rechtsanwalt Reinhold J. Nelles erklärte im Gespräch mit der Redaktion, im Zusammenhang mit dem früheren Kuratoriumsvorsitzenden seien „Dinge gelaufen, die nicht in Ordnung sind”. Einige der Aussagen von Harald Münster seien insofern nicht ganz aus der Luft gegriffen. Allerdings dürften wesentliche Tatsachenbehauptungen des ehemaligen Geschäftsführers nicht den Tatsachen entsprechen, sagte Nelles zu Klaus Pesch.

Bereits 2004 begehrten die Mechernicher Pfarrer auf

Karl Dyckmans erklärte: „Dass jetzt die Staatsanwaltschaft möglicherweise mit im Spiel ist, ist überhaupt nicht schlimm. Wir sind sehr interessiert, möglichst viel über die Vorgänge zu erfahren.” Man sehe keinen Anlass, eine weitere Strafanzeige zu erstatten. Die von der Kreuserstiftung beauftragte Überprüfung umfasse reguläre oder erhöhte Gehaltszahlungen. „Die Ergebnisse der Überprüfung können sich auch gegen Beteiligte richten, an die wir im Moment noch gar nicht denken”, sagte Dyckmans. Im Moment sehe es danach aus, „dass Herr Münster manchen Leuten etwas mehr in die Lohntüte getan hat.”

Bereits 2004 hatte es erheblichen Ärger gegeben, als die beiden Mechernicher Pfarrer Erik Pühringer und Michael Stöhr Geschäftsführung und Kuratoriumsvorsitz des Kreuserstifts massiv kritisiert hatten. Der Ex-Vorsitzende sei „ein reiner Machtmensch, der das Kuratorium weitgehend ausgeschaltet hat“, monierte Stöhr damals.

Das Mechernicher Kreuserstift ist eine anerkannt hervorragende   Seniorenpflegeinrichtung. In  die Schlagzeilen kam das Haus wegen Querelen im Kuratorium und wegen des unklaren Verbleibs von 107.000 Euro. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress
Das Mechernicher Kreuserstift ist eine anerkannt hervorragende Seniorenpflegeinrichtung. In die Schlagzeilen kam das Haus wegen Querelen im Kuratorium und wegen des unklaren Verbleibs von 107.000 Euro. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress

Die Stiftung Carl Kreuser jr. ist eine Stiftung des Privaten Rechts. Sie ist laut Satzung „eine im Sinne der römisch-katholischen Kirche geleitete Einrichtung christlicher Liebestätigkeit“ und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Gegründet wurde sie 1885 von der Familie Carl Kreusers, der einer der einflussreichsten Mechernicher Bergwerksbesitzer war. Der Neubau des heutigen Seniorenheims wurde 2003 bezogen.

pp/Agentur ProfiPress