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Trompeten und Saxophon “weinten”

Trompeten und Saxophon “weinten”
Abschiedskonzert für den verstorbenen Jazzmusiker Jesus Canneloni in der Kultur- und Freizeitfabrik Zikkurat – Trauer in freier Improvisation verarbeitet
Mechernich-Firmenich – “Ich kann meine Trauer noch immer nicht in Worte fassen. Wir lassen das jetzt alles auf der Bühne raus”, sagte Kunstpromoter und Bassist Frank Wollny vor dem Konzert zu Ehren seines kürzlich verstorbenen Freundes und Saxophonisten Jesus Canneloni. Wollny hatte am Montagabend sieben weitere Top-Musiker in der “Louis-Armstrong-Plaza” im zweiten Stock der Kultur- und Freizeitfabrik Zikkurat versammelt, um auf musikalische Weise Abschied zu nehmen. 20 Jahre lang hatte Wollny in dem Jazz-Projekt “TTT” mit dem Saxophonisten zusammengespielt.
Auf der Bühne an ihren Instrumenten verbargen die Musiker keine ihrer Gefühle. Die Instrumente weinten förmlich. In freier Improvisation auf hohem Niveau schien es in manchen Passagen des Abschiedskonzertes, als würden Saxophon und Trompete jäh aufschreien. Adrian Wachowiak entlockte dem Flügel teilweise glockenähnliche Töne, Ausnahme-Vibraphonist Wolfgang Lackerschmid schien sein Instrument zeitweise meditativ zu streicheln, um kurz darauf mit vollem Körpereinsatz mit den Schlegeln zu hantieren, als wolle er seinem verstorbenen Freund persönlich eine Treppe bis zum Himmelstor meißeln.
Frank Wollny trieb die Musiker mit seinem Bass an, unterstützt von Samuel Dühsler am Schlagzeug. Der wechselte sensibel zwischen Trommelstöcken, Jazz-Besen und Paukenschlegeln. Hans Peter Salentin spielte mit atemberaubender Fingerfertigkeit schnelle Läufe mal auf dem Horn, mal auf der Trompete. Manfred Schoof kontrastierte das Spiel seines Musikerkollegen an der Trompete ebenso kunstfertig. Ger Schäfer schien an der Gitarre mit Wollnys Bassspiel zu verschmelzen, während Altsaxophonist Ivan Polyanskiy im kunstvollen Glissando von sonoren Klängen zu schrillen Obertönen wechselte.
Fast eine Dreiviertelstunde dauerte allein der erste Song, mit dem die acht Musiker mit Free-Jazz-Klängen in einer erstaunlichen Harmonie und blindem Verständnis untereinander das Publikum berührten. Mal sanft, mal wild und verzweifelt ehrten sie Jesus Canneloni, den Frank Wollny als einen “herzensguten Menschen” beschreibt. Das bestätigt auch die Bundespolitikerin Claudia Roth: Wollny las vor dem Konzert einen Brief von ihr vor, in dem sie ihrer Fassungslosigkeit über den Tod des Musikers Ausdruck verlieh. Darin schrieb Roth: “Ich weiß auch, wie schwer Jesus Canneloni es in materieller Hinsicht hatte.”
Deshalb diente das Konzert nicht nur als Hommage und Ausdruck der Trauer, sondern sollte auch gleichzeitig Cannelonis Witwe Karin unterstützen. Wollny stellte vor der Bühne, in Sichtweite der anwesenden Karin Canneloni, neben dem Gästebuch mit einem Foto von Jesus Canneloni eine Spendenbox auf. Nach dem Konzert sagte Wollny: “Karin war sehr dankbar für das Konzert und sagte, dass es genau im Sinne von Jesus war. Und in der Spendenbox ist ganz gut was zusammengekommen, was ihr wirklich hilft.” Bis halb vier Uhr morgens haben die Musiker noch auf der Bühne und beim Zusammensein in Wollny Atelier im zweiten Stock der Zikkurat Abschied genommen.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

27.04.2009