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“Traumberuf gefunden: Bestattermeister”

“Traumberuf gefunden: Bestattermeister”
Marcel Ohles (27) hätte Jetpilot und Redakteur werden können, dann starb sein Vater und er übernahm die Leitung des familieneigenen Bestattungsinstituts in Mechernich – Jetzt bestand der Mechernicher bundesweit als Zweitjüngster seines Kurses die Meisterprüfung im unterfränkischen Münnerstadt

Mechernich – Eigentlich wollte Marcel Ohles (27) Hubschrauberpilot oder Journalist werden. Er machte Abitur am Mechernicher Gymnasium am Turmhof, bestand alle Tests als Jetpilot bei der Bundeswehr und studierte schließlich in Dortmund. Doch dann nahm sein Leben eine völlig unerwartete Wendung: Im Sommer 2008 bestand der junge Mann als erster Mechernicher und Dritter im Kreis Euskirchen die Meisterprüfung als Bestatter. Und er sagt: “Ich habe meinen Traumberuf gefunden!”
Das sah völlig anders aus, als im Jahre 2003 plötzlich und unerwartet Marcels Vater Manfred Ohles (65) starb. “Ohlesse Manni” war in Mechernich und Umgebung bekannt wie kaum ein anderer – als Mensch, engagierter katholischer Christ und als Bestatter.
Ehefrau Beate stand von einem Tag auf den anderen alleine mit der Leitung des Beerdigungsinstituts Schneider/Ohles da. Sohn Marcel hatte sich nie um das elterliche Geschäft gekümmert. Tod und Sterben waren ihm – wie den meisten jungen Menschen – nicht gerade geläufige Themen. “Doch es war sofort klar, dass wir einander beistehen würden und auch, dass wir den Betrieb nicht aufgeben”, erinnerten sich Mutter und Sohn jetzt im Pressegespräch anlässlich von Marcels bestandener Meisterprüfung.
Horizont erweitert
“Noch in der Woche, in der Papa beerdigt wurde, ging es los. Unser Mitarbeiter Günter Lorse hat mich zu »meinem« ersten Toten mitgeholt. Das war wie ein Paradigmenwechsel, ich bekam eine andere Betrachtungsweise, mein Horizont weitete sich. Und nach ein paar Wochen hatte ich herausgefunden: Das ist ein wichtiger Beruf, ein schöner Beruf, ein sinnvoller Beruf – Ein Beruf, in dem ich Menschen helfen kann!”
“Pietät ist unsere Unternehmensphilosophie”, konstatierte Ohles im Pressegespräch: “Großer persönlicher Einsatz ist bei uns Ehrensache”. Die Hinterbliebenen können “wirklich mit jedem Problem zu uns kommen. Und sie können sicher sein: Es dringt kein Wort nach draußen.” Beratung, auch Vorsorgeberatung, nimmt einen immer größeren Stellenwert bei den Instituten ein.
Der 27jährige Mechernicher war der Zweitjüngste seines Lehrganges, der jetzt nach mehrjähriger Vorbereitung im Bundesausbildungszentrum der Bestatter im unterfränkischen Münnerstadt die Meisterprüfung bestand. Das Gros der 15 neuen deutschen Bestattermeister war um die 40 Jahre alt – nur ein Kollege aus München “war noch einen Monat jünger als ich”, so Marcel Ohles zur Presse.
Kaufmännische Lehre bei der Mutter
Die kaufmännische Lehre hatte er 2003 bis 2005 im eigenen Betrieb bei seiner Mutter Beate absolviert. Im August 2006 wurde Marcel Ohles “mit 15 Lebensjahren Abstand auf den nächst Jüngeren” in Münnerstadt zum “geprüften Bestatter” examiniert. Dies war der Grundstein für die vierteilige Meisterqualifikation, die jetzt in die erfolgreich bestandene Meisterprüfung mündete.
Geprüft werden bundesdeutsche Bestattermeister in vier fachtheoretischen und praktischen Fächern. Die Palette reicht von eher berufspraktischen Dingen wie Friedhofsplanung, Kremationstechnik und Thanatopraxie über Recht, Beratungsgespräch und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Trauerpsychologie. Während die meisten Fachbereiche auch dem “geprüften Bestatter” Marcel Ohles bereits Begriffe waren, mit denen er eine Menge anfangen konnte, kam jetzt zur Meisterausbildung das Modul Thanatopraxie neu hinzu.
Marcel Ohles: “Die Thanatopraxie umfasst alle Tätigkeiten, die nötig sind, um die ästhetisch und hygienisch einwandfreie Aufbahrung eines Verstorbenen zu gewährleisten. Die Tätigkeiten, die Thanatolog/inn/en ausführen, schließen konservierende und rekonstruktive Maßnahmen ein. Ziel ist es, eine würdige Verabschiedung bei der Aufbahrung zu ermöglichen.”
Drei Meister im Kreisgebiet
Der junge Mechernicher ist jetzt der erste Bestattermeister in der Stadt Mechernich und der dritte im Kreis Euskirchen. Die beiden anderen sind Andreas Kurth vom Bestattungsinstitut Marzusch in Euskirchen und Dennis Paes vom Kaller Institut Becker.
Wenngleich Marcel Ohles den Meisterbrief bereits zugesendet bekommen und ihm einen würdigen Platz im Büro in der Mechernicher Bahnstraße gegeben hat, ist die offizielle Verleihung beim Bundesverband der Bestatter, Landesverband Nordrhein-Westfalen, im kommenden Frühjahr vorgesehen.
Im Pressegespräch sagte Marcel Ohles abschließend: “So wie ich mir vorher diesen Beruf für mich nicht hätte vorstellen können, so sicher kann ich mir heute keinen anderen Job mehr vorstellen. Ich kann Menschen in extremen Situationen beistehen und helfen, das möchte ich auch für mich selbst nicht mehr missen!”
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

27.10.2008