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Tarifverhandlungen bei “Mechatronics”

Tarifverhandlungen bei “Mechatronics”
Die Unternehmensleitung des Mechernicher Unternehmens “Mechatronics” plant die Einführung der 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich – IG Metall: “Nicht sinnvoll”
Mechernich – Gespannt beobachten die 560 Mitarbeiter der Deutschen Mechatronics in Mechernich am heutigen Dienstag die Tarifverhandlungen zwischen der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg und ihrem Arbeitgeber. Obwohl das Unternehmen in jüngster Zeit einige Wirtschaftspreise gewonnen hat und sich nach eigenen Angaben über eine “erfolgreiche Fortsetzung des Wachstums” freuen kann, brodelt es hinter den Kulissen.
Auslöser für schlechte Stimmung bei den Mitarbeitern sind die zurzeit laufenden Tarifverhandlungen, bei denen die Unternehmensleitung die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich einführen möchte. 38,5 Stunden arbeiten die 560-Mechatronics-Leute bereits, obwohl für sie eigentlich die 35-Stunde-Woche Tarif ist. Jetzt geht es um fünf statt 3,5 unbezahlte Wochenarbeitsstunden mehr.
Über die laufenden Tarifverhandlungen berichten die Journalisten Bernd Kehren und Dr. Michael Thalken in den beiden im Kreis Euskirchen erscheinenden Tageszeitungen. “38,5 Stunden waren für die Arbeitnehmer schon bitter”, schreibt Thalken: Jetzt will die zur VTC-Industry-Holding gehörende Mechatronics ab dem 1. Januar 2009 die 40-Stunden-Woche einführen.
“Dabei sollen die Arbeitnehmer weiterhin auf einen Lohnausgleich verzichten”, sagte Ralf Kutzner von der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg dem “Kölner Stadt-Anzeiger”. Nach einer ersten erfolglosen Verhandlungsrunde am vergangenen Freitag soll es am heutigen Dienstag eine zweite geben.
Probleme mit der Logistik und der
Motivation der Mitarbeiter
“Unser Ziel ist es, eine Lösung hinzubekommen”, sagte Kutzner, der die Einführung der 40-Stunden-Woche laut Kehren in der “Kölnischen Rundschau” für “nicht sinnvoll” hält. Ein Wirtschaftsprüfer habe den Betrieb unter die Lupe genommen und sei, so Kutzner, zu dem Ergebnis gekommen, dass die Probleme des Unternehmens vielmehr in der “Logistik und der Motivierung ihrer Mitarbeiter” lägen.
Dies sei der Geschäftsleitung auch mitgeteilt worden. “Wir wollen Besser- statt Billigstrategien”, forderte Ralf Kutzner in der “Rundschau”. Gegenüber dem “Kölner Stadt-Anzeiger” räumte Kutzner jedoch auch ein, dass sich die beiden Verhandlungsparteien derzeit weit voneinander entfernt hätten.
“Unsere Leute möchten sich am liebsten auf gar nichts mehr einlassen, schließlich leisten sie ja bereits Mehrarbeit. Sie könnten sich höchstens vorstellen, die 38,5-Stunden-Woche noch um ein Jahr zu verlängern und sie dann stufenweise wieder abzubauen”, so Kutzner. Wie Bernd Kehren berichtet, haben die Mitglieder der IG Metall bei den Verhandlungen in der vergangenen Woche eine betriebliche Tarifkommission gewählt. Dabei forderten sie die Sicherung der Arbeitsplätze, den Schutz vor Insolvenz und Verkauf sowie eine Beteiligung der Leitenden Angestellten.
Mehrarbeit der Mitarbeiter hat
6,55 Millionen Euro eingebracht
Sie fordere aber auch, so “Mechatronics”-Geschäftsführer Dr. Andreas Kosmider zur “Kölnischen Rundschau”, Sonderprämien für IG-Metall-Mitglieder und Bonuszahlungen für alle Mitarbeiter. Sollte es zu einer Einführung der 40-Stunden-Woche und somit fünf unbezahlten Arbeitsstunden mehr pro Woche kommen, will das Unternehmen laut Kosmider eine Sicherung der Arbeitsplätze für die nächsten vier Jahre garantieren. Die IG Metall und der “Mechatronics”-Betriebsrat wollen nach und nach für die Wiedereinführung der 35-Stunden-Woche kämpfen.
Seit zwei Jahren gebe es bei “Mechatronics” mit der IG Metall abgesprochene Tarifabweichungen, sprich die 38,5 Stunden-Woche, davon 3,5 Stunden unbezahlt, so Kutzner gegenüber der “Rundschau”. In der Summe hätten die Arbeitnehmer so in den vergangenen beiden Jahren 6,55 Millionen Euro in das Unternehmen “gesteckt”. Laut Kutzner sei vereinbart gewesen, dass diese Gelder als Investitionen wieder in den Standort Mechernich fließen. Dies sei auch geschehen.
Droht Produktionsverlagerung
nach Tschechien?
Neben der Befürchtung, dass sie bald vielleicht unentgeltlich fünf Stunden pro Woche mehr arbeiten müssen, haben viele Arbeitnehmer der “Mechatronics” Angst davor, dass die beiden Bereiche Fertigung und Montage möglicherweise nach Tschechien ausgelagert werde könnten. Denn die “VTC Industry Holding”, der die Mechatronics angehört, hat in jüngster Zeit zahlreiche Firmenstandorte im Ausland aufgekauft. Sollte es zu einer Auslagerung der beiden Abteilungen Fertigung und Montage kommen, wären in Mechernich bis zu 300 Mitarbeiter betroffen.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

22.09.2008