Spannung mit Böll und Andersch
Lit.Eifel: Prominenter Besuch im „Club der toten Eifeldichter“ – Auch die Texte von Schnurren-Erzählern und Mundart-Poeten bekamen im Saal Prinz in Mutscheid neues Leben und Stimmen von Katia Franke, Ralf Kramp und Manfred „Manni“ Lang
Mutscheid/Eifel – Da, wo die Eifel am ursprünglichsten ist, in „der“ Mutscheid, einem Teil des Bad Münstereifeler Höhengebietes an der Schwelle zwischen NRW und Rheinland-Pfalz, trafen sich am Montagabend „Die Letzten vom Schwarzen Mann“ (Alfred Andersch), „Die Juden von Drove“ (Heinrich Böll) und „Die vom Spillerberg“ (Hanns Gisbert).
Die drei literarischen Versatzstücke zwei weltberühmter und eines weniger bekannten Literaten dienten im „Club der der toten Eifeldichter“ einmal mehr der Verlebendigung längst verblichener Autoren und ihrer Werke.

Ihr Hauptaugenmerk legten die Interpreten im Club der toten Poeten, Rundfunkmoderatorin Katia Franke und die Autoren Ralf Kramp und Manfred Lang, diesmal auf den vor 100 Jahren in Köln geborenen und 1985 in Langenbroich/Eifel gestorbenen Literatur-Nobelpreisträger Heinrich Böll.
Mit großer rhetorischer Professionalität und viel Empathie für Bölls Figuren und seine nur zwischen den Zeilen wahrnehmbaren Nuancen lasen die Sprecher Passagen aus „Fürsorgliche Belagerung“, „Verteidigung der Waschküchen“ und „Die Juden von Drove“.

Zum sprecherischen und dramaturgischen Höhepunkt des Abends geriet allerdings ein verschollen geglaubtes, aber von Ralf Kramp wieder ans Tageslicht befördertes Hörspiel des Saarländischen Rundfunks von Alfred Andersch mit dem gleichen Titel wie seine berühmte Kurzgeschichte „Die Letzten vom Schwarzen Mann“.
Der Sog des Unsichtbaren
Im Nachspielen offenbarte Katia Franke nicht nur ihre mehr als passablen gesanglichen Fähigkeiten als Mädchen Jullie, auch Ralf Kramp als Wirt und Manni Lang als Schmuggler Karl entführten die mehr als 60 Zuhörer in die finstere Nachkriegseifel am noch immer verminten Berg „Schwarzer Mann“ bei Prüm.

Welche geheime Faszination, ja Sog mag von dem „Unsichtbaren“ ausgehen, der dort unterwegs ist, dessen Spuren die Mädchen folgen, ob sie wollen oder nicht, obwohl sie sich fürchten, und dessen „Bann“ selbst frühere Soldaten unterliegen, die in den halb gesprengten, halb bewohnbar gebliebenen Westwallbunkern die Jahre überdauern, statt nach Hause zurückzukehren. Alle auf der Suche nach dem großen Geheimnis, das hinter jeder dunklen Tür wartet, die einen Spalt weit offen steht . . .
Es war aber nicht nur die in der Eifel angesiedelte oder von ihr ausgehende Weltliteratur, die bei der dritten Auflage des „Clubs der toten Eifeldichter“ bei der 5. Lit.Eifel zu Gehör gebracht wurde. Katia Franke, Ralf Kramp und Manfred „Manni“ Lang gaben auch dem in Prüm auf der Durchreise geborenen Blödelbarden Ulrich Roski, dem vortrefflichen Eifel-Beschimpfer Thomas Kling, dem Schnurren-Erzähler Peter Kremer und den Mundartdichtern Severin Kirfel (Mechernich) und Dr. Jacob Flosdorff (Monschau/Kall) ihre Stimmen.

Das Publikum war begeistert, auch Gastwirt Manfred „Manni“ Prinz, der seinen Saal bereits zum zweiten Mal für eine Veranstaltung der Lit.Eifel hergerichtet hatte, war guter Dinge. Der Sänger der A-Capella-Gruppe „Häzzblood“ ist der Kultur im Lande zugetan und überzeugt: „Die Lit.Eifel ist eine absolute Bereicherung für den Landstrich und seine Menschen!“
pp/Agentur ProfiPress

