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So leer war‘s noch nie am Georgspütz

Nur 42 Pferde wurden bei der traditionellen Reiterprozession von Kallmuth am 1. Mai gezählt – Schlechtes Wetter und eine ansteckende Pferdekrankheit als Ursachen vermutet – Festprediger Manfred von Holtum mahnte christlichen Einsatz für die Welt und gegen Menschenverachtung an – Sankt Georg und Papst Franziskus als Vorbilder – Stadt Mechernich war durch den Ersten Beigeordneten Thomas Hambach vertreten

Mechernich-Kallmuth – 42 Pferde, zwei Konzelebranten, eine Gemeindereferentin und ein Diakon, eine Messdienerin, so wenig Fußpilger wie selten zuvor: Der Kallmuther St.-Georgsritt 2016 stand am Sonntag unter keinen guten Vorzeichen.

Obwohl sich die Veranstalter um Robert Ohlerth, Gemeindereferentin Elke Jodocy und Pfarrer Lothar Tillmann vom Sachausschuss des Pfarrgemeinderates wie immer sehr, sehr viel Vorbereitungsmühe und Organisationsarbeit gemacht hatten, wurde das nicht von einer auch nur annähernd so großen Resonanz wie sonst belohnt.

Während der Heiligen Messe am Altar standen diesmal nur drei Geistliche (von rechts): Festprediger Dompropst Manfred von Holtum, Pfarrvikar Lothar Tillmann und Diakon Manfred Lang. Rechts im Hintergrund der für St. Georg Kallmuth verantwortliche Pfarrer und Eifeldekan Erik Pühringer sowie Gemeindereferentin Elke Jodocy, die die liturgischen Texte für den Freiluftgottesdienst mit Pferdesegnung vorbereitet hatte. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress
Während der Heiligen Messe am Altar standen diesmal nur drei Geistliche (von rechts): Festprediger Dompropst Manfred von Holtum, Pfarrvikar Lothar Tillmann und Diakon Manfred Lang. Rechts im Hintergrund der für St. Georg Kallmuth verantwortliche Pfarrer und Eifeldekan Erik Pühringer sowie Gemeindereferentin Elke Jodocy, die die liturgischen Texte für den Freiluftgottesdienst mit Pferdesegnung vorbereitet hatte. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress

Johannes Seidenfaden und Heinz Rosemann, die den Sakramentenwagen mit dem Allerheiligsten, den Priestern und Kommunionkindern jahrzehntelang vom Sattel aus gefahren hatten, waren diesmal als Fußgänger dabei. Sie meinten, es könne am regnerischen Wetter liegen, dass diesmal so wenig Betrieb herrsche.

Andere suchten die Ursache bei der Druse, einer ansteckenden Pferdekrankheit, die gerüchteweise in einigen Ställen an der Peripherie des Kreises Euskirchen ausgebrochen sein soll.

War es der Regen oder die „Druse“ schuld?

Andererseits: Kreisveterinär Dr. Jochen Weins, der von der Agentur ProfiPress im Vorfeld des diesjährigen Mairittes nach der Ansteckungsgefahr gefragt worden war, antwortete zuversichtlich, es gebe keinen Grund, den Mairitt abzusagen, noch vor einer Teilnahme ausdrücklich zu warnen. Pferde, die akut an der Druse litten, seien wie bei einer schweren Grippe viel zu krank, um teilnehmen und andere Pferde anstecken zu können.

Auch die Zahl der Fußpilger war sichtbar niedriger als in früheren Jahren. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress
Auch die Zahl der Fußpilger war sichtbar niedriger als in früheren Jahren. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress

Noch 2014 hatten die üblichen 150 Pferde und knapp 2000 Fußpilger am seit den 50er Jahren traditionellen Sankt-Georgsritt teilgenommen. 2015 sank die Zahl auf 70, diesmal waren es gerade mal 42. Wenn man bedenkt, dass noch beim 50jährigen Jubiläum des Sankt-Georgsrittes 2003 400 Pferde von der Festwiese am Ortseingang Scheven zum Georgspütz zwischen Urfey und Vollem gezogen waren, dann kann man die Enttäuschung der Veranstalter in diesem Jahr begreifen. Und das, obwohl man mit dem Aachener Dompropst und früheren Generalvikar Manfred von Holtum einen prominenten Kirchenvertreter als Festprediger gewonnen hatte.

Der für Kallmuth zuständige Pfarrvikar Lothar Tillmann und von Holtum hatten einst als Pfarrer und Kaplan am Niederrhein zusammengearbeitet. Für das kommende Jahr hat Tillmann Weihbischof Johannes Bündgens als Prediger und Hauptzelebranten angesprochen.

Die Stadt Mechernich wurde vom stellvertretenden Verwaltungschef Thomas Hambach repräsentiert, Landrat Günter Rosenke, der sonst schon mal beritten in Kallmuth teilnahm, fehlte dieses Jahr.

Dompropst Manfred von Holtum gemahnte in seiner Festpredigt an die Verantwortung der Christen für die Welt, gegen Verfolgung und Menschenverachtung und zog Parallelen zwischen der Legende des Heiligen Georg und dem Einsatz von Papst Franziskus für Menschenfreundlichkeit und Nächstenliebe. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress
Dompropst Manfred von Holtum gemahnte in seiner Festpredigt an die Verantwortung der Christen für die Welt, gegen Verfolgung und Menschenverachtung und zog Parallelen zwischen der Legende des Heiligen Georg und dem Einsatz von Papst Franziskus für Menschenfreundlichkeit und Nächstenliebe. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress

Franz Küpper berichtet in den in der Stadt Mechernich erscheinenden Kölner Tageszeitungen: „Durch das mit Fahnen geschmückte Dorf führte der festliche Umzug über einen jahrhundertealten Prozessionsweg zum Georgspütz im grünen Tal. An der Spitze marschierte Standartenträger Kai Siemons. Ihm folgte der Sakramentenwagen, auf dem das Allerheiligste zum Georgspütz gefahren wurde. Im Wagen hatten auch einige Kommunionkinder Platz genommen.“ Dirk Züll lenkte diesen mit seinen beiden Kaltblutpferden bespannten Sakramentwagen, von dem aus auch den vorbeireitenden Teilnehmern der Segen erteilt wurde.

Auch bei der 64. Auflage stand die Verehrung des Reiterheiligen St. Georg im Mittelpunkt. „Georgius war römischer Soldat aus Kappadozien, dem Land der schönen Pferde, in der heutigen Türkei, wo er bis zu seinem gewaltsamen Märtyrertod im Jahr 303 im Dienst des römischen Kaisers Diokletian stand“, zitierte der Journalist Franz Küpper den Festprediger Manfred von Holtum.

Der predigende Dompropst nahm die Legende um Georg immer wieder zum Anlass, um ins Hier und Heute umzuschalten, zur aktuellen und akuten Christenverfolgung, zur Missachtung der Menschenrechte im syrischen Bürgerkrieg, aber auch gegenüber den Flüchtlingen. Er rief seinen Zuhörern den Besuch von Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios vor wenigen Wochen in Lesbos auf dem „Friedhof Meer“ vor Augen. Christen müssten gegen Unrecht und Menschenverachtung aufstehen, so von Holtum – wie Georg und Franziskus.

Zum letzten Mal ritt der Lückerather Diakon Manfred Lang mit seiner Rheinisch-Deutschen Kaltblutstute „Hera“ dem Sakramentenwagen voran. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress
Zum letzten Mal ritt der Lückerather Diakon Manfred Lang mit seiner Rheinisch-Deutschen Kaltblutstute „Hera“ dem Sakramentenwagen voran. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress

Erste Prozessionen im 17. Jahrhundert verbürgt

„Georgius“, zitiert Franz Küpper den Prediger in der „Kölnischen Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“, „wurde als Christ enttarnt und sollte unter Folter seinem Glauben abschwören. Doch er blieb der Überlieferung nach standhaft und starb den Märtyrertod. Wegen seines unbeugsamen Charakters wird er seit dem Mittelalter von den Christen verehrt.“

Die Verehrung dieses Heiligen reiche in Kallmuth bis an die Schwelle zur Neuzeit zurück. Eintragungen in der Pfarrchronik aus dem Jahr 1666 belegten das. Sie bezögen sich auf die Georgs-Prozessionen zu Fuß zu einer Wiese am Fuße des Lichterbergs.“ Seit 1953 ziehen die Pilger am 1. Mai zusätzlich mit einer Reiterprozession von Kallmuth aus zur Quelle in das Tal, durch das auch die römische Wasserleitung nach Köln führte.

An der Spitze marschierte Standartenträger Kai Siemons. Hinter der Fahnengruppe rechts und links zu Pferde Gemeindereferentin Elke Jodocy und Pfarrer Lothar Tillmann. Die Menge der Reiter und Pferde, die am 1. Mai 2016 zum Georgspütz pilgerten, war diesmal überschaubar. In den 60er und 70er Jahren gab es schon einmal eine vergleichbare Teilnehmerkrise, als der Pferdebestand in der Landwirtschaft drastisch zurückging. Doch dann füllten die Sport- und Freizeitreiter nicht nur die Reihen der ausbleibenden Bauernpferde auf – sie verursachten sogar einen ungeahnten Teilnehmerboom mit bis zu 400 Pferden, so zuletzt 2003 beim 50jährigen Jubiläum und 2006, als der Aachener Diözesanbischof Dr. Heinrich Mussinghoff der Festprediger in Kallmuth war. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress
An der Spitze marschierte Standartenträger Kai Siemons. Hinter der Fahnengruppe rechts und links zu Pferde Gemeindereferentin Elke Jodocy und Pfarrer Lothar Tillmann. Die Menge der Reiter und Pferde, die am 1. Mai 2016 zum Georgspütz pilgerten, war diesmal überschaubar. In den 60er und 70er Jahren gab es schon einmal eine vergleichbare Teilnehmerkrise, als der Pferdebestand in der Landwirtschaft drastisch zurückging. Doch dann füllten die Sport- und Freizeitreiter nicht nur die Reihen der ausbleibenden Bauernpferde auf – sie verursachten sogar einen ungeahnten Teilnehmerboom mit bis zu 400 Pferden, so zuletzt 2003 beim 50jährigen Jubiläum und 2006, als der Aachener Diözesanbischof Dr. Heinrich Mussinghoff der Festprediger in Kallmuth war. Foto: Franz Küpper/pp/Agentur ProfiPress

Musikalisch begleitet wurde das Fest vom Musikverein Kallmuth unter der Leitung von Thomas Stoffels. Um das Drumherum kümmerte sich einmal mehr eine ganze Schar von Helfern unter der Leitung von Robert Ohlerth, der den Georgsritt-Ausschuss des Pfarrgemeinderates leitet. . Die liturgischen Texte, sowohl für die Gottesdienste am „Schmerzensfreitag“, als auch am Georgspütz stammen seit Jahren aus der Feder von Gemeindereferentin Elke Jodocy. „Darüber hinaus“, betonte Pfarrer Tillmann in einem Schreiben an die Agentur ProfiPress, „trägt Frau Jodocy Verantwortung, die über die Aufgaben einer Gemeindereferentin hinausgehen.“

pp/Agentur ProfiPress