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Skat-Küken an der Mechernicher Gesamtschule

Schüler erlernen das traditionsreiche Kartenspiel – Denksport schult zahlreiche Kompetenzen

Mechernich – Geradezu revolutionär ist die Schul-AG, die jetzt an der städtischen Gesamtschule in Mechernich aus der Taufe gehoben wurde: Zwölf Jungen und ein Mädchen kamen erstmals zusammen, um das Spiel zu erlernen, das wohl wie kein anderes mit dem Alte-Herren-Klischee behaftet ist und augenblicklich Assoziationen von Kneipen, Bier und Zigarrenqualm weckt: Skat.

Noch sorgen die Skatregeln für Verwirrung, Wilfried Schlicht, Präsident des Westdeutschen Skatverbandes, leistet echte Pionierarbeit. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Noch sorgen die Skatregeln für Verwirrung, Wilfried Schlicht, Präsident des Westdeutschen Skatverbandes, leistet echte Pionierarbeit. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Kein Geringerer als Wilfried Schlicht persönlich, Präsident des Westdeutschen Skatverbandes, Vorsitzender des Verbandsgerichtes im Deutschen Skatverband und Skatspieler seit seinem zehnten Lebensjahr, ist angetreten, um die 13- bis 14-jährigen Siebt- und Achtklässler in die völlig fremde Welt des Reizens und Stechens einzuführen. Kein einfaches Unterfangen – weder für Schlicht noch für die Jugendlichen.

„Ich fange bei Null an“, stellt der Jurist und Verbandsfunktionär am Ende der ersten Einheit fest. „So schwer haben wir uns das nicht vorgestellt“, gestehen Jonas und Moritz. Phillip hat immerhin schon einmal seinem Opa beim Spiel zugeschaut. Seine Mitschüler dagegen sind mit dem anspruchsvollen Denksport bis dato noch nie in Berührung gekommen. Weder die binomischen Formeln noch der Satz des Pythagoras hätten mehr Verwirrung in den Köpfen der Schüler stiften können: Auch am Ende der ersten anderthalb Stunden ist ihnen die anfängliche Überforderung anzusehen. Doch der Wille, das Spiel zu erlernen, das die ältere Generation stundenlang an die Spieltische fesselt, ist vorhanden. „Das sehe ich mir gleich noch mal auf You Tube an“, kündigt Phillip an, sein frisch erworbenes Wissen mit Hilfe des Videoportals zu vertiefen.

Auch Schulleiterin Dagmar Wertenbruch ließ sich von Wilfried Schlicht in den Denksport Skat einweisen. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Auch Schulleiterin Dagmar Wertenbruch ließ sich von Wilfried Schlicht in den Denksport Skat einweisen. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

„Bitte merkt euch fürs nächste Mal die Grundwerte, die müsst ihr kennen, um ein Reizgebot abgeben zu können“, gibt Schlicht den Schülern „das A und O“ mit auf den Heimweg. „Wenn sie die Grundlagen im Kopf haben, ergibt sich der Spielverlauf von alleine. Dann wird es auch spannend“, erklärt er Dagmar Wertenbruch. Die Leiterin der Gesamtschule stammt zwar aus einer skatbegeisterten Familie, beherrscht das Spiel jedoch selbst nicht. Von dessen Vorzügen muss man sie dennoch nicht überzeugen. „Die neue AG fördert alle Kompetenzen, die wir uns wünschen“, betont sie. Skat sei ein komplexer Denksport mit intellektuellem Anspruch, der das Kopfrechnen ebenso trainiere wie das soziale Verhalten. „Man spielt mit leibhaftigen Menschen, denen man in die Augen sehen kann. Das ist ein wichtiger Ausgleich zu Computer und Smartphone.“

Dass sich gleich ein Dutzend Schüler für die jüngste der insgesamt 18 AGs an der Gesamtschule angemeldet hat, freut Dagmar Wertenbruch ebenso wie Wilfried Schlicht, der um das gravierende Nachwuchsproblem seines Verbandes weiß. „Wir haben kaum noch Jugendliche“, sagt er. Für ihn ist die Skat-AG an der Gesamtschule Mechernich ein absolutes Novum. „Ich weiß von keiner anderen AG.“ Vor Jahren habe er einen Vorstoß an einer Euskirchener Schule unternommen. „Doch mein Vorschlag wurde dankend abgelehnt“, bedauert er.

„Das Spiel mit leibhaftigen Menschen, denen man in die Augen sehen kann“, ist für Schulleiterin Dagmar Wertenbruch einer der Vorzüge beim Skat, von denen die Jugendlichen profitieren. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
„Das Spiel mit leibhaftigen Menschen, denen man in die Augen sehen kann“, ist für Schulleiterin Dagmar Wertenbruch einer der Vorzüge beim Skat, von denen die Jugendlichen profitieren. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

„Es wäre schade, wenn Skat aussterben würde“, findet Schulleiterin Wertenbruch, die mit der AG auch die unermüdlichen Bemühungen des Kommerner Skat-Veteranen Heinz Reuter um Nachwuchs unterstützen möchte. Reuter, Vorsitzender des Skatsportvereins „Herz Sieben `80 Kommern“, ist auch Initiator des wohltätigen Mechernicher Skattreffs, der sich seit fast 30 Jahren trifft, um Geld für den guten Zweck einzuspielen und anschließend zu spenden. Zu den Empfängern zählt auch die Gesamtschule, die mit den Spenden des Skattreffs das Schulessen für Kinder aus bedürftigen Familien finanziert. „Die Idee der Skat-AG wurde geboren, als ich mit Herrn Reuter gemeinsam überlegt habe, wie wir uns als Schule revanchieren könnten“, berichtet Dagmar Wertenbruch.

So hielt neben Fechten, Astronomie und dem Schulchor nun auch der bei der Jugend nahezu unbekannte Skat Einzug ins AG-Angebot. Die ungewöhnlich junge Zockerrunde hat an der Gesamtschule auch noch eine ganz andere Bedeutung. „Hier spielen auch zwei Flüchtlingskinder mit“, freut sich die Schulleiterin über die integrationsfördernde Nebenwirkung.

Mit Spaß beim Skat: Skat-Funktionär Wilfried Schlicht, Schulleiterin Dagmar Wertenbruch und die Teilnehmer einer neuen Arbeitsgemeinschaft der Gesamtschule Mechernich. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Mit Spaß beim Skat: Skat-Funktionär Wilfried Schlicht, Schulleiterin Dagmar Wertenbruch und die Teilnehmer einer neuen Arbeitsgemeinschaft der Gesamtschule Mechernich. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

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